Nach Kanzler-Sturz:
„Auf Kurz wartet bereits ein strahlendes Comeback“
Der Sturz von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und der Regierung (siehe Video oben) findet auch im Ausland medialen Niederschlag. Vor allem bei unseren deutschen Nachbarn werden die heimischen Polit-Turbulenzen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. So ist sich etwa die „Welt“ sicher: „Auf Kurz wartet ein strahlendes Comeback.“
Die „Welt“ bezeichnet das erfolgreiche Misstrauensvotum im Nationalrat als „eiskalte Abrechnung mit Sebastian Kurz“ - damit seien „die politischen Gräben in Österreich noch tiefer geworden. Das Tischtuch zwischen Kurz und der SPÖ dürfte für lange Zeit zerschnitten sein.“ Die SPÖ hätte laut der Zeitung Kurz aus der zunehmend belastenden Koalition mit der FPÖ befreit, nur um ihm sehr wahrscheinlich bei der Neuwahl im September zu einem strahlenden Comeback zu verhelfen.
„Erzwungener Personalwechsel könnte sich als Eigentor erweisen“
Die Sozialdemokraten hätten zwar das Heft des Handels an sich gerissen, doch mittelfristig könnte sich der erzwungene Personalwechsel als Eigentor erweisen. „Die SPÖ mag den bei ihr ungeliebten Kanzler vorerst losgeworden sein, die eigenen Probleme aber bleiben. Parteichefin Pamela Rendi-Wagner ist es bisher nicht gelungen, die Partei programmatisch zu erneuern“, schreibt die „Welt“ weiter.
„SPÖ hat Glaubwürdigkeitsproblem“
Zudem hätte die SPÖ nun ein Glaubwürdigkeitsproblem. Denn auf der einen Seite habe sie der Regierung Kurz stets die Zusammenarbeit mit der FPÖ vorgeworfen, auf der anderen Seite mache sie nun aber selbst gemeinsame Sache mit den Rechtsnationalen.
„Kurz will es wieder allen zeigen“
„Kurz-Sturz! Ösi-Kanzler abgewählt“, schreibt etwa die „Bild“-Zeitung in ihrer Online-Ausgabe. „Seit 16.14 Uhr ist der jüngste Regierungschef der Welt der jüngste Altkanzler der Welt!“ Allerdings wird gleich danach auf das „Kämpferherz“ des ÖVP-Chefs hingewiesen: „Zumindest vorübergehend. Denn: Wenn man Kurz in diesen Tagen erlebt, ist eins klar: Dieser Mann will nach den Neuwahlen wieder Kanzler werden, er will es wieder allen zeigen.“
„Warum Kurz Recht hat“
Ähnlich wie die „Welt“ kritisiert auch die „Bild“ die SPÖ, da sie jetzt gemeinsame Sache mit den Anti-Demokraten der FPÖ macht. „Das zeigt, dass die SPÖ es nicht verstanden und Kurz Recht hat.“ Und fügt hinzu;: „Nicht etwa für Kurz ist dieser Sturz das größte Problem, sondern für die Sozialdemokraten.“
Nur ein „Zwischentief“ für Kurz
Ähnlich sieht das der „Spiegel“, der gemeinsam mit der „Süddeutschen Zeitung“ das brisante Ibiza-Video veröffentlicht und damit das ganze Polit-Beben ausgelöst hat. „Kurz ist am Ende - und steht schon vorm Comeback“, titelt das Nachrichtenmagazin und ortet nur ein „Zwischentief“ für den ÖVP-Chef: „Er wird im August 33 Jahre alt und bei der Neuwahl wieder als Spitzenkandidat der ÖVP ins Rennen gehen. Vermutlich geht er wieder als die Nummer eins daraus hervor, möglicherweise sogar gestärkt.“
Parteitaktik wichtiger als Staatsräson?
Mit kritischen Worten verfolgt die „Süddeutsche Zeitung“ die Vorgänge in Österreich. In einem Kommentar unter dem Titel „Verantwortungsloser Trieb zur Selbstdarstellung“ heißt es, in den letzten „zehn turbulenten Tagen“ hätten in Österreichs Politik „fast alle Beteiligten persönlichen und parteitaktischen Interessen den Vorrang gegeben vor der Staatsräson“.
Kurz schon voll im Wahlkampfmodus
Schon bestens auf den anstehenden Wahlkampf eingestimmt sieht Kurz das Nachrichtenmagazin „Focus“. „Heute hat das Parlament entschieden, aber am Ende entscheidet das Volk“, zitiert es den ÖVP-Chef bei dessen Rede vor seinen Parteifreunden und Anhängern am Montagabend (siehe auch Video unten).
„Österreich wird es überstehen“
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fragt in einem Kommentar zwar scharf „Mit wem hat es sich Kurz noch nicht verscherzt?“ - meint dann aber, Österreich werde die Krise „überstehen“, wie es auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen formulierte.
Allerdings, so die „FAZ“: „Gestaltungskraft kann ein Expertenkabinett nicht aufbringen; nicht im Inneren, wo manche vielversprechende Reform versandet, und auch nicht nach außen. Vor allem bei den anstehenden Entscheidungen in der EU ist das ein Nachteil.“
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