"Krone"-Interview

Warum immer den Macho raushängen, Herr Retzer?

Adabei
29.04.2017 16:53

Er hat es noch einmal geschafft! Otto Retzer, der Sprücheklopfer bei den ORF-"Dancing Stars", rettete sich am Freitag mit einem Samba über die fünfte Runde. Mit Conny Bischofberger sprach der Kärntner über sein Frauenbild, Felix Baumgartner und den Islam.

Samstagmorgen im Hotel Falkensteiner am Wiener Margarethengürtel: Punkt 9.30 Uhr geht der Lift auf und ein vergnügter Otto Retzer hüpft heraus. "Heute tun mir das erste Mal alle Knochen weh", stöhnt er zum Spaß und winkt dem Kellner. "Dieser Showtanz mit allen Paaren, wo sie mir eine Perücke aufgesetzt haben, war ganz schön anstrengend." Dann lässt sich der "Herr Dancing Star" in die Ledercouch fallen, schenkt Mineralwasser ein, und man sieht türkisfarbene Socken unter der Anzughose hervorblitzen. Dem 72-Jährigen sitzt der Schalk im Nacken. Wann immer sich ein paar Sekunden Pause ergeben, erzählt er mit seiner Brummbärstimme schon wieder einen schlechten Witz.

Conny Bischofberger im Gespräch mit Otto Retzer (Bild: Kronen Zeitung)
Conny Bischofberger im Gespräch mit Otto Retzer

"Krone": Herr Retzer, wie erklären Sie sich, dass Sie die fünfte Runde von "Dancing Stars" überstanden haben? Das Tanzen kann ja nicht der Grund gewesen sein ...
Otto Retzer: Die Rosi hat von Anfang an gesagt: "Also tänzerisch werden wir dieses Turnier nicht hoch gewinnen." - Grinst. - Wir trainieren wirklich jeden Tag hart. Aber wenn wir bei den letzten Schritten angekommen sind, habe ich die ersten schon wieder vergessen. Mittlerweile schreib' ich mir schon jeden Schritt auf … Es ist wirklich ein eigenartiger Hype um mich entstanden. Ich glaube, ich habe das der Russin zu verdanken, die gesagt hat: "Der Retzer gehört ins Altersheim." Das war meine Rettung.

Mit "der Russin" meinen Sie Jurorin Karina Sarkissova. Das hat Sie wohl sehr getroffen?
Ich war mit 21 Europameister im Wasserskifahren. Ich habe mir beim Skispringen den Oberschenkelhals gebrochen. Ich habe zwei riesige Halluxe. Hat sie eine Ahnung, wie man sich mit 72 fühlt, wenn man jeden Tag vier Stunden tanzt? Deshalb bin ich mit dem Rollator in die Show gegangen. Um zu zeigen, dass alte Menschen auch noch einmal was zusammenbringen können!

(Bild: Kronen Zeitung)

Als Sie mit den beiden anderen Paaren auf der Bühne standen, dachten Sie, es würde Sie und Rosi treffen?
Ich hab geahnt, dass die Niki Hosp weiterkommt, weil sie viele Fans hat. Insgeheim dachte ich mir dann schon, dass es den Volker treffen würde. Obwohl ich mir ja die ganze Woche über immer sage: Ich bin so froh, wenn ich am Freitag endlich heimfahren darf. Aber dann kommt der Freitag und auf einmal denkst du dir: Eine Woche geht noch! Ich werde auch den Tango kommende Woche noch schaffen. Da ist das Kostüm schon die halbe Miete.

Täuscht der Eindruck, oder reißen Sie sich nach der Empörung über Ihre Sprüche jetzt zusammen?
Ich nehme es mir immer vor. Aber es ist doch so. Je blöder die Sprüche, desto mehr Fans hast du. Ich habe wirklich viel für Pörtschach getan in meinem Leben, keine Sau hat's gekümmert. - Lacht. - Aber jetzt haben sie in Pörtschach einen Otto-Retzer-Fanclub gegründet. Und in Velden machen sie immer, wenn "Dancing Stars" läuft, ein Public Viewing. Angeblich habe ich aber auch besonders viele Fans in Linz.

(Bild: Kronen Zeitung)

Ihre Witzchen gefallen nicht allen. Ein User auf Twitter schrieb, das seien "sexuelle Übergriffe in der Prime Time".
"So, Rosi, jetzt gemma duschen" - das zu sagen war mein größter Fehler. Nur: Wie kann ein Mensch so blöd sein, das ernst zu nehmen? Die Rosi könnte meine Tochter sein. Ich hege und pflege sie. Von mir aus war da keine schmutzige Phantasie dabei, aber vielleicht bei manchen Zuschauern.

Sie haben während des Trainings auch "Kusspausen" verlangt.
Da haben wir schon sechs Wochen geprobt, jeden Tag vier Stunden zusammen getanzt, und ununterbrochen ist eine Kamera dabei. Dann sag ich einmal: "Komm, bauen wir doch mal eine Kuss-Szene ein!" Und dann wird das so geschnitten, als würde ich ununterbrochen nur übers Schmusen reden. Das war als Schmäh gemeint.

So wie der Sager mit den Jungfrauen?
Das sagt man beim Militär heute noch: Wenn die Schuhe nicht passen, dann sucht man eine Jungfrau im Dorf, die reinpieselt. Ich weiß in dem Moment, wo ich sowas sage, eh, dass es ein Fehler ist. Deshalb habe ich mir vorgenommen, mich ab sofort ein bisschen zurückzunehmen.

Sie haben auch erklärt, dass Ihre Hebamme Sie entjungfert hätte.
Das war natürlich ein Scherz. Da hat ein Interview mehrere Stunden gedauert und ich wollte das mit einem Tusch beenden. Das haben dann tatsächlich manche geglaubt. Ich bin ganz spät entjungfert worden, erst mit 21. Aber natürlich nicht von meiner Hebamme.

Otto Retzer im Video: "Meine Hebamme hat mich entjungfert"

Häuptling Lose Zunge?
Ja, genau! Solche Sachen rutschen mir einfach heraus.

Warum müssen Sie dabei immer den Macho raushängen lassen?
Ich bin privat gar kein Macho. Ich rede nur blöd. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Auch wenn ich einmal einen rassistischen Witz mache: Ich kann kein Rassist sein, weil meine Frau stammt aus Mauritius und meine Kinder sind leicht koloriert. In der Maske bei "Dancing Stars" zum Beispiel, da bin ich von allen zehn Frauen der ungekrönte Liebling. Weil ich sie alle verwöhne und nett zu denen bin. Ein Kavalier eben.

Könnte es sein, dass Sie eine Entwicklung verschlafen haben? Nämlich, dass es für Sexismus heute keinen Applaus mehr gibt?
Ja. - Denkt kurz nach. - Ich gebe zu, dass ich eine große Schwäche habe. Ich erzähle ganz gerne schlüpfrige Witze. Ich bin Mitglied beim größten, ältesten Stammtisch von München. Da sitzen lauter Männer und erzählen sich die ganze Zeit Witze, natürlich sind auch schlüpfrige dabei. Aber wenn eine Frau dazukommt, dann wird sie trotzdem hofiert und eingeladen und zuvorkommend behandelt. Das tut mir schon ein bisschen weh, dass das heutzutage nicht mehr möglich ist. Dass du gleich sexistisch bist, wenn du einen Witz mit: "Kommt eine blonde Frau mit einem Minirock daher" beginnst.

(Bild: Kronen Zeitung)

Aber das IST sexistisch.
Ich habe mit sehr schönen Frauen gearbeitet. Uschi Glas zum Beispiel! Sie hat mir immer, wenn ich ein bissl sexistisch war, gleich eine gegeben.

Kommt das öfter vor?
Nein, im Gegenteil! Wenn ich rübergehe zum Billa, eine "Krone" kaufen, dann sagt die Kassierin: "Herr Retzer, Sie sind eingeladen!" Wenn ich in ein Lokal komme, wollen sogar Junge Autogramme von mir. Das hat natürlich auch viel mit der Rosi zu tun. Und wenn ich mit meinem Auto an einer Bushaltestelle vorbeifahre, dann vergessen die alten Leute, in den Bus einzusteigen, weil sie mir zuwinken.

Könnte es vielleicht am Auto liegen?
Nein, das ist ein ganz normaler Honda. Auf der Tür steht: Otto Retzer "Dancing Stars". Das ist doch rührend! Das gab es nicht einmal in meinen erfolgreichsten Zeiten als Schauspieler und Regisseur. Diese Sendung hat irgendeinen … ich weiß nicht … Sex-Appeal.

Ist Ihre Frau eifersüchtig?
Meine Frau war nie eifersüchtig. Obwohl ich immer noch gerne schöne Frauen mag. Aber die Leute werden doch nicht glauben, dass ein Mann, der vor eineinhalb Jahren fast an einer Prostata-OP gestorben wäre, noch immer hinter jungen Madeln her ist.

War Treue eine Kategorie in Ihrer Ehe?
Nein. Meine Frau hat mich nie gefragt. Ich glaube, das ist das Geheimnis einer langjährigen Ehe.

(Bild: ORF)

Würden Sie Ihrer Frau umgekehrt auch einen Seitensprung verzeihen?
Nein. Sagen wir so: Ich würde meine Frau nicht wegen eines Seitensprungs verlassen. Aber verzeihen … Wenn ich das jetzt behaupte, dann macht sie es vielleicht noch. - Lacht.

Gendern Sie?
Was ist gendern?

Die Verwendung der weiblichen Sprachform.
Ach so, das -Innen! Mich stört das überhaupt nicht. Auch die Töchter in der Bundeshymne: Ich verstehe Gabalier nicht, dass er da so drauf herumreitet. Nur, wenn wir ganz ehrlich sind, dzen überall Frauen.

Ist doch super.
Ich finde es eh toll. Aber es sollte doch nicht so sein, dass wir Männer in Zukunft nur noch die Kabel tragen und die Frauen führen Regie.

Wie fanden Sie das Palmers-Plakat mit den "Osterhöschen"?
Es war dumm von Felix Baumgartner, die Frau Milborn anzugreifen. Der ist genauso dumm wie ich, der Baumgartner. Der redet, bevor er denkt.

Conny Bischofberger mit Otto Retzer (Bild: Kronen Zeitung)
Conny Bischofberger mit Otto Retzer

Und die Kopftuch-Aussage des Bundespräsidenten?
Ich weiß nicht, was er damit gemeint hat. Ich versteh diesen Satz gar nicht. Zum Kopftuch ist Folgendes zu sagen: Ich habe ja in den ganzen Ländern, aus denen diese Frauen kommen, gedreht. Bali zum Beispiel, die Trauminsel Lombok. Nur Lombok ist absolut muslimisch. Auf dieser Insel gibt es keine Blumen, es gibt keine Musik, alle sind verschleiert. Das einzige, was du hörst, ist 18 Mal am Tag den Muezzin. Das ist nicht schön für uns Europäer. Aber so ist es einfach. Je mehr Muslime zu uns kommen, desto weniger werden wir Blumen und Musik haben.

Herr Retzer, haben Sie eigentlich schon einmal nachgedacht, was nach "Dancing Stars" sein wird?
Ja, denn ich habe etwas Ähnliches schon einmal erlebt. Beim "Schloss am Wörthersee" dachte ich, jetzt bist du sowas wie Michael Jackson. Aber der Ruhm war dann ganz schnell vorbei. Das wird auch bei "Dancing Stars" so sein. Deshalb habe ich mir geschworen, erstens den Großglockner zu besteigen und zweitens den Jakobsweg zu gehen. Es wird gut sein, ein bisschen runterzukommen.

(Bild: Kronen Zeitung)

Wo werden Sie da landen?
Da, wo ich vorher war. Ich werde wieder die Wörthersee-Glatze sein. Ein Titel, den ich nie gemocht habe. Aber Journalisten geben einem nun mal Titel, die man nie mehr loswird. Das ist ja auch bei Ingrid Flick so. Eine Frau, die zwölf Stunden am Tag arbeitet, bezeichnen Medien als "Milliardärswitwe". Wahrlich kein Verdienst.

Was soll einmal auf Ihrem Grabstein stehen?
Retzer rollt die Augen. - Ganz klar: "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!"

Zur Person
Geboren am 13. September 1945 in Lölling, Kärnten. Der Vater ist Landwirt, die Mutter Postbotin. Retzer arbeitet als Kellner, Discjockey und Wasserskilehrer, bevor ihn Carl Spiehs für den Film entdeckt. Bekannt wird er als Gastarbeiter Josip in der TV-Serie "Ein Schloss am Wörthersee". Als Regisseur dreht er 96 Filme und Serien wie "Das Traumhotel" oder "Klinik unter Palmen". Verheiratet mit Shirley. Das Paar hat zwei Kinder: Olivia ist 35 und Filmcutterin, Michael (30) arbeitet als Filmproduzent.

Interview: Conny Bischofberger

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(Bild: kmm)



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