Wien beendet den harten Lockdown, anders als erwartet, schon am 3. Mai. Damit dürfen ab dem kommenden Montag der Handel und die körpernahen Dienstleister wieder öffnen. Auch Museen und Freizeitbetriebe wie Zoos dürfen aufsperren, Gastronomie und Hotellerie bleiben geschlossen. Die Parteien reagierten darauf unterschiedlich. Während SPÖ und NEOS die Öffnungen verteidigten, hagelte es Kritik seitens der FPÖ. Bürgermeister Michael Ludwig sei zu zögerlich, meinte der blaue Landeschef Dominik Nepp. Erzürnt zeigte sich auch die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV): „Wie lange will Ludwig unsere Mitarbeiter und Zulieferfirmen noch hinhalten?“, hieß es aus dieser Branche.
„Das Zusperren des Handels hat den Unternehmen zig Millionen Euro gekostet und eine umfassende Öffnung ist jetzt längst überfällig“, ergänzte Nepp in einer Aussendung. Wenig später setzte er auf Facebook noch einen drauf und bezeichnete Ludwig als „Totengräber der Wiener Wirtschaft und Gesellschaft.“
Der Wiener FPÖ-Chef fordere ein umgehendes Bekenntnis zu raschen Öffnungen bei Indoor- und Outdoor-Gastronomie, Hotellerie, Kultur- und Sportveranstaltungen. „Die Wienerinnen und Wiener haben schon genug gelitten. Holen wir das Leben wieder in die Stadt zurück.“
ÖHV: „Entbehrt jeder Logik“
Entsprechend scharfe Töne Richtung Wiener Bürgermeister kamen auch aus der Hotellerie. „Wie lange will Ludwig unsere MitarbeiterInnen und Zulieferfirmen noch hinhalten?“, fragte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer nach einer konkreten Perspektive für 50.000 Beschäftigte in Hotellerie und Gastronomie. Die Öffnung am 19. Mai noch einmal in Frage zu stellen, entbehre jeder Logik, so Reitterer. Die Bundesregierung habe schließlich eine einheitliche Öffnung für Mitte Mai in Aussicht gestellt. Ludwig selbst schloss bei der Pressekonferenz am Dienstag aber eine Rücknahme der Öffnungen im Falle steigender Infektionszahlen nicht aus.
Wiederkehr: „Schulen Vorbild für andere Gesellschaftsbereiche“
Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) zeigte sich überzeugt, dass die angekündigten Schritte gut zu vertreten seien. Froh zeigte er sich darüber, dass die Schulen in Wien bereits wieder geöffnet haben. Er hob die entsprechenden Sicherheitskonzepte hervor und verwies auch auf das laufende Pilotprojekt, bei dem erhoben wird, wie PCR-Gurgeltests in Bildungseinrichtungen logistisch durchgeführt werden können. „Die Schulen können ein Vorbild sein für andere Gesellschaftsbereiche“, zeigte sich der Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat überzeugt.
Rendi-Wagner: „Richtig und verantwortungsvoll“
Zustimmung kam auch von SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner. „Das vorsichtige Vorgehen auf Basis von Evidenz und ExpertInnen-Empfehlung ist richtig und verantwortungsvoll“, twitterte sie. Ludwig verspreche nichts, was er nicht halten könne.
Rainer Trefelik, Obmann der Bundespartei Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), hält die einheitliche Öffnung der gesamten Ostregion als einzig richtigen Schritt. „Wien und Niederösterreich sind eng miteinander verbunden. Weder zwischen den Betrieben noch zwischen den Konsumenten beider Bundesländer lassen sich in der Praxis klare Grenzen ziehen.“
Handel: „Umsatzverluste werden sich auf 1,95 Milliarden Euro erhöhen“
„Die Umsatzverluste der betroffenen Händler im Osten werden sich bis zur Wiedereröffnung am 3. Mai auf 1,95 Milliarden Euro erhöhen, davon entfällt rund eine Milliarde Euro allein auf den Wiener Handel. Weniger als ein Viertel davon wird später von den Konsumentinnen und Konsumenten nachgeholt werden“, räumte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will ein.
Friseure: „Lockdown-Pelz muss weg“
„Der Lockdown-Pelz muss weg, Nachfrage und Vorfreude auf einen modischen Frühjahrsschnitt sind groß“, sagte Marcus Eisinger, Innungsmeister der Friseure. Kunden könnten sich bei den meisten Betrieben bereits jetzt einen Termin reservieren. Auch bei anderen körpernahen Dienstleistern hätten Stammkunden schon seit Wochen neue Termine fixiert, so Petra Felber, Innungsmeisterin der Fußpflegerinnen, Kosmetiker und Masseurinnen. Auch Nagelstudios, Piercer, Tätowierer und Visagisten öffnen wieder ihre Geschäfte.
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