Die SPÖ hat nun doch Gas gegeben: Die Suche nach einem neuen Parteichef, oder besser einer Chefin, dürfte früher als erwartet ein Ende haben. Alles deutet darauf hin, dass die 47-jährige Pamela Rendi-Wagner die Nachfolge von Christian Kern antritt. Nach den Bundesländern haben sich nun auch die mächtige Wiener SPÖ und die Gewerkschaft für die Ex-Gesundheitsministerin ausgesprochen. Nun dürfte es nur noch um das künftige Team rund um die erste Frau an der Spitze der SPÖ gehen. Am Samstag soll Rendi-Wagner gemeinsam mit Kern vor die Presse treten. Definitiv beschlossen werden soll ihre Nominierung für die Wahl am Bundesparteitag am 23. November vom Parteivorstand voraussichtlich am kommenden Dienstag.
Der Zug fährt in Richtung Rendi-Wagner, bestätigte ein gewichtiger Roter die Spekulationen, die sich im Laufe des Freitags verdichteten. Potenzielle Kandidaten wie etwa Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser oder der designierte burgenländische Landeschef Hans Peter Doskozil hatten bereits mehrfach betont, dass sie die Partei nicht übernehmen wollen. Den Ausschlag für Rendi-Wagner soll aber die Absage der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures gegeben haben.
Bures will als Bundespräsidentin in die Hofburg einziehen
Vor allem ihr nachdrückliches Nein - so mancher in der SPÖ hatte ja gehofft und auch vehement versucht, Bures noch umzustimmen. Doch die 56-Jährige, die schon jetzt auf eine lange und steile sozialdemokratische Karriere zurückblicken kann und stets eine enge Vertraute von Ex-Bundeskanzler Werner Faymann war, hat ganz andere Pläne: Sie will als Bundespräsidentin in die Hofburg einziehen.
Rendi-Wagner ist Kerns Wunschkandidatin
Rendi-Wagner ist die eindeutige Wunschkandidatin des scheidenden Parteichefs Kern. Freitagnachmittag ging es dann Schlag auf Schlag. Eine rote Landesgruppe nach der anderen lobte Rendi-Wagner als „höchst kompetente“ Kandidatin und sicherte Unterstützung zu. Als dann das Burgenland und schließlich auch Wien ihre Zustimmung gaben, war das Rennen um die Parteispitze gelaufen. Die Wiener SPÖ befürworte diesen Weg und habe sich schon immer besonders für die Frauenförderung eingesetzt, so Bürgermeister Michael Ludwig. Auch die Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter sprach sich Freitagabend für Rendi-Wagner aus.
„Klarer Gegenpol zu Kurz und Strache“
Ein großes Lob kam bereits auch vom steirischen SPÖ-Landeschef Michael Schickhofer. Er nannte Rendi-Wagner nicht mehr nur „eine von mehreren geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen“, sondern „eine hervorragende und höchst kompetente Kandidatin. Sie hat daher unsere volle Unterstützung - eine gute Partnerin für die Steiermark und ein klarer Gegenpol zu Kurz und Strache“.
Samstag tagt das SPÖ-Präsidium
Nachdem die Würfel für Pamela Rendi-Wagner scheinbar gefallen sind, treten in den nächsten Tagen die SPÖ-Gremien zusammen, um die neue Parteivorsitzende zu designieren. Samstag ab 9 Uhr tagt das Präsidium. Wie man bereits aus Parteikreisen erfahren konnte, soll die Nominierung Rendi-Wagners für die Wahl am Bundesparteitag am 23. November vom Parteivorstand voraussichtlich am Dienstag definitiv beschlossen werden. Der Vorstand könne so schnell nicht einberufen werden, weil er - mit 68 Mitgliedern - das wesentlich größere Gremium ist als der Parteivorstand, dem nur der Parteichef und die 15 Stellvertreter angehören. Formale Beschlüsse fassen kann aber nur der Parteivorstand. Dass dieser am Dienstag die erste SPÖ-Chefin nominieren wird, gefällt auch den SPÖ-Frauen. Das SPÖ-Frauenpräsidium wird laut Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Brunner die Designierung Rendi-Wagners vorschlagen.
Ex-Minister Drozda wieder in Top-Position?
Derzeit laufen noch die Verhandlungen um das Team der neuen SPÖ-Führung. Da geht es etwa um den Klub oder auch die Bundesgeschäftsstelle. Der bisherige Bundesgeschäftsführer Max Lercher dürfte bleiben - er macht gute Arbeit, heißt es aus der Partei. Wieder aufsteigen könnte der ehemalige Kanzleramtsminister Thomas Drozda, der Rendi-Wagner bei ihrem neuen Job unterstützen soll. Damit hätte Kern trotz seines merkwürdigen Abgangs parteiintern noch einmal einen Sieg davongetragen - und alle wichtigen Positionen mit seinen Vertrauten besetzt. Den mächtigen Roten in den Bundesländern dürfte es mittlerweile egal sein, was in Wien passiert.
Doris Vettermann, Kronen Zeitung/krone.at
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