Vor neun Tagen, am 3. Juli, trauten Mitarbeiter des politischen Betriebs ihren Augen nicht. Im Innenhof eines exklusiven Wiener Stadtpalais, das auch eine Privatbank, einen Schönheitssalon und das „Museum der Illusionen“ beherbergt, saß Tal Silberstein. Der im August 2017 wegen des Vorwurfs der Geldwäsche in Israel verhaftete persönliche Wahlkampfberater des damaligen Bundeskanzlers Christian Kern (SPÖ) war in ein Gespräch mit einem als „Polit-Söldner“ beschriebenen PR-Experten aus der Steiermark vertieft.
Schon einige Tage zuvor soll Silberstein in einem von ihm schon während des desaströs verlaufenen SPÖ-Nationalratswahlkampfs häufig frequentierten Luxushotel im sogenannten Goldenen Quartier in Wiens City gesehen worden sein.
Bei der ÖVP ist Feuer am Dach
Bei den aufmerksamen Lagebeobachtern der ÖVP war prompt Feuer am Dach. Bereits seit einigen Wochen will man auf diversen Internet-Plattformen, die der SPÖ zugerechnet werden, merkwürdige Vorgänge beobachtet haben. Vorgänge, die an Silbersteins typische Handschrift erinnern. Die speziellen Eigenschaften des berüchtigten Politikberaters sind sein schräger Humor und sein besonders aggressiver Stil.
Im für die SPÖ verhängnisvollen Nationalratswahlkampf führte das unter anderem zu seltsamen Videos mit Christian Kern als Pizzaboten und dem viel verspotteten „Hol dir, was dir zusteht“-Slogan.
Eine Empfehlung von Alfred Gusenbauer
Die Methoden des international aktiven 49-Jährigen, der Kern von seinem langjährigen Freund, dem früheren SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer, empfohlen wurde, sind kein Geheimnis. Tal Silberstein hat sie gegenüber amerikanischen Dokumentarfilmern nach einem Einsatz für den früheren bolivianischen Präsidenten in verblüffender Offenheit erklärt. Gegen einen politischen Herausforderer müsse man Negativkampagnen starten und „einen sauberen in einen schmutzigen Kandidaten verwandeln“, so Silbersteins Credo.
Keiner will jetzt etwas mit ihm zu tun haben
Was Silberstein jetzt wieder nach Wien, dem Schauplatz seines bisher spektakulärsten Wahlkampf-Desasters, getrieben hat, ist noch nicht ganz klar. In der SPÖ weiß man zwar, dass er in Wien gesehen wurde. Aber man arbeite nicht mehr mit ihm, heißt es.
„Definitiv nein“, lautet auch die Auskunft von den NEOS auf die Frage, ob Tal Silberstein wieder für sie tätig sei. Bekanntlich beriet Silberstein im Wiener Wahlkampf die heutige NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, weil er einen wertvollen Blick von außen auf die Dinge geboten haben soll.
Claus Pándi, Kronen Zeitung
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