Schon als Landespolitiker war der frühere oberösterreichische SPÖ-Chef Josef Ackerl verhaltensoriginell. Jetzt, mit 71 Jahren, wird er zum unwillkommenen "Wahlhelfer" für Kanzler Christian Kern: Auf Facebook wettert der Sozialdemokrat gegen ÖVP-Hoffnung Sebastian Kurz - mit äußerst bösen Worten.
Psychologen nennen solche Botschaften im Internet Hasspostings - und davon sind auf Ackerls Facebookseite nicht wenige zu finden: Fast täglich attackiert der dem linken Flügel zugehörige Rote den schwarzen Kanzlerkandidaten. Am 16. Juli klopfte Ackerl das in die Tastatur: "Wann beginnt Kurz zu arbeiten? Es heißt ja, der Faule wird am Abend fleißig. Dürfen wir hoffen?" Ein paar Tage davor war ihm diese Aussage eingefallen: "Warum ist Kurz noch immer da? Er ist eine Belastung für das anständige Österreich."
Ackerl im Wahlkampfmodus
Der frühere Sozialreferent der oberösterreichischen Landesregierung hat es sich in der Polit-Pension zur Aufgabe gemacht, auf seine Art und Weise Wahlkampf für Bundeskanzler Kern zu machen - was viele in der Partei aber für komplett überflüssig halten.
Ackerl fällt nicht zum ersten Mal mit Postings auf. 2013 nannte er Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und Ex-Ministerin Maria Fekter (beide ÖVP) "Sandler". Kathrin Nachbaur, Ex-Mitstreiterin von Frank Stronach, nannte er "Stronach-Tussi".
Kommentar von Claus Pándi: Hilflose Wut
Ein wenig kann man die Wut auf Sebastian Kurz in weiten Teilen der SPÖ sogar verstehen. Da strampelt sich Christian Kern mit "Plan A", Pizzaboten-Video und Verwaltungsreform-Referendum ab, und dann geht das alles unter wie eine bleierne Ente. Wenn dazu noch desaströse Umfragen in Kerns Wahlkampfzentrale eintrudeln, liegen die Nerven endgültig blank. Dann greift die Wut um sich, die letztlich nur ein Ausdruck völliger Hilflosigkeit ist.
Zu entschuldigen sind die niveaulosen Attacken, die aus den Reihen der SPÖ gegen den Spitzenkandidaten der ÖVP abgefeuert werden, dennoch nicht. Das ist weit entfernt von einer sachlichen Auseinandersetzung. Das geht nicht einmal im Wahlkampf, in dem die üblichen Regeln des Anstands ohnehin recht weit gedehnt werden können.
Es mag auch sein, dass Sebastian Kurz ein beneidenswertes Glückskind ist, dem vieles zufällt und an dem Kritik spurlos abperlt. Seine politischen Mitbewerber mögen das als provozierend empfinden. Beschimpfungen aus den unteren Schubladen sind aber nicht die geeignete Reaktion für eine Partei, die weiter den Kanzler stellen will.
Es steht auch in krassem Gegensatz zu jenem Christian Kern, der sich in der Öffentlichkeit stets einer noblen Wortwahl in eleganter Garderobe bedient. Der SPÖ-Chef wäre gut beraten, wenn er nicht nur von den anderen Ernsthaftigkeit und Mäßigung einfordert, sondern seine Ermahnungen vor allem an seine eigenen Leute richtet.
Robert Loy, Kronen Zeitung/krone.at
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