Zahlreiche Tote
Hochhaus-Inferno in London: 127 Wohnungen in Brand
Drama im Westen Londons: Ein Hochhaus mit 24 Stockwerken und 127 Wohnungen stand in Vollbrand. Das Feuer brach in der Nacht auf Mittwoch gegen 1.15 Uhr aus. Die Polizei berichtete Mittwoch Abend, dass mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen sind. Knapp 70 Patienten wurden laut Angaben der Rettungskräfte in Spitälern behandelt, 18 von ihnen seien in einem kritischen Zustand. Die Feuerwehr sucht weiter nach Eingeschlossenen. Trotz der Katastrophe blieb das Hochhaus bis zum Abend stabil genug, um darin nach eingeschlossenen Menschen zu suchen.
Haus nicht einsturzgefährdet - Löscharbeiten dauern an
Laut Augenzeugen seien Menschen aus dem Gebäude gesprungen und hätten um ihr Leben geschrien. Feuerwehr und Polizei in der britischen Hauptstadt waren im Großeinsatz. Es gab Befürchtungen, das Gebäude könnte einstürzen. Am Abend gab es schließlich Entwarnung: Spezialisten hätten den Sozialbau untersucht und für sicher befunden. Es bestehe keine Gefahr für die Feuerwehrleute, die noch am Mittwoch Abend mit Löscharbeiten beschäftigt waren. Der Einsatz wird nach Angaben der Polizei mehrere Tage dauern.
Das Feuer brach in der Nacht auf Mittwoch gegen 1.15 Uhr Ortszeit (2.15 Uhr MESZ) aus. Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben binnen weniger Minuten bei dem brennenden Hochhaus. Laut Einsatzkräften hatte sich das Feuer ab dem zweiten Stock über alle Etagen des Grenfell Towers mit mehreren Hunderten Bewohnern ausgebreitet. Die Brandursache sei noch unklar.
Auf Twitter äußerten gerettete Bewohner den Verdacht, ein defekter Kühlschrank könnte die Brandursache für das Flammeninferno gewesen sein. Vonseiten der Behörden gab es dazu noch keine Meldungen.
Polizist: "Zahl der Toten wird wahrscheinlich steigen"
Nach stundenlangen Lösche- und Rettungsarbeiten steht es fest: Zwölf Menschen sind bei dem Feuer in London bereits ums Leben gekommen. "So traurig es auch ist, diese Zahl wird wahrscheinlich noch ansteigen", sagt ein Londoner Polizist gegenüber BBC. Schließlich liegen knapp 70 Personen in sechs umliegenden Krankenhäusern, 18 von ihnen schwertverletzt. Rund 200 Feuerwehrleute waren bei der Katastrophe im Einsatz, teilweise die ganze Nacht. Sie versuchten bis in die Morgenstunden das Feuer samt allen Glutnestern zu löschen. Für die Opfer des Brandes, die nun obdachlos sind und keinen Unterschlupf finden - insgesamt geht es um 44 Haushalte -, wurden Notunterkünfte im nahegelegenen Westway Sportcenter eingerichtet. Familien mit Kindern und ältere Personen hätten hierbei absoluten Vorrang, hieß es.
Reporter: "Trümmerteile flogen aus Gebäude"
Fernsehmoderator George Clark, der in der Nähe wohnt, sagte dem Sender BBC Radio 5 in den Morgenstunden, er könne Menschen ganz oben auf dem Hochhaus sehen. Er habe zunächst gedacht, dass eine Alarmanlage in einem Auto losgegangen sei, und habe dann die Glut durch die Fenster gesehen. "Ich wurde mit Asche bedeckt, so schlimm ist es. Ich bin 100 Meter weg und ich bin vollständig mit Asche bedeckt." Wie ein Reporter der Deutschen-Presse-Agentur berichtete, flogen Trümmerteile aus dem Gebäude. Hin und wieder knallte es in dem 27-stöckigen Gebäude.
Menschen machten per Taschenlampen auf sich aufmerksam
Menschen seien nach Angaben eines Augenzeugen aus dem brennenden Gebäude gesprungen. Viele seien verzweifelt an den Fenstern gestanden und hätten um ihr Leben geschrien. Manche hätten versucht, per Mobiltelefon Hilfe zu holen oder mit Taschenlampen auf sich aufmerksam zu machen, wie Nachbarn britischen Medien berichteten. Hunderte Menschen seien in Sicherheit gebracht worden.
Video: Großbrand in London kilometerweit zu sehen
40 Löschfahrzeuge und 200 Mann im Einsatz
Die Feuerwehr war eigenen Angaben zufolge mit 200 Einsatzkräften und 40 Löschfahrzeugen vor Ort. Ein Feuerwehrmann sagte, die Einsatzkräfte würden Atemmasken tragen, die Arbeit sei extrem hart und die Bedingungen sehr schwierig. "Das ist ein großer und sehr schwerwiegender Vorfall." Man habe zahlreiche Helfer und Spezialisten entsandt.
Die Polizei wurde eigenen Angaben zufolge kurz nach 1 Uhr Ortszeit alarmiert. Mindestens 50 Menschen seien bisher verletzt worden. Die Verletzten seien wegen Rauchgasvergiftungen in fünf verschiedene Krankenhäuser gebracht worden, teilten die Rettungskräfte mit. Die Zahl der Toten und Verletzen könne noch steigen.
Wurden Bewohner angewiesen, in Wohnungen zu bleiben?
Londons Bürgermeister Sadiq Khan sprach von einem "bedeutenden Vorfall" - eine Bezeichnung der britischen Behörden für eine Lage, die besondere Vorkehrungen durch einen oder mehrere Rettungsdienste erfordert. Weiters sagte Khan, die Frage des Brandschutzes in Londoner Hochhäusern werde untersucht werden müssen. Einige Bewohner hatten demnach berichtet, sie seien angewiesen worden, sie sollten im Fall eines Feuers in ihren Wohnungen bleiben. "Diese Fragen sind wirklich wichtig und müssen beantwortet werden", sagte Khan dem BBC-Radio. In London gebe es sehr viele Hochhäuser "und wir können nicht dulden, dass die Sicherheit von Menschen durch fragwürdige Anweisungen gefährdet wird, oder, falls wirklich zutrifft, was angedeutet wurde, dass Hochhäuser nicht ordnungsgemäß gewartet und betreut werden".
"Gebäude ist verloren"
Der britische Schauspieler Tim Downie, der 600 Meter von dem brennenden Hochhaus entfernt wohnt, sagte der britischen Nachrichtenagentur Press Association, er befürchte, der Tower könne einstürzen. "Es ist entsetzlich. Das ganze Gebäude ist in Flammen gehüllt. Es ist verloren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieses Gebäude zusammenbricht." Nach Angaben des Stadtbezirks Royal Borough of Kensington and Chelsea sind in dem Hochhaus 120 Wohnungen. Es wurde 1974 errichtet.
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