Dazwischen fiel, in den Jahren 1968 bis 1970, sein Wirken als Außenminister im Kabinett Josef Klaus. Viel diplomatischen Staub aufgewirbelt hatte in der Zeit des Prager Frühlings 1968 die Waldheim-Weisung, in der Botschaft in Prag keine Visa mehr für verfolgte CSSR-Bürger auszustellen.
Bereits 1971 wurde der stets parteilose Waldheim von der ÖVP für die Bundespräsidentenwahl nominiert. Mit 47 Prozent Stimmenanteil unterlag er dem Kandidaten der SPÖ, Franz Jonas, gewann aber im selben Jahr als Nachfolger U Thants das Amt des UN-Generalsekretärs. Während seiner zwei Amtszeiten (1972 bis 1981) war er wiederholt als Vermittler bei internationalen Konflikten aktiv. 1982 bis 1984 wurde er Professor an der Georgetown University in Washington D.C.
Heftige Debatte in Österreich
Nachdem er 1985 erneut von der ÖVP als Präsidentschaftskandidat aufgestellt worden war, brach in Österreich eine heftige Debatte über seine Rolle als Wehrmachtsoffizier aus, in die auch einflussreiche jüdische Organisationen in den USA eingriffen.
Waldheim-Äußerungen wie „Ich kann mich nicht erinnern“ oder „Ich habe nur meine Pflicht getan“ gossen weiter Öl ins Feuer. Weite Teile des politischen Österreichs reagierten jedoch angesichts des Drucks aus dem Ausland unter anderem mit dem Slogan „Jetzt erst recht!“.
Protest-Wahl
Waldheim gewann die „Protest-Wahl“ im Juni 1986 mit 54 Prozent gegen Kurt Steyrer, dessen Niederlage vorprogrammiert war - erstens, weil die Diskussion um Waldheims Vergangenheit Wähler mobilisiert hatte und zweitens, weil Steyrer von der SPÖ zur Kandidatur gedrängt wurde, was man ihm stets anmerkte.
Auf Waldheims Verlangen wurde 1988 eine Historiker-Kommission eingesetzt, um seine Kriegsvergangenheit zu untersuchen. Die Historiker attestierten ihm „kein persönliches schuldhaftes Verhalten“ und „keine Beteiligung an Kriegsverbrechen“. Die Diskussion hielt dennoch an. Einladungen in andere Staaten blieben weit gehend aus, Waldheim wurde zum „einsamen Mann in der Hofburg“.
Watchlist
1987 setzte die US-Regierung dem Ganzen noch eins drauf und Kurt Waldheim auf die so genannte „Watchlist“, was einem Einreiseverbot gleichkam. Ein Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit, die offiziell am 8. Juli 1992 endete, verzichtete Waldheim auf eine neue Kandidatur.
Waldheim ist Autor mehrerer Bücher, darunter „Im Glaspalast der Weltpolitik“ und „Die Antwort“. Seit seinem Rückzug aus der Politik trat er des Öfteren in der Öffentlichkeit auf, einer seiner letzteren größeren Auftritte war im März dieses Jahres anlässlich der Budgetdebatte im Nationalrat. Waldheim war verheiratet und hinterlässt drei Kinder sowie seine Frau Elisabeth.
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