Am Montag hat es große Aufregung um Tal Silberstein gegeben. Der Berater von Bundeskanzler Christian Kern wurde in Israel verhaftet. Die SPÖ trennte sich daraufhin von ihrem Berater. Aber wer ist dieser Mann eigentlich, der in der Vergangenheit schon Alt-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sowie die umstrittene ehemalige ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko oder die NEOS in Wahlkämpfen beraten hatte? krone.at klärt auf.
Tal Silberstein wurde am Montag gemeinsam mit Geschäftsmann Beny Steinmetz verhaftet. Beiden wird vorgeworfen, neun Millionen Euro für Schmiergeld bereitgehalten zu haben, um eine Lizenz zum Schürfen von Eisen in Guinea zu erhalten. Ebenso besteht vor allem gegen Steinmetz der Verdacht, Millionen Dollar Schmiergeld für den Präsidenten von Guinea bereitgehalten zu haben. Ein Gericht in der israelischen Stadt Rischon Lezion verfügte am Montag, dass die beiden vier Tage in Haft bleiben müssen.
Timoschenko musste mehrere Jahre ins Gefängnis
Christian Kern war nicht der einzige Regierungschef, den Tal Silberstein beraten hat. Der Polit-Profi war auch schon für Israels ehemaligen Ministerpräsidenten Ehud Barak tätig. Außerdem beriet er die bekannte Ukrainische Ex-Ministerpräsidentin und spätere Oppositionsführerin Julia Timoschenko. Gegen Timoschenko wurden nach dem Verlust ihres Regierungsamtes mehrere juristische Verfahren eingeleitet.
Unter anderem wurde ihr vorgeworfen, sie habe versucht, Richter des obersten Gerichtshofes in der Ukraine zu bestechen. Außerdem wurde Timoschenko im Zusammenhang mit der Aushandlung von Erdgas-Verträgen mit Russland wegen Amtsmissbrauchs verurteilt. Im Oktober 2011 hatte ein Kiewer Gericht Timoschenko zu sieben Jahren Haft verurteilt. Später drohten ihr weitere zwölf Jahre Gefängnis, da sie in einen Mord verwickelt gewesen sein soll. 2014 wurde Timoschenko aus der Haft entlassen.
Tal Silberstein: SPÖ, dann NEOS, dann wieder SPÖ
Tal Silberstein ist österreichischen Polit-Insidern, insbesondere bei der SPÖ, schon lange ein Begriff. Schon vor 16 Jahren war Silberstein erstmals für die Sozialdemokraten tätig gewesen. Damals konzipierte er Michael Häupls Kampagne für die Wien-Wahl 2001.
Bei Wien-Wahl 2015 für NEOS tätig
2002 und 2006 arbeitete er außerdem für Alfred Gusenbauer. Immer mit dabei war damals auch Bill Clintons ehemaliger Berater Stanley Greenberg. Etwas eigenartig ist der weitere Verlauf seiner österreichischen Beraterlaufbahn: 2015 war Silberstein für die NEOS bei der Wien-Wahl tätig - und das angeblich völlig kostenlos.
Normalerweise soll er für seine Beratertätigkeit bis zu sechsstellige Summen kassieren. Nach diesem kurzen Intermezzo kehrte er bekanntlich wieder zu den Sozialdemokraten zurück und fungierte als Kerns Berater.
Silberstein gilt als Spezialist für Negativ-Kampagnen
Silberstein gilt als Spezialist für "Negative Campaigning", also Wahlkampagnen, in denen eher die Schwächen und Nachteile des Gegners im Fokus stehen als die Stärken des eigenen Kandidaten. Dadurch erscheinen die Parteiwechsel in einem völlig anderen Licht: Als ehemaliger Berater des Gegners kann man einer Partei natürlich ordentlich Zündstoff für eine Negativ-Kampagne liefern. ÖVP-Generalsekretärin Elisabeth Köstinger warf der SPÖ jüngst "Dirty Campaigning" und "schlechten Stil der alten Sorte" vor. Die ÖVP werde sich am "gegenseitigen Anpatzen" nicht beteiligen, versicherte sie außerdem.
So reagiert das Netz auf die Verhaftung von Tal Silberstein:
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.