Wie seit einigen Jahren bekannt, werden Kindern an österreichischen Schulen auch türkische Texte zu Übungszwecken vorgelegt, um daraus Umlaute herauszufiltern. Diese Praktiken riefen jetzt den Salzburger FPÖ-Gemeinderat Erwin Enzinger auf den Plan. So stellte dieser eine Anfrage an die SPÖ-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer, ob solche Texte auch an öffentlichen Schulen der Stadt Salzburg im Einsatz seien. Die Politikerin nahm dies zum Anlass, ihrem Kollegen in einem im Web viel beachteten Antwortschreiben Nachhilfe in Sachen türkische Einflüsse auf die österreichische Kultur zu geben.
Erst vor wenigen Tagen hat die Meldung, dass in Kindergärten der Stadt Salzburg keine Schweinefleischprodukte kredenzt werden, für heftige Diskussionen gesorgt. Während die FPÖ einen Versuch ortete, "für Zuwanderer ein entsprechendes Essensangebot zu schaffen", zeigte sich Hagenauer ob der Aufregung überrascht. So gebe es zwar keinen "Erlass" an sich, Schweinefleisch würde aber schon seit rund fünf Jahren nicht mehr auf den Tellern der Kinder landen.
Ärger über türkische Texte im Unterricht
Große Verwunderung dürfte auch der Brief des FPÖ-Gemeinderats Enzinger bei Hagenauer ausgelöst haben, der am 20. Juni auf ihrem Schreibtisch landete. "Wie den Medien zu entnehmen ist, gibt es in öffentlichen Schulbüchern Hausaufgaben, in denen Volksschüler Umlaute erkennen sollen, indem ihnen türkische Texte vorgelegt werden, aus denen sie z.B. alle Ü's erkennen sollen", schreibt Enzinger. Es stelle sich daher die Frage, "inwieweit diese Praktiken in Salzburg angewendet werden und ob es in der deutschen Sprache nicht genug Texte gibt, mit denen wir unseren Kindern die Muttersprache näher bringen können."
"Habe mir gedacht, probieren wir es mal so"
"Diese Art von Anfrage habe ich nun schon zum zweiten Mal von Herrn Enzinger bekommen", erzählt die Vize-Stadtchefin am Mittwoch im Gespräch mit krone.at. Schon damals habe sie ihrem Kollegen erklärt, dass sie für diese Belange schlichtweg nicht zuständig sei. Da Enzinger aber nun zum wiederholten Mal sein Anliegen an sie gerichtet habe, wollte sie dieses Mal nun doch auf seine Frage eingehen. "Ich habe mir gedacht, probieren wir es mal so", erzählt Hagenauer.
Joghurt-Verbot und Verzicht auf Kaffee?
Und so widmete sich die Politikerin in ihrem Antwortschreiben sogleich einigen türkischen Einflüssen, die sich in Österreich längst etabliert haben: "Bei der Gelegenheit darf ich darauf hinweisen, dass die Stadt Salzburg seit Jahren ein von den Türken entwickeltes Lebensmittel in Kindergärten, Schulen und Seniorenwohnhäusern zum Einsatz bringt: Joghurt." Mit einem Augenzwinkern schlägt Hagenauer vor, neben einem Verbot von Joghurt auch die Rückkehr zu den Römischen Zahlen und Ziffern und den Verzicht von Kaffee anzudenken. Zudem sollten Worte türkischen und arabischen Ursprungs wie Fisole, Zucker oder Haschisch künftig vermieden werden.
"Es gibt keinen Krieg zwischen uns"
Laut Hagenauer habe auch Enzinger den Seitenhieb der Politikerin mit Humor genommen: "Wir haben uns bei der Gemeinderatssitzung gesehen und beide darüber gelacht. Es gibt keinen Krieg zwischen uns", so Hagenauer. Enzinger äußerte sich am Mittwochnachmittag gegenüber krone.at, dass es die FPÖ mittlerweile gewohnt sei, "sarkastische und unvollständige Antworten" auf ihre Anfragen zu bekommen. Dass Hagenauer für die Unterrichtsmaterialien an Schulen gar nicht zuständig sei, sieht Enzinger jedenfalls anders, schließlich habe die Vize-Stadtchefin das Ressort "Soziales" inne.
Hagenauer selbst sieht die Verwendung von türkischen Texten im Unterricht übrigens entspannt: "In deutschen Texten sind ja gar nicht so viele Umlaute zu finden. Da müssten die Kinder lange suchen. Durch die Verwendung der türkischen Texte gibt man den Kindern ein Erfolgserlebnis. Das ist doch gscheid."
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