Die bisher spannendste Wahlschlacht der II. Republik ist entschieden: Das "alte System" (O-Ton FPÖ) müder, verbitterter großer Koalitionen ist abgewählt, die von Sebastian Kurz frisch gestrichene, "neue" ÖVP schafft tatsächlich die Sensation. Auch die FPÖ, von Hunderttausenden "Wutbürgern" gewählt, liefert ein starkes Ergebnis.
Die Mitleidsmasche der SPÖ - alle sind gegen uns, nur weil wir den schmutzigsten aller schmutzigen Schmutzwahlkämpfe bestellt und bezahlt haben - kam offenbar zu spät. Das Laientheater aus der Löwelstraße sorgte in etwa für denselben Effekt wie ein Stück von Elfriede Jelinek auf der Tschauner-Bühne: zumindest für Verwunderung.
Die einst stolze Partei Bruno Kreiskys, die Österreich weitere Jahrzehnte regieren wollte, lieferte ein desaströses Krisenmanagement im Kriminalfall Silberstein sowie eine viel zu unklare Linie in der Asylpolitik oder bei dem Thema Sozialmissbrauch.
Sebastian Kurz hat die große Unzufriedenheit im Land erkannt, die wirklich großen Probleme thematisiert und hat konkret an die Leistungsträger appelliert. Die Chance, dass er als jüngster Staatschef Europas in das Kanzleramt einzieht, ist gewaltig groß - nur noch eine eigentlich undenkbare Koalition zwischen Rot und Blau könnte ihn daran hindern.
Dem 31-jährigen ÖVP-Chef ist aber schon jetzt eins zu verdanken: Kurz machte aus den vielen "Wutbürgern" eine breite Bewegung an "Hoffnungsbürgern". Die bereits im Land massiv spürbare Aggression auf "die da oben" konnte auf die Stimmung "Wir schaffen gemeinsam Veränderung" gemildert werden. Die tiefe Frustration weicht der Zuversicht, dass jetzt endlich vieles besser wird: Dass sich Leistung künftig wieder lohnt, dass österreichische Familien mit Kindern wieder geschätzt und gefördert werden, dass der Sozialbetrug konsquent bekämpft und illegale Immigration gestoppt wird.
Und vielleicht gelingt es Sebastian Kurz und seinem Führungsteam auch, Straches FPÖ (mit all ihren Problembären) in staatstragenden Funktionen zu zähmen oder aber mit einer neuen, frischen "Realo-SPÖ" eine starke Reformpartnerschaft zu starten.
Nach dem erschütternd feindselig geführten Wahlkampf muss die Reduzierung der Aggression in der Politik jedenfalls gelingen. Das ist für unsere Demokratie, das ist für die Zukunft von uns allen in diesem wunderbaren Land nun das Wichtigste.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.