Die Zeichen innerhalb der SPÖ nach den jüngsten Personalrochaden an der Parteispitze stehen weiter auf Sturm. Knapp einen Monat nach Wolfgang Ambros greift nun ein weiterer prominenter Künstler die SPÖ-Basis frontal an. „Ihr werdet nicht ruhen, bis die Sozialdemokratie in Österreich ganz am Boden liegt“, schreibt Schauspieler Erwin Steinhauer auf Twitter. Sein Unmut richtet sich direkt an jene SPÖ-Funktionäre aus Wien und der Steiermark, die in dieser Woche mehrmals offen Kritik an der neuen Chefin Pamela Rendi-Wagner und dem neuen Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda geübt hatten. „Bobo, Anzug, Akademiker, Bildung, alles pfui!“, wettert Steinhauer gegen die roten Querulanten in der eigenen Partei.
Laut Steinhauer sehe es so aus, als könnten es die steirischen und Wiener Genossen nicht ertragen, ein Licht am Ende des Tunnels leuchten zu lassen. Deshalb gebühre ihnen die derzeitige ÖVP-FPÖ-Bundesregierung. Auf seinem Twitter-Account erhielt Steinhauer viel Zustimmung für seine Kritik an der SPö-Basis. Der bekannte Schauspieler und Kabarettist ist ein scharfer Kritiker von Türkis-Blau. So schrieb er im Juni nach dem von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verwendeten Begriff einer „
Ambros: „Wie kann man so eine bedeutende Bewegung so herunterwirtschaften?“
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Künstler mit Kritik an der SPÖ zu Wort melden. Ende August fragte Austropop-Legende Wolfgang Ambros in einem Zeitungsinterview: „Wie kann man so eine bedeutende Bewegung so herunterwirtschaften, sie spalten und aus ihr einen verwahrlosten Haufen machen?“ Ein paar Tage später kam es zur Versöhnung mit dem mittlerweile zurückgetretenen Parteichef Christian Kern.
Vitasek über die Sozialdemokratie: „Das ist ja keine Arbeiterbewegung mehr“
Und da all der guten Dinge bekanntlich drei sind, übte nach Steinhauer und Ambros auch Kabarettist Andreas Vitasek Kritik an den Sozialdemokraten. „Das ist eine Entwicklung, die schon lange vonstattengeht. Es geht um die Schwäche der Sozialdemokratie allgemein, in ganz Europa. Das hat damit zu tun, dass sich der Begriff des Arbeiters verändert hat. Insofern ist das ja keine Arbeiterbewegung mehr“, sagte Vitasek im Interview mit der APA.
„Vranitzky war letzter charismatischer SPÖ-Chef“
Angefangen habe der Verlust der Identifikation der Sozialdemokraten damit, dass an der Spitze nicht mehr der Typus Arbeiterführer stand, sondern immer mehr Manager. „Gut, ein Arbeiterführer war Franz Vranitzky auch nicht. Aber der war eine Persönlichkeit. Das hätte man auch nicht gedacht, dass man vom Vranitzky einmal als dem letzten charismatischen SPÖ-Chef spricht“, so Vitasek. Angesichts des Zustandes der Opposition, sei es für Vitasek ziemlich offensichtlich, dass die ÖVP-FPÖ-Regierung zwei Legislaturperioden durcharbeiten werden.
Steirische SPÖ-Funktionäre über Lercher-Ablöse verärgert
Vor allem in der steirischen Landespartei herrscht noch immer Ärger über die Ablöse des aus der Steiermark kommenden Bundesgeschäftsführers Max Lercher durch den früheren Minister und SPÖ-Regierungskoordinator Thomas Drozda. Während der steirische Landeschef Michael Schickhofer die Kritik an dieser Entscheidung zuletzt meist in höfliche Worte verpackte, wurde die steirische Landtagsabgeordnete Michaela Grubesa recht deutlich in ihrer Ablehnung. „Mit Verlaub, Thomas: Du BIST ein BOBO!!!! Aber hey, manche sind große Menschen, manche sind Menschen aus der großen Stadt“, schrieb sie auf Facebook. Zudem bezeichnete sie Drozda als „Akademiker im Anzug“.
Ludwig: „Rendi-Wagner muss auch auf die Leute zugehen“
Auch die Wiener SPÖ fremdelt mit dem personellen Umbau an der Parteispitze. „Da kommt keine Jubelstimmung auf, nicht nur bei mir“, meinte Bürgermeister Michael Ludwig in einem „Heute“-Interview. Auf die Frage, wie die designierte Parteichefin Rendi-Wagner an der Basis ankomme, meinte Ludwig: „Jeder muss sich in der Praxis beweisen. Sie ist sehr sympathisch, telegen und kompetent, jetzt muss sie auch auf die Leute zugehen.“
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