Nach dem heftigen Unwetter am Freitagabend ist die Tiroler Gemeinde St. Anton am Arlberg im Ausnahmezustand. Weit mehr als 300 Einsatzkräfte sind vor Ort. Die Sturzfluten rissen sogar Autos mit. Unzählige Keller sind überflutet, Bäche verklaust. Ein Erkundungsflug mit dem Hubschrauber soll nun das gesamte Ausmaß der Situation zeigen.
„Alles in allem sind aktuell 350 Leute im Einsatz“, schilderte Peter Mall, Sprecher des Krisenstabes, Samstagfrüh im Gespräch mit der „Krone“. Neun Feuerwehren aus dem Bezirk sind in St. Anton, außerdem noch die Bergrettung, Rettung, Polizei und viele private Helfer.
Wettlauf mit der Zeit, weiterer Regen prognostiziert
„Der Fokus liegt jetzt ganz klar darauf, die Bäche vom Geröll und den Verklausungen freizubekommen. Teilweise sind die Geschiebebecken auch voll. Diese müssen ebenfalls geleert werden“, so Mall, dem der prognostizierte Starkregen, insbesondere am Sonntag, Sorge bereitet. Es könnte ein Wettlauf mit der Zeit werden …
Es hat eine Stunde lang intensivst geregnet. Die Front ist nicht weitergezogen. Sie ist am Galzig regelrecht hängen geblieben.
Peter Mall, Sprecher Krisenstab
Apropos Starkregen: „Es war außergewöhnlich. Diese Schnelligkeit“, schildert Mall. „Es hat eine Stunde lang intensivst geregnet. Die Front ist nicht weitergezogen. Sie ist am Galzig regelrecht hängen geblieben“, sagt Mall.
Sturzfluten und Muren
Die Folge: Murenabgänge und regelrechte Sturzfluten durch den Ort. Mehrere Straßen im Gemeindegebiet sind gesperrt – darunter auch die Arlbergstraße. (B197). Vorarlberg ist von Tirol aus damit aktuell nur über das Lechtal erreichbar, weil derzeit auch der Arlbergtunnel wegen Sanierungsarbeiten noch gesperrt ist.
Autos von Wassermassen mitgerissen
Welche Wucht die Wassermassen hatten, zeigte sich unter anderem auch daran, dass mindestens zwei Autos von den Fluten mitgerissen wurden.
Es gibt keine Verletzten, alle Menschen sind sicher. Das ist das Beste, was uns derzeit in dieser Situation passieren kann.
Peter Mall, Sprecher Krisenstab
„Wir konnten zum Glück rasch verifizieren, dass es sich um parkende Pkw gehandelt hat, in denen niemand saß“, erklärt Mall, der gleichzeitig betont: „Es gibt keine Verletzten, alle Menschen sind sicher. Das ist das Beste, was uns derzeit in dieser Situation passieren kann.“
Für den Vormittag war ein Erkundungsflug mit dem Hubschrauber geplant, um die Lage von oben beurteilen und eventuell weiteres Gefahrenpotenzial entdecken zu können. Für die Einsatzkräfte galt es indes unter anderem aufzuräumen, Keller auszupumpen und diese vom Schlamm zu befreien.
Hotspots auch im Mittelgebirge und Sellraintal
Auch andernorts sorgten die Unwetter in Tirol am Freitagabend für Probleme. Die Sellraintalstraße (L13) bleibt nach einem Murenabgang im Gemeindegebiet von Sellrain zwischen Sellrain und Kematen bis zumindest Montag gesperrt. Eine Umfahrung ist laut Land per Einbahnregelung talauswärts über Grinzens (Ortsteil Tanneben) und taleinwärts über Oberperfuss (L233 Oberperfer Straße) möglich.
Bilder vom Murenabgang in Sellrain:
Ebenfalls nach einem Erdrutsch gesperrt ist die Götzener Landesstraße (L12). Eine Umfahrung nach Grinzens ist über die Gemeindestraße Bachele möglich.
Mehr als 100 Einsätze für Feuerwehren
Die Leitstelle Tirol verzeichnete zwischen Freitagabend, 17 Uhr, und Samstagfrüh, 5 Uhr, insgesamt 110 Feuerwehr-Einsätze. 62 Wehren waren alarmiert worden. Beim Großteil handelte es sich um Unwettereinsätze, wie es auf „Krone“-Nachfrage hieß.
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