Anlässlich seiner viertägigen Israel-Reise hat Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Dort legte der österreichische Regierungschef am "Tags des Gedenkens an Holocaust und Heldentum" am Sonntag einen Kranz nieder. Kern, der von einem "ewigen Unrecht" sprach, hatte bereits zuvor die Mitverantwortung Östereichs an den nationalsozialistischen Verbrechen betont und vom "dunkelsten Kapitel unserer Geschichte" gesprochen.
Kern nahm als erster österreichischer Kanzler überhaupt am offiziellen Staatsakt zum Holocaust-Gedenken teil und bezeichnete das als "eine große Ehre". Der SPÖ-Politiker war der einzige internationale Staatsgast und wurde daher von Präsident Reuven Rivlin ausdrücklich willkommen geheißen.
Netanyahu lobt US-Luftschläge auf syrische Militärbasis
Dieser strich in seiner Rede hervor, nicht jedes kritische Wort zu Israel könne einfach als antisemitisch abgetan werden. Allerdings sei die Zunahme des Antisemitismus besorgniserregend. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bedauerte in seiner Ansprache, dass Massenmord und Genozid auch nach der Shoa nicht verhindert worden seien.
Netanyau nannte Kambodscha, Ruanda, den Sudan oder Syrien als Beispiele. Es brauche daher energische Antworten, sagte Israels Premier und lobte den jüngsten US-Luftschlag unter der Ägide von Präsident Donald Trump gegen einen syrischen Militärstützpunkt nach dem mutmaßlich vom syrischen Regime unter Staatschef Bashar al-Assad durchgeführten Giftgasangriff mit Dutzenden Toten.
Bei dem emotionalen - aber wetterbedingt auch sehr kalten - Festakt im Freien wurden in sechs Schalen ebenso viele Flammen - eine für jede Million vernichteter Juden - von Holocaust-Überlebenden entzündet.
Start-up-Szene: Kern testet selbstfahrendes Auto
Am Montag besuchte Kern einen erfolgreichen Vertreter der derzeit boomenden israelischen Start-up-Szene. Der Autozulieferer Mobileye, der im März vom US-Chip-Giganten Intel für umgerechnet rund 14,4 Milliarden Euro übernommen wurde, arbeitet derzeit an Komponenten für selbstfahrende Autos. Und so eines durfte der Kanzler testen.
Bereits 2021 sollen rund 1000 selbstfahrende Wagen unterwegs sein, erklärte Co-Firmengründer und Geschäftsführer Ziv Aviram im Gespräch mit dem Kanzler. Kern interessierten dabei "weniger die technologischen Details" - wichtig seien neben Fragen der Verkehrssicherheit vor allem die Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsplätze. Immerhin sind in Österreich rund 300.000 Jobs mit der Automobilindustrie verbunden. Da sei es wichtig, "dass wir von Anfang an bei dieser Entwicklung dabei sind".
"Müssen Umfeld schaffen, damit Firmen bei uns bleiben"
Auch wenn das israelische Modell nicht eins zu eins auf Österreich übertragbar ist, bemerkte Kern einige Ansätze, die auch hierzulande Früchte tragen könnten. Etwa, dass bei der Forschung das Beste zählt, die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen und dass es nicht ohne privates Kapital geht. Auch regionale Schwerpunkte führen in Israel zum Erfolg. "Wir müssen das entsprechende Umfeld schaffen, damit die Unternehmen in Österreich bleiben", sagte Kern gegenüber der "Krone". Und Österreich müsse darauf schauen, in bestimmten Sektoren in die Weltklasse zu kommen, damit auch die Investoren kommen. "Bei der Umwelttechnologie sind wir dabei auf einem guten Weg", so der Kanzler.
Kronen Zeitung/krone.at
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