Nächstes FPÖ-Debakel

ÖVP-Siegesserie geht auch in der Steiermark weiter

Steiermark
24.11.2019 17:58

Die Siegesserie der ÖVP geht weiter: Die Volkspartei triumphierte auch in der Steiermark. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer kommt laut vorläufigem Ergebnis auf 36,6 Prozent (plus 8,2 Prozentpunkte). Das Duell um Platz zwei gewann die SPÖ trotz Verlusten deutlich: Sie liegt bei 22,9 Prozent (-6,4). Ein Debakel setzte es für die FPÖ, die auf 17,9 Prozent (-8,8) abstürzte. Die Grünen konnten deutlich auf 11,4 Prozent (+4,7) zulegen. KPÖ und NEOS kamen auf 6,0 (+1,8) bzw. 5,1 Prozent (+2,5) und sind künftig beide im Landtag vertreten. Die Wahlbeteiligung war niedrig wie nie zuvor.

Der „Landesvater“ fuhr die Ernte ein
Die Steiermark ist wieder „schwarz“: Erstmals seit 2000 - damals triumphierte Waltraud Klasnic - ist die ÖVP die Nummer eins in der Grünen Mark. Bei den Wahlen 2005, 2010 und 2015 siegte ja Franz Voves (SPÖ). Nach herben Verlusten vor vier Jahren überließ er das Amt des Landeshauptmanns seinem Freund Hermann Schützenhöfer, der immer mehr in die Rolle des Landesvaters wuchs.

ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und seine Frau Marianne (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und seine Frau Marianne

Die Parteizentrale der steirischen Volkspartei war am Sonntagnachmittag bei der Verkündung der ersten Hochrechnungen zum Bersten voll. Als um 16 Uhr der schwarze Balken in der Hochrechnung nach oben stieg und bei deutlich über 36 Prozent stehen blieb, brach lauter Jubel und Applaus aus.

„Mein Weg ist die Zusammenarbeit“
Schützenhöfer dankte unter Jubel seiner Anhänger und Tränen seiner Familie - und da besonders Enkeltochter Johanna -, „allen, die gelaufen sind“, und den Wählern. Er habe in den vergangenen Jahren bei den Begegnungen in den Gemeinden gespürt, dass der Zuspruch gewachsen sei. Nun habe es sich in ein „großes Vertrauen“ ausgewachsen. Er habe immer gesagt, dass sein Weg die Zusammenarbeit sei. Er werde „morgen damit beginnen, gemeinsam die Steiermark weiterzuentwickeln“, und sich auf die Suche nach einem Partner machen.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz applaudiert ÖVP-Spitzenkandidat Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
ÖVP-Chef Sebastian Kurz applaudiert ÖVP-Spitzenkandidat Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.

„Danke, Sebastian, für den Rückenwind aus Wien!“
Es sei ein guter Tag, der auch wegen eines weiteren Punktes gelungen sei: „dem Rückenwind aus Wien. Danke, Sebastian!“, sagte er, an ÖVP-Bundesparteiobmann Sebastian Kurz gewendet, der zur Unterstützung nach Graz gereist war. Kurz sieht im Ergebnis einen „sensationellen Erfolg“. Dass der Landeshauptmann einen kurzen und sparsamen Wahlkampf geführt habe, dürfte gut angekommen sein, meinte Kurz und verwies auch darauf, dass dies für die Volkspartei seit 2017 „die sechste erfolgreiche Landtagswahl in Folge“ sei.

ÖVP-Bundesparteiobmann Sebastian Kurz mit Schützenhöfer am Wahlabend (Bild: Christian Jauschowetz)
ÖVP-Bundesparteiobmann Sebastian Kurz mit Schützenhöfer am Wahlabend

SPÖ verliert ersten Platz
Wieder einmal lange Gesichter gibt es in der SPÖ-Parteizentrale. Die rund 23 Prozent sind das historisch schlechteste Ergebnis für die Sozialdemokratie in der Steiermark. Michael Schickhofer hatte ja den Landeshauptmann-Anspruch gestellt, sein Initiativen-Feuerwerk im Wahlkampf zündete aber nicht wirklich. In der Partei könnte es nun rumoren, Schickhofers Zukunft wird sich wohl in den nächsten Tagen entscheiden.

Michael Schickhofer (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Michael Schickhofer

Schickhofer „natürlich nicht glücklich über Ergebnis
„Über das Ergebnis kann man natürlich nicht glücklich sein, aber es zeigt, dass man von September bis November etwas erreichen kann“, so Schickhofer selbst. Das Ergebnis sei besser als die Umfragen, die die Partei bei 19 Prozent gesehen hatten. Schützenhöfer, dem er gratulierte, habe den Landeshauptmann-Bonus voll ausspielen können. Die FPÖ weit hinter sich gelassen zu haben, sei als Erfolg zu verbuchen. Alles Künftige werde man „offen im Parteivorstand diskutieren“.

Max Lercher mit Parteikollegen beim Eintreffen erster Hochrechnungen (Bild: APA/PETER KOLB)
Max Lercher mit Parteikollegen beim Eintreffen erster Hochrechnungen

Lercher: „Der Weg der Erneuerung ist zu gehen“
„Der Weg der Erneuerung ist zu gehen in unserer Bewegung, um in Zukunft wieder Glaubwürdigkeit zu erreichen. Es ist ein mühevoller Weg, den man aber trotzdem gehen muss“, so Max Lercher, einer der gesuchtesten Interviewpartner am Eggenberger Gürtel, in einer ersten Reaktion in der Parteizentrale der SPÖ. Es sei bemerkbar, dass die Sozialdemokratie von Wahl zu Wahl verliere. Ein Wermutstropfen sei, dass die SPÖ über den prognostizierten Ergebnissen liege. Für ihn wackle Schickhofers Posten nicht.

Max Lercher: „Der Weg der Erneuerung ist zu gehen“

Deutliche Niederlage für die FPÖ
Die erwartete Niederlage gab es auch bei der FPÖ unter Ex-Minister Mario Kunasek. 2015 legte sie 16 Prozentpunkte zu und kam nur knapp hinter SPÖ und ÖVP zu liegen. Diesmal gibt es ein saftiges Minus von rund zehn Prozentpunkten. Nach den zahlreichen (bundespolitischen) Skandalen und Affären der vergangenen Monate (Spesen, Casinos-Postenschacher, Liederbuch) verwundert dieses Ergebnis aber nicht. Für den Ex-Minister ist der Landeshauptmann-Sessel nun aber wieder klar außer Reichweite.

FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek

„Es hat während des Wahlkampfes immer wieder Themenlagen gegeben, die für uns nicht positiv gewesen sind“, versuchte Kunasek den Absturz in der Wählergunst zu erklären. Vor allem tue es ihm leid um seine Wahlkämpfer, „die für ein besseres Ergebnis gerannt sind“. Persönliche Konsequenzen wollte Kunasek aus dem Wahlergebnis vorerst nicht ableiten. „Es ist natürlich ein schwarzer Tag für mich, das trifft einen natürlich auch persönlich“, so Kunasek. Bei der nächsten Wahl würden die Karten neu gemischt. Was eine Koalition angehe, liege der Ball beim Landeshauptmann.

Steirische FPÖ beklagt „starken Gegenwind“
Der stellvertretende Grazer FPÖ-Stadtparteiobmann Armin Sippel bezeichnete den Absturz der FPÖ als „bescheidenes Ergebnis“. Der Rückenwind sei nicht da gewesen, vielmehr habe „ein starker Gegenwind geweht“. Insofern könne man das Ergebnis als „annehmbar“ bezeichnen.

Video: Die erste Reaktion aus der FPÖ

Grüne weiter auf Erfolgskurs
Ebenfalls keine Überraschung: Die Grünen mit Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl legten auch in der Steiermark deutlich zu, erreichten sogar ein Rekordergebnis. Das könnte auch Rückenwind für die türkis-grünen Koalitionsverhandlungen im Bund bringen. Krautwaschl nahm das Ergebnis mit „riesengroßer Freude“ zur Kenntnis. Der Wählerzuspruch sei ein „eindeutiges Zeichen für Veränderung in der Steiermark“.

Sandra Krautwaschl (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Sandra Krautwaschl

KPÖ und NEOS im Landtag
Die KPÖ, ein steirisches Phänomen, bleibt im Landtag, die NEOS schafften den Einzug. Der pinke Spitzenkandidat Niko Swatek freute sich nach den Hochrechnungen: „Endlich können wir für frischen Wind im Landtag sorgen.“ Für die Pinken sei es nun der vierte Wahlerfolg in Folge gewesen, was ihn angesichts ihrer „kleinen Bewegung extrem glücklich“ mache.

NEOS-Spitzenkandidat Niko Swatek (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
NEOS-Spitzenkandidat Niko Swatek

Auch bei der KPÖ überwiegt die Freude: „Ich freue mich nicht nur für uns, sondern auch für die Wählerinnen und Wähler, dass wieder eine Partei, die sich für die Menschen einsetzt“, den Einzug geschafft habe, freute sich Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler. „Unsere Arbeit der letzten 15 Jahre ist belohnt worden.“

KPÖ-Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
KPÖ-Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler

Erstmals gingen weniger als zwei Drittel zur Wahl
Die Wahlbeteiligung sank auf Rekord-Tiefstand. Auch wenn sie mit Auszählung der Briefwahl laut den Hochrechnern noch auf bis zu 63,3 Prozent steigen wird, ist das der niedrigste Wert seit 1945. Erstmals haben weniger als zwei Drittel der Steirer ihr Wahlrecht genützt.

Heike Reinthaller-Rindler, krone.at, und Jakob Traby, Kronen Zeitung

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