223.000 Grazer sind am Sonntag wahlberechtigt und die könnten für eine gewaltige Sensation sorgen: eine kommunistische Bürgermeisterin Elke Kahr. Der seit 2003 amtierende ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl wird zwar zu 99,9 Prozent auch diese Wahl gewinnen, aber eine links-linke Mehrheit könnte ihn dennoch den Job kosten.
Die erfolgsverwöhnten ÖVPler zittern. Grund ist ein skurriles Graz-Spezifikum: verdammt erfolgreiche Kommunisten. Mit 20 Prozent wurden sie bei der letzten Graz-Wahl Zweiter hinter der ÖVP (33,8 Prozent). Glaubt man Meinungsumfragen, kann Kahrs KPÖ am Sonntag sogar noch zulegen und die ansonsten in ganz Österreich auf dem Vormarsch befindliche FPÖ auf Platz drei verweisen.
Kommunisten spenden Teil ihrer Gehälter
Zwei Koalitionen sind denkbar - einerseits eine Zusammenarbeit von ÖVP und FPÖ, aber das wird eng. Völlig offen ist dabei, ob sich Nagl mit der FPÖ einigen könnte. Wahrscheinlicher ist laut Umfragen eine links-linke Mehrheit aus KPÖ, Grünen und SPÖ mit einer KPÖ-Stadtchefin.
Gründe für die Stärke der KPÖ gibt es mehrere. Etwa den desolaten Zustand der SPÖ, die sich jahrelang zerfleischt hat und nun gar um die Zweistelligkeit bangt. Die Wähler honorieren aber vor allem, dass KPÖ-Politiker auf einen Teil ihrer Gage verzichten und spenden. So sitzen vor Kahrs Stadtratstür (sie ist zuständig für den Gemeindebau) täglich Hilfesuchende, die Unterstützung erhalten auch in Form von Geld. Politische Gegner kritisieren, dass das keine nachhaltige Sozialpolitik sei.
Das Schlusswort hat der Wähler. Es riecht nach Sensation.
Gerald Richter, Kronen Zeitung
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