Nach den Debatten über diverse Kanzler-Videos und der Verhaftung des mutmaßlich kriminellen Wahlkampfmanagers Tal Silberstein war man in der SPÖ um Beruhigung bemüht. Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbicher sorgt aber persönlich für die nächsten Turbulenzen in der Partei: Weil er neue ÖVP-Nationalratskandidatinnen abwertend als "Ex-Missen ohne politische Konzepte" kritisierte, protestieren auch seine Parteifreundinnen in der SPÖ - das sei "frauenfeindlich" und "diskriminierend".
Eigentlich hätte der Kanzler selbst erst an diesem Freitag erneut die Devise ausgegeben, im Wahlkampf kein "Dirty Campaigning" zu betreiben. Seinen zweiten Wahlkampfmanager, SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler, dürfte diese Befehlsausgabe offenbar etwas zu spät erreicht haben: Um 11.30 Uhr schickte Niedermühlbichler per OTS eine verbale Frontalattacke gegen drei Nationalratskandidatinnen der ÖVP aus. Das wörtliche Zitat: "Bleibt zuletzt die Frage, welche politischen Konzepte eine Miss Burgenland, eine Ex-Miss-Austria und eine Weinkönigin einbringen können."
"Das sind Gedanken und eine Wortwahl wie aus einer anderen Zeit", stiegen Genossinnen aus der SPÖ auf Facebook prompt auf die Barrikaden. Niedermühlbichlers Aussagen gegen junge Frauen seien "höchst diskriminierend". Und: "Eine Frechheit, dass man einer jungen Frau wie ein Verbrechen vorwirft, dass sie in der Vergangenheit eine Miss war."
Konkret attackierte der SPÖ-Bundesgeschäftsführer etwa die ÖVP-Kandidatin für Oberösterreich, Sabine Lindorfer: Sie war 1998 Miss Austria, schloss 2008 in Linz ihr Studium der Wirtschaftspädagogik ab und leitet seit 2001 eine Agentur für Coaching und Moderation.
Die Aussendung des SPÖ-Bundesgeschäftsführers, dass junge Frauen "keine politischen Konzepte" einbringen könnten, wird auch auf den Social-Media-Plattformen massiv kritisiert. Zwei der Dutzenden Kommentare: "Unfassbar, diese Beleidigung", und: "Bleibt zuletzt die Frage, welche wahlkampfrelevanten Ratschläge ein israelischer Diamantminenbetreiber einbringen kann."
Übrigens: Rosa Luxemburg, die große europäische Vorkämpferin der Arbeiterbewegung, engagierte sich bereits mit 27 Jahren in der deutschen Sozialdemokratie. Und Johanna Dohnal war mit 33 Jahren Frauensekretärin der Stadt Wien, Sonja Steßl mit 32 Jahren Staatssekretärin.
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