Austrias Boygroups

Die Stoakogler vs. jetzt anders!

Musik
26.07.2007 23:05
Fast 40 Jahre lang haben „Die Stoakogler“ den Platz unter der Sonne in Österreichs Musiklandschaft ganz alleine genossen. Als Drei- und später Vier-Mann-Combo erdudelten sie sich mit Megahits wie „Steirermen san very good“ oder „Die Stoanis san do“ Ruhm, Ehre, Lebensversicherung und das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich. Ausgerechnet vier Starmania-Kandidaten, die Österreichs beliebteste Fernseh-Castingshow noch nicht einmal gewonnen haben, wollen den Stoakoglern ihren Titel als einzig wahre Boygroup des Landes durch schamloses Abkupfern von Erfolgsrezepten abspenstig machen und die neuen „Volks-Musiker“ werden. Aber was bieten „jetzt anders!“, was die Stoanis nicht schon längst haben?
(Bild: kmm)

Ihre neueste Hitsingle „Immer und ewig“ und das Album „Gut so“ sind – wenn auch nicht auf den ersten Blick erkennbar – als klare Kampfansage an die Mitt- bzw. Spätfünfziger aus der Steiermark zu bewerten. Mit funkigem Disco-Beat und dem Einsatz verzerrter Stromgitarren täuschen „jetzt anders!“ zwar krasse Unterschiede vor, die Vierstimmigkeit beim Singen, das Aufteilen der Textparts in den Strophen und die „Steck’ ma die Köpf z’samm“-Pose auf den Promotionfotos hatte man in Gasen aber schon 1974 bei der ersten LP „Das Stoakogler Trio spielt auf“ entdeckt. 

„Warum denn nicht“ ist der sage und schreibe vierzigste Longplayer der Stoakogler in fast 40 Jahren Bandgeschichte. Nach nur neun Monaten Castingshow-Erfahrung sollen Tom, Falco, Johnny und Martin von jetzt anders! nun gewissermaßen gegen Goliath antreten. Mit ihrer kostenpflichtigen, kameraüberwachten WG hat man für sie in Kooperation mit einem österreichischen Mobilfunkprovider zumindest schon das Maximum an Aufwand für das Erreichen eines etwaigen Kultstatus betrieben. Aber dafür braucht's mehr als ein paar Kameras.

Der Exhibitionstrieb von Fritz, Hans und Reinhold Willingshofer und dem „jüngsten“ Stoani, Franz Böhm, ist im Vergleich zu ihren nachnamenlosen Nacheiferern weniger stark ausgeprägt - sie lassen ihre Bauernhöfe höchstens von Hirtenhunden überwachen. In Sachen Neue Medien stehen sie den Jungspunden jedoch in nichts nach: In ihrem eigenen „Stoani-Haus der Musik“ gibt es neben einer Multimedia-Show auch eine „lustige Filmvorführung in Kinokulisse (Sitzplätze für ca. 50 Personen)“. Der Eintritt wird nicht im 60/30-Takt berechnet! 

Inhaltlich versuchen sich „jetzt anders!“ auf ihrem Debütalbum dann doch durch Mutmacher-Texte und fein artikuliertes Deutsch-Deutsch wenigstens ein bisschen von ihren heimlichen Vorbildern abzusetzen. Dennoch teilt man gewisse Grundideen: „Dieser Moment“ etwa erinnert sehr stark an „Stoanizeit is heit“. Die tiefere Messätsch des Neo-Stoani-Hits „Bier um Bier, bis hell is“ – eine kreative Coverversion des Smokie-Klassikers „Living Next Door To Alice“ – zeigt Parallelen zur Grundaussage des mit etwas mehr Resignation in der Stimme vorgetragenen jetzt-anders-Songs „Frag nicht nach morgen“. 

Überraschend ist jedoch, dass sich die Stoakogler mit Songs wie „Im Dunkeln is guat schunkeln“ ganz offen als Mitglieder der Spaßgesellschaft outen, während sich jetzt anders! mit Balladen wie „Viel zu kalt“ anstellen, die tieferen Beweggründe des menschlichen Verlangens nach Zweisamkeit, Geborgenheit und dem Austausch von Körperflüssigkeiten zu erforschen. Aber auch hier halten die Steirer mit der „Feinstaub-Polka“ dagegen, die ein Problem anspricht, das es beim Brainstorming der in Zielgruppen denkenden jetzt-anders-Songschreiber nicht einmal auf den Notizblock geschafft hat. 

Übrigens: Bei den Stoakoglern stammt jede Note aus der Feder eines Bandmitglieds - im Studio auf den Computer zu verzichten, das schaffen aber beide Boygroups nicht. Mit ihren vier Jahrzehnten Erfahrung haben aber auch hier die Stoakogler die Nase vorn: Gegen die röhrende Tuba auf „Drunt im Tal“ taugt der im Entferntesten an die letzten Tage eines Michael Jackson erinnernde Beat von „Es ist gut so“ höchstens als Soundkulisse für einen Bauchtanzkurs, der sich an Menschen mit Bandscheibenvorfall richtet. Summa summarum: Man kann nach den Sternen greifen, aber ohne 2/4-Takt und Nachnamen geht auf dem Boygroup-Terrain in diesen Breiten gar nix. Stoani-Fans aufatmen - es bleibt lonely at the top of the Alm!

Zum Abschluss noch ein kniffliges Liederraten: Ordne die Songtitel der richtigen Band zu! (Auflösung weiter unten)

a)       „Immer und ewig“
b)       „Warum denn nicht?“
c)       „Jetzt oder nie“
d)       „Es ist nicht alles Gold was glänzt“

 

Christoph Andert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auflösung des Song-Quiz’: 
a) jetzt anders! 
b) Stoakogler 
c) jetzt anders! 
d) Stoakogler

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