Gert Steinbäcker schrieb zuerst mit der EAV und dann mit STS gleich doppelte Austropop-Geschichte. Ein Studioalbum will der Steirer nach dem famosen „Ja eh“ (2016) nicht mehr machen, an die musikalische Pension denkt er aber auch noch nicht direkt. Nun erscheint mit „Alles live“ ein Bild- und Tondokument von seiner letzten Tour, aufgefettet mit einer 45-minütigen Dokumentation. Wir trafen den 67-Jährigen zum Interview über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
„Krone“: Gert, als wir uns vor vier Jahren zu deinem Studioalbum „Ja eh“ das letzte Mal getroffen haben meintest du, es wäre das letzte. Hält dieses Vorhaben noch?
Gert Steinbäcker: Insofern, dass ich mit Sicherheit kein ganzes Studioalbum mehr herausbringen werde. Ich habe aber einen Vertrag für vier neue Songs unterschrieben. Ich würde gerne eine Abschlusstour machen, aber durch Corona ist alles verzögert und man weiß nicht, wann diese Tour passieren wird. Dazu will ich eine Best-Of veröffentlichen und - wenn mir was einfällt - vier neue Songs dazugeben. Es ist ein grober Plan, aber kein gezwungenes Arbeitsvorhaben. In der schrägen Zeit, in der wir uns derzeit befinden, habe ich aber null Bock, einen neuen Song zu schreiben.
Du meintest damals, du hättest alles, was du zu sagen hast, schon längst gesagt.
(lacht) Das stimmt so, aber es schließt nicht aus, dass ich eben noch ein paar Ideen rauskommen, die es bislang nicht gab. Universal meinte, wenn mir was einfällt machen wir was Neues und wenn nicht, dann nicht.
Deinen Abschied als Musiker hast du noch nicht so genau durchkonzipiert wie andere?
Ich werde sicher keine Tournee mehr machen wenn ich über 70 bin und die Produktion von Studioalben werde ich auch einstellen. Spezielle Autritte sind immer wieder möglich, denn die machen Spaß. Diese vier Songs, für die ich unterschrieben habe, die gibt es noch nicht. Ich habe Plattenverträge immer dann unterschrieben, wenn ich nicht wusste, was kommt. Ich neige zur Faulheit und die Idee, dass ich den Druck brauchen würde, um in die Gänge zu kommen, die ist nicht weit von der Realität entfernt. Wenn ich mir kein Ziel setze, kann ich auch locker zwei Jahre nichts tun und Boot fahren.
Herwig Rüdisser von Opus, die Ende 2021 auch aufhören, hat gemeint, nichts tun wäre auch was Schönes.
Was aber in seinem Fall nicht stimmt, weil er eine Landwirtschaft hat. Nichts tun möchte ich auch nicht. Es gibt aber viele Möglichkeiten und Ideen. Ich bin seit 42 Jahren mit dieser Plattenfirma zusammen, was wirklich sehr selten ist. Ich habe gesagt, wenn ich dann mal das Best-Of mache, dann wären wir endlich getrennt. Darauf wurde ich gefragt, was ich so vorhabe. Naja, es gäbe einen Haufen Geschichten, die ich niederschreiben könnte und daraus wollen sie jetzt schon ein Buch machen. (lacht) Es geht immer weiter. Ich denke aber nicht an Memoiren, sondern an Geschichten. Manchmal erzählte ich einer Runde was Lustiges und die Leute lachen sich zu Tode. Es würde Sinn machen, alles mal niederzuschreiben, bevor ich die ganzen Geschichten vergesse. Das ist auch so eine Idee, die aber nicht wirklich in Planung ist. Ich habe das Glück, halbwegs gesund zu sein und es wäre unsinnig, sich auf die Pensionitis zu konzentrieren.
Du hast im Gespräch damals auch erwähnt, du hättest genug von deinen Selbstbefindlichkeitssongs. Wie genau ist das aus heutiger Sichtweise zu verstehen?
Im Singer/Songwritertum neigt man dazu, aus Gefühlen gute Texte zu machen. Das hat irgendwo aber auch seine Begrenzung und ich habe nicht mehr vor, in die Richtung weiterzugehen. Definitiv ist, dass ich eine große Abschlusstournee mit einer Best-Of-Platte und ein paar neuen Songs machen möchte. Ich mag in der jetzigen Zeit aber noch nicht einmal drüber nachdenken. Ich hatte Konzerte diesen Sommer in Aussicht, die ich teilweise absagen musste, bevor die Planung fertig war. Kein Mensch weiß, ob nächstes Jahr etwas stattfinden kann. Eine Planung ist mir einfach zu doof.
Auf deinem neuen Live-Doppeldecker „Alles live“ sind Aufnahmen von Gigs in Wien, Graz und Amstetten zu hören, die noch 2018 stattgefunden haben. Ein bunter Querschnitt deiner ganzen Karriere.
Meine Musiker waren dabei, Schiffkowitz war der offizielle Gast. Ich bin sehr stolz, dass Ulli Bäer mitgearbeitet hat, weil es viel gebracht hat. Er ist ein ganz großer Gitarrist und das Ergebnis war sehr gediegen und gelungen. Das Album ist wirklich rund ausgefallen.
Mitte der 80er-Jahre hat die Steiermark mit STS, der EAV und Opus das Land dominiert. Jetzt gehen so gut wie alle Protagonisten mehr oder weniger in Pension. Ist das das endgültige Ende einer Ära und schwingt da bei dir Wehmut mit?
Pizzera & Jaus sind derzeit wohl die einzigen, die auf der Singer/Songwriter-Ebene nachstoßen. Die Zeiten ändern sich, ebenso die Phasen in der Musik. Durch die Digitalisierung ist das Feld Unterhaltung ein wesentlich breiteres als vor 30 oder 40 Jahren. Die Interessen der Konsumenten haben sich sehr aufgesplittet. Früher konnte man in der Plattenindustrie einen Star kreieren, durch das Internet ist es jeder für sich selbst. Das ist ein elementarer Unterschied. Wehmut verspüre ich aber nicht. Mein Internist hat aufgehört und mein Bankbeamter hat aufgehört. Irgendwann gehen alle in Pension. Als Musiker vielleicht nicht, aber man ändert die Form der Präsentation. Das verstehe ich vollkommen, denn eine Tour hat immer ein Rock’n’Roll-Feeling und das ist auch altersabhängig.
Deine Songs waren schon immer - mehr oder weniger freiwillig - von einer Zeitlosigkeit durchzogen. Auf „Alles Live“ gibt es zum Beispiel das Lied „Die beste Zeit“, wo du sehr nostalgisch auf die Unschuld und die Sicherheiten der 60er- und 70er-Jahre zurückblickst. Flüchtest du dich manchmal gerne in die Nostalgie?
Nein. Ich habe mir eine gute, teure Musikanlage geleistet und höre seitdem mein ganzes Plattenarsenal durch. Mir fiel dabei auf, dass sehr viele Platten wirklich alt sind und aus dieser Zeit sehr gute Musik kam. Die Form der Musik hat sich gewandelt und sie ging mehr ins Unterhaltungsfeld. Es gibt schon sehr seriöse und gute Musiker, aber dass man sich damals mehr konzentrierte, lag wohl am engeren Entertainment. Die Leute haben sich viel stärker auf eine Band oder einen Text konzentriert.
Hörst du dir auch deine eigenen Lieder an?
Niemals! (lacht) Zu diesen Songs habe ich eine Arbeitsbeziehung. Die höre ich beim Entstehen so oft, dass ich mir, wenn das Produkt fertig ist, die Platte einmal auflege um zu schauen, ob sie funktioniert, aber ansonsten interessiert mich daran nichts. Diese Lieder habe ich mir erarbeitet, die sind kein Freizeitvergnügen.
Als politischer Mensch, der du immer warst und bist, auch oft darüber gesungen hat - bringt das nicht genug Themen und Motivation für neue Texte und Songs mit sich?
Nein. Ich bin an Politik interessiert. Ein politischer Mensch ist eher jemand, der aktiv darin arbeitet. Wir leben in einer Gesellschaft, die wesentlich von der Politik bestimmt wird und da sollte man informiert sein. Die Frau Lagarde hat gesagt, einen echten Politiker wie früher findet man gar nicht mehr, weil das Internet macht jeden binnen zwei Minuten zur Sau. Wenn es um eine ernsthafte Frage geht, wird ewig lang um den heißen Brei geredet. Ernstzunehmende Menschen gehen kaum mehr in die Politik, weil sie keinen Platz und keine Zeit zur Entscheidungsfindung haben. Ich sage nicht per se, dass das Internet schlecht ist und ich nutze es selbst, aber man müsste andere Formen finden. Was wir derzeit präsentiert kriegen, dass sehr viel mit Marketing zu tun hat und es auf die Darstellungsform ankommt, ist nicht das, was ich mir vorstelle. Ich stelle mir vor, dass Probleme gelöst werden und dass man dann mit der Lösung an die Leute geht, wenn das Programm nicht nur schön aussieht und sonst wenig dahinter ist. Ich beneide aber niemanden in der Regierung um den Job, denn in dieser Zeit ist nichts leicht. Die Gegenwart müsste man aus der Kritik draußen lassen.
In „Großvater“ hast du den Satz „A Meinung haben, dahinterstehen“ verwendet, denn Jahre später ein anderer Steirer im Musikkosmos übernommen hat. Davon losgelöst steht der Satzteil aber genau für dich als Person. Ist es heute schwieriger, standhaft zu bleiben, weil es so viel Gegenwind gibt?
Grundsätzlich ist es immer schwierig. Dahinterstehen ist ein Charakterzug, der zeitlos ist. Manche Leute können das heute auch sehr gut und stehen einfach zu dem Weg, den sie für richtig halten. Die Form des sich Mitteilens hat sich grundlegend verändert. Früher hat einer am Wirtshaustisch gesagt, dass alle niedergeschlagen gehören - heute schreibt er es ins Netz. Damals haben drei Leute neben ihm beigepflichtet, heute hat er gleich Tausende Antworten, wie man die Leute niederschlagen soll. Das ist wirklich deppat. Ich bin in keinem Social-Media-Kanal, weil es mich zu Tode nervt. Natürlich nutze ich Facetime und Plattformen, um mit Freunden zu kommunizieren, aber die sozialen Netzwerke, wo Leute ihre Essensfotos herumschicken, das ist mir zu blöd. Da tue ich lieber nichts und trinke ein Bier.
Hat es dich früher geärgert, dass „a Meinung haben, dahinterstehen“ von Andreas Gabalier übernommen wurde, der damit sicherlich andere Ansichten und Absichten verfolgte?
In dem Moment, wo du für die Öffentlichkeit textest, lässt du diese Texte frei: Herr Gabalier ist kein Innenminister und nur in diesem Fall wäre es einer Diskussion wert. So steht es ihm aber frei und wie man diese Ansicht von mir verwenden darf, das habe ich ja nicht erläutert und läge mir auch fern. (lacht) Wie fast jeden Satz kann man auch diesen in verschiedenen Formen auslegen.
Dem Live-Dokument liegt auch eine 45-minütige Dokumentation über dein Leben bei und da sagt dein guter alter Freund Thomas Spitzer, dass ihr euch zwar selten hört und nie den anderen um Hilfe fragen würdet, aber immer füreinander da seid, wenn es zählt. Das ist doch die einzige Art von Freundschaft, die am Ende wirklich zählt?
An sich ja. Spitzer hat die Nummer „Mein Freund“ für mich geschrieben und ich singe sie - das sollte für alle verwirrend sein. (lacht) Wir waren schon sehr jung am gleichen Leben interessiert und haben das gleiche gemacht. Wir haben die zwei berühmtesten steirischen Bands gehabt, was so nie geplant war. Im damaligen Zustand hätte uns das auch keiner zugetraut. (lacht) Es war wie unter Brüdern. Es ging alles automatisch und um so eine Bande zu zerstören, muss man sich schon viel einfallen lassen. Auch meine Beziehung zu Schiffkowitz und Timischl ist großartig - ob wir jetzt zusammen arbeiten oder nicht. Ich kann nicht aufhören zu betonen, dass wir es uns zu dritt ermöglicht haben, ein sehr tolles, ereignisreiches und sicher auch in pekuniärer Sicht schönes Leben zu führen. Was will man mehr? Wenn einer nicht mehr will oder kann, dann ist das halt so. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Deine allererste Band mit Spitzer in Jugendjahren war die Grazer Rockband Mephisto, die aus reinem Rebellentum gegründet wurde, weil du mit Autorität immer deine Probleme hattest.
Ich war in vier Gymnasien und ging nur wegen meiner Mutter hin. Sie war Lehrerin und beruhigt, wenn ich dort war. Ich wollte nicht hin und passte nicht hin, habe aber verstanden, dass das der familiäre Kompromiss war. Sie war alleinerziehende Witwe und hat mir klar gesagt, dass sie mich immer unterstützen würde, solange ich in die Schule gehe - sonst eben nicht. Ansonsten hätte ich arbeiten gehen müssen, aber so war es okay. In Fächern, die ich mochte, wie etwa Deutsch, war ich sehr gut. Schlecht war ich, wenn ich mit dem jeweiligen Lehrer nicht auskam. Es war alles immer sehr persönlich. Ich habe einmal ein Nicht Genügend in Musik bekommen, weil mein Freund Axel Versnak und ich beim Vorspielen mit der Gitarre immer einen anderen Ton dranhängten, als der Professor wollte. „Das ist eine Verschwörung“, hat er geschrien. Wahnsinn.
Die Unterrichtsmethoden kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Auch in der Hinsicht, dass Humor überhaupt kein Thema war.
Heute geben die Kinder den Lehrern die Watschen, das ist das Gegenteil. Damals hast du in der Miniaturversion gespürt, was ein ungerechtes Regime machen könnte. Einfach etwas behaupten und die Höchststrafe verteilen, obwohl man nichts gemacht hat.
Es gab damals sicher nichts Antiautoritäreres als eine Rockband zu gründen.
Exakt, da konnten wir uns ausleben und es hat zur „Leckt‘s uns“-Haltung mitgeholfen. Das war aber vor mehr als 50 Jahren und der Unterschied zwischen Eltern und Kindern war so groß wie heute gar nicht mehr vorstellbar. Es war so eine breite Furche dazwischen. Heute sind Alte und Junge teilweise gleich angezogen, haben die gleichen technischen Möglichkeiten und das gleiche Handy. Die alten Deppen in meinem Alter sitzen genauso lange vor dem Smartphone wie die Kids. Meine Mutter hat mir damals vorgeschlagen die langen Haare zu schneiden und eine Langhaarperücke zu kaufen. Ich bin mit 16 von daheim ausgezogen.
Gab es in diesen Sturm-und-Drang-Zeiten eigentlich jemanden, der dich/euch aufgehalten hat? Jemand, der trotz Mephisto und jugendlicher Anarchie auch mal als Bremse auftrat?
Nur ich selbst mit ein bisschen Resthirn. Mein Vater starb schon als ich sieben Jahre alt war und Spitzers Vater war sehr krank. Wir sind beide aus unterschiedlichen Gründen vaterlos aufgewachsen und das hatte natürlich sehr wenig Bremswirkung auf unser Leben. Wie der Thomas in der Doku sagt, haben die Eltern von all unseren Bekannten gesagt, dass wir ihnen nicht ins Haus kommen würden. Wir haben wirklich nichts getan, aber die damalige Vorstellung vom Leben war so altbacken, dass die völlig überschnappten. Wir waren einfach nur da, hatten lange Haare und es war immer etwas möglich - aber es ist nie was passiert. (lacht) Für uns war das alles völlig normal und wir waren in dem Bereich gleich. Wir hatten immer großes Selbstbewusstsein.
Das Antiautoritäre und Freigeistige hast du dir zeit deines Lebens behalten. War es anfangs bei der EAV und später bei STS dann schwieriger, mit anderen Kompromisse eingehen zu müssen?
Nein, ich hatte nie Probleme mit Teams. Ich bin sogar ein sehr guter Teamspieler, aber es muss klar sein, worum es geht. Bei beiden Bands war wichtig, sich etwas Vernünftiges einfallen zu lassen und einen guten Song daraus zu machen. Das ist nicht selbstverständlich. Man muss sich zusammenreißen und was tun. Der leider verstorbene Erwin Novak von Novak‘s Kapelle, Österreichs erster Punkband, hat nie geprobt und wenn sie angekündigt waren, war man nicht sicher, ob sie auch kamen. So geht‘s auch, aber aus ihnen wurde nichts. (lacht) Erwin habe ich erst viel später in Griechenland kennengelernt, er war ein großartiger Künstler. Er machte tolle Bilder und Vernissagen mit Dingen, die aus dem Meer kamen. Sie waren eine künstlerische Band, die die pragmatische Seite des Musikmachens nicht so ernst genommen haben wie wir. Daraus wurde dann natürlich auch was.
Mit deinen exaltierten Auftritten bei der EAV Anfang der 80er, wo du mit Steirerhut und Gamsbart über die Tische bei den Events gerobbt bist, warst du für damalige Verhältnisse ein absoluter Bürgerschreck.
Das war bei der EAV natürlich Programm. Man hat die eigene Wildheit verloren, weil man im Programm wild war. (lacht) Das war wie ein Ventil und man hat seine Energien dort rausgelassen. Auf der Bühne war es teilweise pure Anarchie. Ich erinnere mich an die Lüneburger Heide, wo wir mit der EAV in einem Lokal spielten. Wir hatten immer das Credo, dass wenn wir mehr Leute auf der Bühne wären als Leute im Publikum, wir nicht auftreten würden. Im Lüneburger Schuppen 2 stand es 7:7. Da hat dann dauernd einer raufgeschrien und ich sah nur Thomas Spitzers Schatten an mir vorbeihuschen und ihn reden. Plötzlich ist das Reden erstirbt und der Typ war weg. Ich weiß nicht, was er mit ihm gemacht hat, aber er hatte was gemacht, damit wir mehr sind. Das waren lustige Zeiten. (lacht)
Vermisst du diese wilden, anarchischen Zeiten von früher?
Man kann sowas nicht ewig machen und deshalb vermisse ich die Zeiten auch nicht. Es hat damals seiner Zeit entsprochen und deshalb war es auch ein Riesenspaß. Damals war das alles völlig okay und es ist auch jetzt alles okay, wie es heute ist. Ich hadere mit keinem Teil meines Lebens.
Wie geht es dem freiheitsliebenden Gert Steinbäcker in der Corona-Zeit, die förmlich zum Stillsitzen zwingt?
Mir geht es gleich wie allen anderen. Es ist eine schräge Zeit und keiner hat Erfahrung mit so einer Pandemie. Ich nehme an, dass die Maßnahmen notwendig sind, weil das Leute bestimmen, die sich ganz anders damit auseinandersetzen als unsereins. Ich halte es für ziemlich verblödet, dass man dagegen wettert, solange man sich selbst und andere Leute damit anstecken kann. Beeinträchtigt bin ich natürlich schon und die Lust einen Song zu schreiben habe ich nur, wenn ich mein normales Leben führen kann. Das ist im Moment nicht der Fall.
Deine textliche Kreativität hattest du die meiste Zeit immer in Griechenland.
Die Ideen und Layouts habe ich im Graz gemacht und sie dann in Griechenland ausgearbeitet. Ich war unlängst neun Wochen unten und es war sehr angenehm. Wenig Leute und wunderbares Wetter, was im Herbst nicht selbstverständlich ist.
Wenn man sich deine Doku ansieht stellt sich auch die Frage, warum du nicht fix in deiner geliebten Heimat bleibst. Dass du eben „irgendwann dortbleibst“?
Weil mich die beiden Pole interessieren. Nach zwei Monaten Englisch und Gastarbeitergriechisch reden bin ich wahnsinnig gerne in Graz und treffe meine Freunde hier wieder. Außerdem ist es keine Entfernung. Jeder Amerikaner lacht sich darüber tot und wenn man Zeit hat, kann man ja sogar mit dem Auto runterfahren. Im „Gault Millau“ habe ich unlängst gelesen, dass man mittlerweile in 15 Stunden mit dem Auto von Graz nach Korfu kommt. Das sind aber keine Geschwindigkeitsfanatiker und wahrscheinlich schaffst du das in zwölf Stunden. Und wenn du die Zeit dazu hast, dann übernachtest du halt in Montenegro.
In deinem Lied „I hab di Lebn g’sehen“ kommt der Text „Leben ohne Kompromiss“ vor - kannst du das von dir selbst behaupten?
Das wäre jetzt gelogen, wenn man sagt, man würde ganz ohne Kompromisse leben. Ich habe versucht, so frei wie möglich an die Sachen ranzugehen, aber es geht natürlich nicht immer.
Könntest du dir - ähnlich wie Schiffkowitz letztes Jahr mit Markus Schirmer - vorstellen, mit der Klassik in Berührung zu kommen?
Auf meiner letzten Platte hatte ich zwei klassische Nummern mit dem großen Orchester von Christian Kolonovits. Das habe ich aus Interesse gemacht und die Songs sind wunderbar, aber ich habe keine weiteren Ideen nebenbei. Es ist auch nicht schlecht, wenn man es sich leisten kann, auf die Zukunft zu warten.
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