Am Dienstagvormittag wurden die Ergebnisse des Volksschul-Lesetests PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study) vorgestellt. Bei der letzten Erhebung vor fünf Jahren lag Österreich über dem Gesamtschnitt aller teilnehmenden Länder, aber unter dem Durchschnitt der EU-Staaten. Und auch diesmal berauschen die Resultate nicht: Österreich liegt mit 541 Punkten zwar im EU-Mittelfeld (540 Punkte), aber jeder sechste Volksschüler zählt zu jener Risikogruppe, die kaum lesen kann ...
An der Spitze der Rangliste liegen die Schüler aus Russland (581), Singapur (576) und Hongkong (569). Knapp dahinter kommen mit Irland (567), Finnland (566) sowie Polen und Nordirland (je 565) die besten Länder aus der EU. Österreich liegt in etwa gleichauf mit den Niederlanden, Australien, Tschechien, Kanada, Slowenien, Deutschland, Kasachstan und der Slowakei.
Die Kinder mussten Informationstexte und literarische Texte lesen und anschließend dazu Fragen beantworten. Dafür standen ihnen 80 Minuten zur Verfügung. Neben dem Erkennen und Wiedergeben von Informationen waren dabei auch das Ziehen einfacher Schlussfolgerungen und das Bewerten von Inhalt und Sprache gefragt. Der Zeitpunkt der Erhebung wurde gewählt, weil einerseits in den meisten Staaten nach vier Jahren die Grundschulzeit endet und andererseits in diesem Alter der Übergang vom "Lesen-Lernen" zum "Lesen-um-zu-Lernen" erfolgt.
Jeder sechste Volksschüler zählt zu Risikogruppe
Jeder sechste Volksschüler (16 Prozent) in Österreich zählt zur sogenannten Risikogruppe (2011: 20 Prozent) - das sind Schüler, die maximal einfache Leseaufgaben lösen können. Im internationalen Schnitt macht diese Gruppe 26 Prozent der Schüler aus, in der EU 18 Prozent. In den Spitzenleser-Ländern Russland und Hongkong fallen nur sechs bzw. sieben Prozent in diese Gruppe. Umgekehrt gehören in Österreich acht Prozent der Schüler in die Gruppe der besonders leistungsstarken Leser (2011: fünf Prozent). Über alle PIRLS-Länder hinweg sind elf Prozent der Schüler Spitzenleser, der EU-Schnitt beträgt zwölf Prozent. Das bedeutet, dass Österreich an den "Rändern" der Skala jeweils eher wenig Schüler hat - es gibt also sowohl vergleichsweise wenige Spitzenschüler, aber auch weniger Risikoschüler.
Migrantenkinder fallen zurück
Die Leseleistungen der Migrantenkinder liegen mit einem Mittelwert von 500 mehr als 50 Punkte hinter jenen einheimischer Kinder. Das entspricht nahezu zwei Lernjahren. Während die Lesekompetenz der einheimischen Kinder zwischen 2006 und 2016 statistisch signifikant gestiegen ist (von 547 auf 552 Punkte), ist jene der Zuwandererkinder praktisch gleich geblieben (von 498 auf 500 Punkte).
Österreichs Schüler 2011 im unteren Drittel
Österreich nahm 2016 zum dritten Mal an der alle fünf Jahre durchgeführten Studie teil. 2011 erreichten die heimischen Volksschüler 529 Punkte und lagen damit zwar signifikant über dem Schnitt aller Teilnehmerländer (512 Punkte), aber unter jenem der teilnehmenden EU-Staaten (534 Punkte).
Für PIRLS wurden von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement 2016 in 61 Staaten bzw. Regionen knapp 320.000 Schüler am Ende der vierten Volksschulklasse auf ihre Lesekenntnisse abgetestet. In Österreich nahm laut Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) eine Stichprobe von rund 4500 Schülern aus etwa 150 Schulen teil.
Vergleiche mit PISA nur bedingt möglich
Vergleiche mit dem PISA-Test für 15- bis 16-jährige Schüler sind dabei nur eingeschränkt möglich: Während an PISA primär OECD-Staaten teilnehmen und primär ein OECD-Schnitt ausgewiesen wird, sind die Teilnehmerländer bei PIRLS viel bunter gemischt. Neben 23 Staaten aus der EU (inklusive Nordirland und den extra ausgewiesenen belgischen Landesteilen) finden sich auch zahlreiche Staaten wie etwa Ägypten, Aserbaidschan, Bahrain, Iran, Kuwait, Iran, Marokko, Südafrika oder Trinidad und Tobago unter den Teilnehmern.
Daten einzelner Schüler bzw. Schulen werden nicht ausgewertet. Daher haben die Leistungen beim Test weder Einfluss auf die Noten noch werden Schulrankings erstellt.
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