Sturm traf Europa

Sturmflut in Hamburg, Tote in Tschechien und Polen

Ausland
29.10.2017 12:24

Nicht nur über Österreich, auch über Deutschland und weite Teile Europas ist ein Sturmtief hinweggebraust und hat massive Schäden angerichtet. Allein die Feuerwehr in Berlin wurde Sonntagfrüh binnen drei Stunden zu 100 Einsätzen gerufen. Sie rief den Ausnahmezustand aus und mobilisierte alle Freiwilligen Feuerwehren der Hauptstadt. Auch in anderen deutschen Städten und in der Schweiz hielt der Sturm die Einsatzkräfte in Atem. In Tschechien wurden zwei Menschen von Bäumen erschlagen.

Die Deutsche Bahn stoppte großflächig ihre Züge. In sieben Bundesländern rollten bis auf Ausnahmen keine Züge mehr, teilte eine Bahnsprecherin am Sonntag mit. Die Bahn erklärte, wegen des Sturms fahren derzeit keine Züge mehr in Nord- und Mitteldeutschland. Betroffen seien praktisch alle Strecken in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Züge aus anderen Regionen in diese Gebiete endeten vorzeitig. In Hamburg fuhr die S-Bahn noch eingeschränkt.

In Dortmund, Bielefeld und Hamm stellte die Bahn nach Angaben eines Sprechers sogenannte Übernachtungszüge zur Verfügung. Fahrgäste, deren Züge nicht mehr nach Norddeutschland weiterfuhren, könnten sich dort auch tagsüber aufhalten. Auch regionale Bahngesellschaften ließen ihre Züge in Norddeutschland stehen. Ersatzverkehr mit Bussen gab es wegen der Sturmgefahr meist nicht.

Die Leitstellen in Schleswig-Holstein berichteten in der Nacht auf Sonntag von umgekippten Bäumen, eingestürzten Baugerüsten und weggeflogenen Trampolinen. Im nordfriesischen Oldenswort fiel eine historische Mühle dem Sturm zum Opfer.

Überschwemmungen in Hamburg
Am Hamburger Hafen trat die Elbe übers Ufer. Nahe der Elbphilharmonie drohte eine Tiefgarage vollzulaufen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Offenbar hätten die Flutschutztore der Garage nicht gut funktioniert. Die Elbchaussee entlang des Hamburger Hafens wurde einem Polizeisprecher zufolge überspült. Sie wurde teilweise gesperrt. Auch der Hamburger Fischmarkt wurde gesperrt.

Der Pegelhöchststand in Hamburg von 2,5 Metern über dem mittleren Hochwasser sollte um etwa 10 Uhr erreicht werden. Die Hamburger Feuerwehr rückte in der Früh 170 Mal aus. Bei den Einsätzen handle es sich im Wesentlichen um Bäume und Äste auf Straßen, aber auch auf Autos und Häusern.

An der Nordsee und im höheren Bergland müsse gar mit Orkanböen gerechnet werden, warnten die Meteorologen am Samstag. So werden an der Nordsee Windgeschwindigkeiten von 120 Kilometern in der Stunde erwartet. Auch für viele Teile der Ostseeküste gab es eine Sturmwarnung. Im Westen und Südwesten hingegen ist die Sturmgefahr geringer.

Massive Sturmschäden auch in der Schweiz
Das Sturmtief hat auch in der Schweiz Windböen mit Spitzen von rund 150 km/h verursacht. Auf dem Crap Masegn im Kanton Graubünden wurde Sonntag früh eine Windspitzengeschwindigkeit von 146 km/h gemessen. Auf dem Eggishorn im Wallis waren es 124 km/h und auf dem Weissfluhjoch bei Davos 106 km/h, wie SRF Meteo mitteilte.

In den tiefer gelegenen Lagen des Nordens wurde die stärkste Böe zunächst in Herisau mit 90 km/h gemessen. Ähnlich stark war im Süden der Nordföhn. In der Gemeinde Simplon wurden Windspitzen von 95 km/h verzeichnet, in Poschiavo waren es 86 km/h. Im Laufe des Tages erwartete SRF Meteo noch stärkere Winde.

Tschechien: Zwei Menschen tot, Hunderttausende ohne Strom
In Tschechien hat der schwere Herbststurm zwei Menschen das Leben gekostet. Eine Frau wurde bei einem Waldspaziergang bei Trebic (Trebitsch) in Mähren von einem Baum erschlagen. Ein Mann starb, als er in der Kleinstadt Jicin (Jitschin) in Nordböhmen von einem Baum getroffen wurde. Auch in Polen hat der Sturm ein Opfer gefordert: Ein Mann fuhr mit seinem Auto in der Nähe von Stettin in einen von einem Baum stürzenden Ast.

Hunderttausende Haushalte waren in Tschechien ohne Strom, weil Freileitungen beschädigt wurden. Der staatliche Wetterdienst gab Unwetterwarnungen vor extrem starkem Sturm heraus und warnte vor Hochwassergefahr im Norden Tschechiens. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz, um Äste und Baumstämme von Straßen und Eisenbahnstrecken zu entfernen. In Most (Brüx) wurde eine erst vor sieben Jahre eingeweihte orthodoxe Holzkirche vom das Unwetter regelrecht umgeworfen und zerstört.

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