Bis zu 200 km/h

Nächtlicher Orkan wütete auch in der Steiermark

Steiermark
30.10.2018 08:30

Es ist kein Vergleich zur dramatischen Lage in Kärnten (siehe Artikel hier) - aber auch die Steiermark blieb vom orkanartigen Sturm in der Nacht auf Dienstag nicht verschont. Am Hochschwab wurden Spitzen von 198 km/h gemessen! Mehrere Straßen wurden in der Steiermark gesperrt, Bäche traten über die Ufer, die ÖBB-Südbahn über den Semmering war gesperrt und ist erst seit Mittag wieder passierbar. Bis zu 6000 Haushalte waren zwischenzeitlich ohne Strom.

Gegen 22.30 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr Krieglach alarmiert und musste wegen des Sturms die B72 zwischen Krieglach und St. Kathrein sperren. Um 4.30 Uhr eine weitere Alarmierung: Mehrere Autofahrer ignorierten die Sperre und brachten sich - und die Feuerwehrleute - in große Gefahr, denn der Sturm hatte Bäume umgeworfen, die auf die Fahrbahn krachten. „Ärgerlich“ bezeichnet die Feuerwehr das Verhalten der Lenker. Zum Glück wurde niemand verletzt.

Auf der B72 stürzten Bäume auf die Fahrbahn (Bild: FF Krieglach)
Auf der B72 stürzten Bäume auf die Fahrbahn

Feuerwehrleute hingen am Pogusch fest
Eine Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr St. Marein im Mürztal musste sogar eine Nacht am Pogusch verbringen. Nachdem sie einen Kaminbrand löschte, waren alle vier Abfahrtswege nicht passierbar. Nach einer Nacht in einer Jausenstation begannen die Kameraden ab 7 Uhr, die Wege freizuschneiden.

Gefährliche Situationen in Mariazell
Fast die ganze Nacht gefordert war auch die Freiwillige Feuerwehr Mariazell, wie Kommandant Werner Svatek berichtet: „Es war zeitweise auch gefährlich.“ So konnten etwa in der Grünau ein Lkw und mehrere Pkw durch umgestürzte Bäume nicht mehr vor und zurück. Am Hangweg stürzte ein Baum auf eine Stromleitung, ein Masten wurde umgerissen, viele Haushalte verloren den Strom. In der Früh stand ein Geschäft unter Wasser: Das Dach wird gerade saniert, die Plane wurde vom Sturm weggerissen. Und auch auf das Dach des Kindergartens fiel ein Baum. Verletzte gab es aber auch in Mariazell keine.

Der Sturm wütete auch in Mariazell. (Bild: FF Mariazell)
Der Sturm wütete auch in Mariazell.
Die Feuerwehr Mariazell war bis in die Morgenstunden gefordert. (Bild: FF Mariazell)
Die Feuerwehr Mariazell war bis in die Morgenstunden gefordert.

Teichalmstraße war blockiert
Im Breitenauertal sorgte die Sturmfront ebenso für große Schäden. Entwurzelte Bäuem blockierten die Teichalmstraße und versperrten die Zufahrt zu mehreren Seitentälern in der Breitenau. Auch ein Wohnhaus war laut Feuerwehr, die stundenlang im Einsatz war, von umstürzenden Bäumen betroffen.

(Bild: FF Breitenau)

„Sintflutartige Regenfälle“
Auch im Bezirk Leoben wütete der orkanartige Sturm und brachte laut Bereichsfeuerwehr „sintflutartige Regenfälle“ mit sich. Bäche in Wald am Schoberpaß, Kalwang und Kammmern traten über die Ufer und bedrohten Hab und Gut. Zu Sturmschäden durch umgestürzte Bäume kam es in Eisenerz, Radmer, St. Michael, St. Peter-Freienstein und Leoben. Die Aufräumungsarbeiten dauerten bis in Morgenstunden, wobei die Straße von Hinterberg nach St. Michael im Bereich Auwald durch mehrere umgestürzte Bäume für den Verkehr bis auf weiteres gesperrt werden musste. Auch in Leoben gab es keine Verletzten.

Einsätze auch in Deutschlandsberg
Etwas ruhiger war die Lage im Süden der Steiermark, auch wenn es beispielsweise auch im Bezirk Deutschlandsberg Einsätze der Feuerwehren gab. So wurde in Eibiswald ein Blechdach abgedeckt, es stürzte auf ein Auto.

(Bild: FF Eibiswald)

In der Früh rückte die Feuerwehr Gressenberg zu einem Sturmeinsatz aus, mehrere Bäume hatten die Straße verlegt. Auch in Kloster, Preding, Freidorf, Michlgleinz, Soboth, St. Oswald, Pölfing-Brunn und Pirkhof rückten die Feuerwehren aus. Größtenteils mussten Bäuem von Straßen entfernt werden, in Soboth stürzte ein Baum auf einen Haus, in Pirkhof drohte das Dach eines Hühnerstalls abgedeckt zu werden.

(Bild: FF Eibiswald)

240 Unwetteinsätze der Feuerwehren
Insgesamt mussten steiermarkweit 120 Feuerwehren zu 240 Unwettereinsätzen ausrücken. „Ein herzliches Danke allen Kameradinnen und Kameraden unserer freiwilligen Feuerwehren, die Sturmschäden beseitigt und Verkehrswege freigemacht haben“, so Landeshauptmann-Stellvertreter und Katstrophenschutzreferent Michael Schickhofer.

Der steirische SP-Chef Michael Schickhofer (Bild: Juergen Radspieler)
Der steirische SP-Chef Michael Schickhofer

Bis zu 6000 steirische Haushalte ohne Strom
Laut Energie Steiermark sorgten heftige Sturmböen in der Nacht für massive Schäden an der steirischen Netz-Infrastruktur. Dienstagfrüh war die Stromversorgung für rund 6000 Haushalte unterbrochen, rund 150 Trafostationen waren ausgefallen. Schwerpunkt war laut Energie Steiermark die westliche Obersteiermark, aber auch die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Weiz sind stark betroffen. Die Einsatzkräftearbeiten arbeiten mit Hochdruck an den Reparaturen, die Schadensorte waren teilweise aber nicht erreichbar, Zufahrtsstraßen mussten erst freigelegt werden. Am Nachmittag waren nur etwa 300 Haushalte, vor allem im Bereich Neuberg an der Mürz, ohne Strom.

Railjet kollidierte mit umgestürztem Baum
Die Südbahnstrecke am Semmering war aufgrund von Unwetterschäden unterbrochen. Ein Railjet, der von Villach nach Wien unterwegs war, war am Montag gegen 20.30 Uhr bei Breitenstein (Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich) mit einem umgeknickten Baum kollidiert, auch die Oberleitung wurde beschädigt. Die Lok blieb unbeschädigt, Personen kamen laut ÖBB nicht zu Schaden.

Die Aufräumarbeiten mussten in der Nacht wegen des Sturms unterbrochen werden. Sie wurden in der Früh wieder aufgenommen. Seit Nachmittag ist die Strecke wieder vollständig befahrbar.

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