In seinem Kleiderkasten hängen vier Trachtenanzüge und drei Lederhosen. Gerald Forcher trägt sie gerne und das passt in sein Vorhaben: Er will in Salzburg ein anderes Bild von der Sozialdemokratie zeigen. Auch an Stammtischen. Das Wichtigste für den neuen Mann im Spitzen-Team bleibt: Die Bodenhaftung nie verlieren!
Vater Reinhard Landwirt, dann im Stahlwerk von der VOEST, bis zur Pensionierung schließlich Lastwagen-Fahrer. Mutter Gudrun Kindergärtnerin: "Wo hast Du schon eine eigene Chauffeurin, die dich dorthin bringt?"
Am 12. August 1977 ist Gerald Forcher geboren, genau zur "TV-prime-time" um 20 Uhr 13, in Judenburg aufgewachsen. Volksschule, Hauptschule, Polytechnikum, drei Jahre Industriekaufmann gelernt, bei der Austria-Antriebstechnik.
Eine tolle Firma, doch der junge Gerald Forcher wunderte sich: Da lief das Geschäft mit den Elektromotoren bestens, die Chefs ermunterten ihre treuen Angestellten, Aktien zu kaufen. Und die verloren auf einmal an Wert.
Ja, es ist ein Hinweis auf die aktuelle Spekulationsaffäre: Wie ist dieses Spiel zu erklären? Warum hat keiner das gestoppt?
Bei Forcher fällt das analytische Denken auf, Daten und Fakten merkt er sich so gut wie sein TV-Namenskollege: Am 31. August 1997 die Reise nach Salzburg, die alles veränderte.
Schon in der Steiermark als Jugendvertrauensrat tätig, hatte er das Angebot angenommen, Jugendsekretär der Gewerkschaft an der Salzach zu werden.
Die brutale Realität holt in Salzburg jeden ein: 6.800 Schilling Miete für die 32 Quadratmeter kleine Wohnung. Die Preise für das tägliche Leben: Nicht vergleichbar mit dem Mürztal.
Weiterbildung: Sozialakademie in Wien, Betreuung von Konzernen.
Karrieresprünge: 2012 Geschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten, dann Vorsitzender der roten Fraktion im ÖGB. Zwei Namen nennt er immer wieder: Siegfried Pichler und Walter Steidl.
Was macht einen guten Gewerkschafter aus?
Was macht einen guten Gewerkschafter aus? Hat sich das nicht alles von selbst versenkt? Gibt es eine Zukunft?
"Die Bodenhaftung darfst du einfach nicht verlieren!" sagt Gerald Forcher und präzisiert das Credo in blitzschnell benannten Themen-Bereichen:
Haben die Menschen eine Arbeit? 14.000 suchen eine. Best-Marke in Österreich, aber noch immer zu viel. Was verdienen sie? Was brauchen Sie zum Überleben im Hochpreis-Land? Können Sie sich das Wohnen leisten?
Wenn der arge Stau die Freizeit auffrisst
Wie viel Zeit bleibt ihnen zum Leben? Frisst ihnen der arge Stau die Freizeit weg? Wollen sie in Salzburg bleiben oder müssen sie rüber nach Oberösterreich flüchten, wo alles billiger ist und die Verfahren schneller ablaufen?
So wie der zugewanderte Steirer: Sie wollen in Salzburg bleiben, in ihrer Heimat.
Die Ideologie will er nicht über Bord werfen, aber Berührungsängste wird er nicht zeigen. Ein Abgeordneter geht überall hin, zum Kameradschaftsbund, ins Bierzelt und zu den Trachten-Aufmärschen, meint er.
Eine Umfrage unter Jugendlichen hat es gezeigt: Brauchtum schätzen sie alle. Und der Nikolo im Kindergarten, der muss bleiben.
Natürlich: Der Landesparteitag wird das beschließen, was auf den vielen bunten Plakaten steht: Walter Steidl als Nummer Eins, dahinter die Lebensmittel-Technikerin Stefanie Mösl aus Eugendorf und dann schon Gerald Forcher. Ein Zufall: In roten Versalien ist der Name Gerry gedruckt und daneben steht - in ebensolcher Schrift - "sicher die Zukunft."
Das Dreier-Team und der Ballhausplatz
Ein Dreier-Team seien sie, Steidl versteht sein Geschäft. Schon bei der Kür von Christian Kern zog er von seinem Kurzzeit-Quartier beim Wiener Hauptbahnhof die Fäden bis zum Ballhausplatz, dem Zentrum der Macht in der Republik.
Unvergessen die Szene: Der in Wien wenig bekannte Walter Steidl steigt vor dem Kanzleramt aus einem Taxi und wird von dutzenden Kamerateams belagert und befragt. Steidl hatte die Bundesländer-Front organisiert, nachdem Werner Faymann - ziemlich unsolidarisch - abgepfiffen worden war.
Wir kommen noch einmal auf die Jobs zu sprechen, vor allem auf jene, die vielleicht ziemlich rasch entstehen könnten. Und da sind wir prompt beim Thema.
Der Europark ist ein symbolhaftes Beispiel
Mit Unterschriften-Aktionen hat sich Gerald Forcher für den Europark stark gemacht. Nicht für eine bauliche Ausweitung, sondern für die Umwandlung bestehender Lagerflächen. Hunderte Jobs bringe das. Von den Verkäufen im Internet könnten die Menschen in Salzburg nicht leben, Konzerne in fernen Ländern profitieren davon, Steuern zahlen sie keine. "Das Ohrwaschel bei den Leuten": Es mache heutzutage keinen Sinn, Versprechungen abzugeben, die man nicht halten kann. 15.000 sind bei der Gewerkschaft der Privatangestellten und jede Stunde könne jeder austreten. So müsse man für jedes Mitglied kämpfen.
Auf der politischen Bühne sehr viel bewegen
Das habe er sich vorgenommen: Viel in der Politik bewegen. Auf der Stelle, an die ihn die Salzburger Wähler Ende April 2018 positionieren werden.
Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung
STIERWASCHER
"Ans verbindet den roten Forcher mit dem Sepp Forcher: Er wünscht sich bei der nächsten Wahl genau so viel Stimmen wie der klingende Sepp Zuschauer hat . . ."
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