Ein Untersuchungsausschuss soll den überbezahlten Ankauf von 15 Eurofightern für 1,3 Milliarden Euro klären. Gleichzeitig sucht Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) nach einer effizienten Lösung für die zu teure Luftraumüberwachung. Die "Krone" absolvierte deshalb einen Lokalaugenschein in Italien und schaute sich den Kampfjet Aermacchi M-346 ganz genau an - einen Kampfjet, den wir uns leisten könnten ...
Astronomische 80.000 Euro verschlingt mittlerweile eine einzige Flugstunde eines Eurofighters. "Insgesamt kosten uns der militärische Betrieb und die Pilotenausbildung rund 100 Millionen Euro im Jahr", nennt Luftwaffenchef Brigadier Karl Gruber eine weitere alarmierende Zahl.
Eine himmelhohe Finanzbelastung für das Militär, die bei Minister Doskozil die Alarmglocken schrillen hat lassen. Zumal in nur drei Jahren auch die rot-weiß-rote SAAB-105-"Uralt-Flotte" ihre Zulassung verliert. 2020 bleiben dann auch die letzten 20 der 1970 angeschafften 40 "Schwedenbomber" - die Hälfte davon ist abgestürzt oder technisch bereits tot - für immer am Boden.
Luftraumüberwachung muss viel effizienter sein
Wie berichtet, hat der SPÖ-Minister darauf reagiert und eine Sonderkommission eingesetzt. Experten sollen ihm bis Ende Juni vernünftige Alternativen zum derzeitigen Eurofighter-Steuergeldverbrennungs-System präsentieren. "Ich bekenne mich zu 100 Prozent zur Aufgabe der Luftraumüberwachung. Aber sie muss wirtschaftlich viel effizienter werden", so die klare Ansage des Verteidigungschefs.
Die "Krone", die von Anfang an - wie Millionen Österreicher - gegen den Ankauf des "(T)euro-Fighters" war, absolvierte deshalb einen Lokalaugenschein in einer italienischen Luftwaffenschmiede in Venegono bei Mailand sowie auf der Luftwaffenbasis in Lecce-Galatina.
Mit Donnerdröhnen heben bei unserem Besuch am Stiefelabsatz Italiens jene Jets im Stundentakt ab, die sich Österreich leisten könnte. Der Stückpreis ist noch völlig offen, geheim und hängt von vielen Faktoren ab. Er dürfte bei 35 Millionen Euro liegen. Allerdings könnten diese Flugzeuge dank professioneller Schulungs- und virtueller Simulationssysteme jene Wahnsinnssummen, die Österreichs Steuerzahler für seine Luftwaffenpiloten berappt, erheblich senken.
"Eine M-346-Flugstunde mit einem unserer Kampfjettrainer kostet etwa 10.000 Euro", nennt Pierpaolo Spera, Marketingchef der Hightech-Flugzeugschmiede "Leonardo", eine transparente Zahl - eine Trainingsstunde ist also um ein Achtel dessen zu haben, was für eine Lehrstunde im Eurofighter zu zahlen ist.
"Ein Riesenvorteil unserer Maschinen besteht darin, dass unsere 'Master', wie wir sie nennen, von zwei Piloten - also einem Trainer und einem Schüler - geflogen werden können", so der Stützpunktkommandant. Ein Blick ins Cockpit reicht, und jedem ist sofort klar, welche Sicherheit ein Fluglehrer im Rücken bietet: die gleiche wie ein Fahrlehrer bei der Führerscheinausbildung.
Eurofighter wie Ferrari, "Master" gleicht Porsche
So drängt sich die Frage auf, wie ein "Master" im Vergleich zum Eurofighter als Sportwagen ausfallen würde. "Wie ein Porsche zum Ferrari. Nahe Ziele erreicht der 'Master' nur Sekunden später", so Testpilot Mauro aus Neapel. Er fliegt beide Typen, kennt beide.
Und wie beim Autokauf fragt der Reporter zuletzt nach dem Hauptargument, das für den Azzurro-Jettrainer spricht. "Mit unserer Maschine übernehmen wir auch den Luftpolizeidienst: Wir kontrollieren kleine Maschinen, Helikopter, Ballone, Drohnen etc. - also Fluggeräte, die Terroristen einsetzen", so die Antwort.
Wie gesagt, das war kein Kaufbesuch, sondern ein "Krone"-Lokalaugenschein, der allerdings überzeugte.
Daten und Fakten: Aermacchi M-346 The Master
Christoph Matzl, Kronen Zeitung
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