NÖ prescht im Mai vor

Impfung für alle: Warum Restösterreich noch wartet

Österreich
29.04.2021 18:11

Niederösterreichs Ankündigung, ab 10. Mai die Anmeldung für Impfungen für alle über 16 freizuschalten, dürfte vorerst eine Pioniertat bleiben. Generalmajor Andreas Pernsteiner, Impf-Logistik-Leiter beim Bundesheer, sieht zwar angesichts von bis zu 750.000 Impfdosen, die im Juni pro Woche erwartet werden, keine Lieferprobleme, die anderen Bundesländer sind dennoch skeptisch. So sagte ein Sprecher von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), man setze weiter auf seine bisherige Schiene - Impfung nach Altersgruppen und Betriebsimpfungen, auch nach Gefährdungslage.

Wien: „Macht Sinn, wenn Supermarktkassiererin zuerst geimpft wird“
„Der große Unterschied zwischen beispielsweise mir und einer 30-jährigen Supermarktkassiererin ist, dass sie jeden Tag Hunderte Kundenkontakte hat und ich dieselben fünf Menschen im Rathaus treffe“, so der Sprecher. „Da macht es doch Sinn, wenn die Supermarktkassiererin zuerst geimpft wird.“ Zudem sieht die Stadt die Planungssicherheit nicht ausreichend gegeben. „Was uns der Bund fix zusagen kann, ist der Impfstoff der laufenden und der kommenden Woche.“ Alles darüber hinaus sei nicht ausreichend planbar.

Die Impfstraße im Wiener Austria Center (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Die Impfstraße im Wiener Austria Center

Oberösterreich: Erst die Über-50-Jährigen durchimpfen
Oberösterreich will seine Impfangebote erst dann allen zugänglich machen, wenn die Über-50-Jährigen durchgeimpft sind. Damit sei Ende Mai zu rechnen, so Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP). Mittel- und langfristige Planungen seien noch nicht verlässlich möglich, da es immer nur für zwei Wochen zugesagte Impfstofflieferungen gebe. Eine Freischaltung für alle ab sofort berge das Risiko, dass die Impfdosen nicht vorhanden sind bzw. manche Menschen nicht so weit vorausplanen wollen.

Steiermark: Einladung nur, wenn Termin auch hält
In der Steiermark soll Mitte Mai die Aktiv-Anmeldung auf die Impfordinationen ausgeweitet werden. Angemeldete Impfwillige sollen sich künftig online einen Termin aussuchen können. Dafür werden Einladungsmails zur Terminauswahl verschickt - aber nicht an alle zugleich, sondern entsprechend dem nationalen Impfplan und nur dann, wenn ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen.

Salzburg: „Können unmöglich so weit in die Zukunft schauen“
Auch Salzburg will den niederösterreichischen Weg nicht mitgehen. „Aus meiner Sicht ist das nicht sinnvoll“, sagt Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP). Man könne nicht Termine bis Ende Mai vergeben, weil die Lieferungen unsicher seien. „Bei Johnson & Johnson und AstraZeneca wissen wir nicht, wann die nächsten Lieferungen kommen. So weit hinaus Termine zuzusagen, ist zu riskant. Wir können unmöglich so weit in die Zukunft schauen.“

(Bild: APA/BARBARA GINDL)

Burgenland: Derzeitiges Schema besser kalkulierbar
Das Burgenland will ebenfalls bei seiner bisherigen Vorgangsweise bleiben und die Anmeldung zur Impfung nicht für alle freischalten. Das habe vor allem logistische Gründe, hieß es vom Koordinationsstab Coronavirus. So könne man je nach Impfstoff-Verfügbarkeit besser kalkulieren. Vormerken kann sich jeder, die Einladungen würden dann nach der Reihung im Impfplan verschickt.

Tirol: „Weg der Verlässlichkeit“
Auch in Tirol werden Impftermine erst dann vergeben, wenn die Verfügbarkeit der Impfstoffe gewährleistet ist. Damit könnten Unannehmlichkeiten wie etwa Stornierungen bestmöglich vermieden werden, hieß es. Diesen „Weg der Verlässlichkeit“ werde man weiterhin verfolgen.

Kärnten: „Nichts terminisieren, was noch nicht vorhanden ist“
Auch in Kärnten werden die Impfungen weiter von Woche zu Woche geplant, sagt Gerd Kurath vom Landespressedienst. Jüngere Altersgruppen kämen bis zum Sommer an die Reihe. Zum Vergleich mit Niederösterreich sagte Kurath, dort würden Impftermine drei Wochen im Voraus vergeben. In Kärnten plane man konservativ: Verimpft werde, was man bekommen habe. „Es soll nichts terminisiert werden, was noch nicht vorhanden ist.“

Die Messehalle 3 in Klagenfurt wurde zum Impfzentrum. (Bild: Tragner Christian)
Die Messehalle 3 in Klagenfurt wurde zum Impfzentrum.

Vorarlberg: „Aus unserer Sicht noch zu früh“
Aus Vorarlberg hieß es, es sei „aus unserer Sicht noch zu früh, an alle über 16 Jahren einen Impftermin zu vergeben“. Einerseits seien die konkreten Liefermengen und -termine für die Impfstoffe noch nicht bekannt, andererseits gelte es auch die offenen Zweitimpfungen zu berücksichtigen.

Niederösterreich: „Befreiungsschlag im Kampf gegen die Pandemie“
In Niederösterreich bleibt man beim am Vortag eingeschlagenen Weg. Landeshauptmannstellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Die zugesicherten Impfmengen sind ein Befreiungsschlag im Kampf gegen die Pandemie.“ Jedes Bundesland müsse die Vorgehensweise für sich klären, die zukünftigen Impftermine in Niederösterreich seien „mit Sicherheitsreserve geplant“. Nachdem hauptsächlich Impfstoff von Biontech/Pfizer verwendet werde, könne man „offensiv planen und rasch und professionell impfen“.

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