Wenig Steuern, nie wieder volle Ambulanzen, hohe Pensionen, eine Menge Pflegegeld - müssten Politiker nach der Wahl alle Versprechen umsetzen, wäre es eine wunderbare Welt. Das tun sie aber nicht.
Vor Wahlen sind Politiker wie Angler. Sie werfen den Köder aus, frisch und saftig glänzt er in Griffweite - wer der Versuchung unterliegt, der hängt am Haken. Was für eine wunderbare Welt wäre das, wenn alle Wahlversprechen von Gesetz her realisiert werden müssten: Wir würden weniger Steuern zahlen, die Ambulanzen wären nicht mehr voll, es gäbe soziale Gerechtigkeit und Fairness, hohe Pensionen und viel Pflegegeld.
Aber weil Koalitionen von Kompromissen leben (und ein paar Politiker an schwerer Amnesie leiden), stirbt bei Politehen vor allem eines: das Ehrenwort. Bzw. 50 Prozent davon. Politologin Katrin Praprotnik, heute an der Universität Hamburg tätig, analysierte für ihre Dissertation sämtliche österreichischen Wahlversprechen der Jahre 1990 bis 2013 - und verglich sie mit Gesetzestexten, Medienberichten und Statistiken.
Ihr Fazit: Die erste SPÖ-ÖVP-Koalition mit Werner Faymann als Bundeskanzler hielt immerhin 57 Prozent der Versprechen. Eingebracht wurden vor der Wahl 149 Ankündigungen der SPÖ und 70 von ÖVP-Seite.
"Wenn alle Parteien bei den Wahlversprechen auf 100 Prozent Umsetzung bestünden, dann würde es in Koalitionsverhandlungen nie eine Einigung geben", so Politologe Peter Filzmaier. "Das weiß der Wähler aber auch. Die Frage ist eher: Wo werden Wahlversprechen zu plump und zu unrealistisch oder Kompromisse bei den Verhandlungen zu groß."
Große Umfaller
Eines ist klar: Viele Versprechen wurden zu Koalitionsopfern, viele waren auch nur Lügen. Hier ein paar der größten Umfaller:
Bitte glauben Sie nur die Hälfte
Etwas mehr als die Hälfte aller Wahlversprechen werden eingehalten. Auch heuer mangelt es nicht an Verlockungen.
Michael Pommer, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.