"Gute Integration"

Wie schlimm steht es wirklich um Wien?

Österreich
26.09.2017 20:05

Im Wahlkampf um Wien spalten sich die Meinungen der Spitzenpolitiker: Die einen sind der Ansicht, dass wir in einer korrupten Stadt leben, in der Lethargie, Gewalt und Selbstbetrug herrschen. Die anderen wiederum tragen die rosarote Brille und sind bemüht, die Ehre der Bundeshauptstadt zu verteidigen. Aber was begeistert und entgeistert unsere Politiker so? Die "Krone" fasst zusammen.

In Wien läuft alles schief
Man könnte meinen, in Wien läuft alles schief. Ein Wunder, dass sich die Menschen überhaupt noch auf die Straße trauen, die meisten aber ziehen sowieso weg. Vor allem Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) sind es, die ein solches Bild von Wien malen - und das ausschließlich mit dunklen Farben. Das Schlechtmachen der Metropole ist politisches Kalkül. Rot-Grün als Feindbild, so die Annahme, bringt immer Stimmen. Aber was stört die Spitzenpolitiker denn so? Und haben sie vielleicht recht?

Heinz-Christian Strache, Sebastian Kurz (Bild: APA/Hans Klaus Techt, krone.at-Grafik)
Heinz-Christian Strache, Sebastian Kurz

Eine kleine Auswahl:

  • "Rekord-Schulden, ein massiver Anstieg an Mindestsicherungsbeziehern, die Etablierung des politischen Islam in Wien und die damit verknüpfte gestiegene Terrorbedrohung sowie zahlreiche Förderskandale, die die Stadt Millionen kosten", empören Strache.
  • Aber auch Matthias Strolz von den NEOS fischt im rot-grün getrübten Wiener Wählerteich: Er kämpft gegen die Luxus- und hohen Beamtenpensionen, an denen die SPÖ festhält. Ohne Reform gäbe es kein "enkelfittes Österreich". Beispiel für das Pensions-Paradies Wien: Nur ein Prozent (!) der Mitarbeiter bei den Stadtwerken arbeitet bis 65.


  • Die Liste von Kurz ist lang. Immerhin 27-mal kommt Wien in seinem Wahlprogramm vor. Selbstverständlich nur negativ. Etwa 64 Prozent der Kosten für die Mindestsicherung werden in Wien ausgegeben, und mehr als die Hälfte der Bezieher sind Ausländer (siehe auch FPÖ). Seit 2005 ist die Abwassergebühr um 55 Prozent gestiegen, die Abfallgebühr um 44 Prozent und die Wassergebühr um 43 Prozent. Der Wiener Krankenanstaltenverbund bekommt das Drama rund um die vielen Gangbetten nicht in den Griff. Vor allem Ältere müssen auf den Fluren liegen.
NEOS-Chef Matthias Strolz (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
NEOS-Chef Matthias Strolz

In Wien läuft nichts schief
Die rosarote Brille mancher anderer Stadtpolitiker hat degegen so viele Dioptrien, dass sie ohne vermutlich gar nicht mehr laufen könnten. Sagen die rot-grünen Gegner. In der Stadtregierung ist man darum bemüht, die Ehre der Bundeshauptstadt nach den blau-schwarz-pinken Dauer-Attacken zu verteidigen. Wie formulierte es Bürgermeister Michael Häupl vor Kurzem: "Ein Wiener lässt sich nicht beschimpfen." Aber was begeistert die Spitzenpolitiker so? Und haben Sie vielleicht recht?

Maria Vassilakou (Bild: Klemens Groh)
Maria Vassilakou

Eine kleine Auswahl:

  • Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou weiß viel zu berichten, was in der Stadt funktioniert: die günstigsten Öffis Europas (1 Euro pro Tag), die beste Klimabilanz Österreichs, bestes und günstigstes Wasser im Besitz der Stadt (nicht privatisiert). Wien ist sauber, kostenloser Kindergarten, starker sozialer Wohnbau (65 Prozent der Wiener leben in einer geförderten Wohnung), viel Grün, eine sanierte Altstadt, der Tourismus als Erfolgsgeschichte (14 Millionen Nächtigungen pro Jahr) usw. "Wir stellen sicher, dass Menschen in Not wie Mindestrentner, Langzeitarbeitslose, Kranke Unterstützung bekommen", so Vassilakou weiter.​
  • Michael Häupl findet harte Worte für Kurz: "Er hat eine schöne Wohnung in Meidling. Wenn es ihm in Wien nicht passt: Auf die Wohnung freuen sich sicher Leute." Was laut SPÖ in Wien funktioniert: "Wien leistet im Integrationsbereich gute Arbeit, sie ist die Stadt mit der höchsten Lebensqualität und mit Abstand die Nummer eins bei Betriebsansiedlungen und Betriebsneugründungen in ganz Österreich usw."
  • Unterstützung kommt auch von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky - etwa auf Twitter: "Ich liebe Wien. Ich arbeite für Wien. Nicht dagegen. Weil: Mei Wien is ned deppert."
Michael Häupl (Bild: Peter Tomschi)
Michael Häupl

Was meinen Sie? Wie steht's um unsere Bundeshauptstadt? Sagen Sie's uns in den Storykommentaren!

Michael Pommer, Kronen Zeitung/krone.at

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