Im Wiener Rathaus fällt am Donnerstag die Entscheidung darüber, ob die Bundeshauptstadt die bundesweiten Öffnungsschritte mittragen wird. Vor allem bei der Gastronomie hat sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zuletzt skeptisch bezüglich des Aufsperrens der Innenbereiche gezeigt. Ganz zum Unmut von Gastro-Spartenobmann Mario Pulker, der im Gespräch mit krone.at darauf drängt, dass Wien mit dem Rest Österreichs mitzieht: „Wien ist kein gallisches Dorf mit einem Zaun rundherum. Wenn die Gastro in Wien nicht auch innen aufsperrt, werden die Leute eben in die Bundesländer fahren und dort ins Wirtshaus gehen“, so Pulker.
Pulker ruft zudem in Erinnerung, dass viele Betriebe in ihren Pachtverträgen eine Öffnungspflicht hätten. Wenn man die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen müsse, die Kunden aber ausblieben, könnte das für viele Gastronomiebetriebe „sogar den Todesstoß bedeuten“.
Öffnung wäre „Zeichen des Vertrauens“
Für ihn wäre es ein Zeichen des Vertrauens in die Sicherheitsvorkehrungen der Wirte, aber auch ein Zeichen des Vertrauens an die Bevölkerung, wenn Wien „die richtige Entscheidung trifft“ und die Gastronomie auch innen öffnet. „Wir sind nicht am Mittelmeer, wo wir zwölf Stunden am Tag Sonnenschein haben. Was machen die Betriebe, wenn es regnet und die Gäste die Flucht ergreifen?“, fragt Pulker, wohl auch an den Wiener Stadtchef gerichtet.
Eine reine Gastgarten-Öffnung in Wien würde ohnehin nur einem „ganz kleinen Teil der Mitgliedsbetriebe“ nützen. Ludwig habe sich immer als Freund der Gastronomie in Szene gesetzt und solle die Wirte nun nicht zurücklassen. Alle Umfragen würden außerdem zeigen, dass sich die Menschen „nichts sehnlicher wünschen als endlich wieder mit Freunden ins Wirtshaus zu gehen“.
Gastro öffnen, illegale Partys verhindern
Zudem würden etwa 70 Prozent der Infektionsfälle im privaten Bereich entstehen und nicht in der Gastronomie, wo von den Betrieben alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden. „Wenn man die Indoor-Gastro jetzt nicht öffnet, werden sich die Leute weiter im privaten Bereich treffen und illegale Partys feiern“, mahnt Pulker. Die Wiener würden sich sonst weiter in den Parks oder am Donaukanal treffen. Deshalb wäre es „unheimlich wichtig“, dass die Bundeshauptstadt nicht aus dem Reigen der anderen Bundesländer ausschere.
„Man kann die Leute nicht nach einem halben Jahr noch länger einsperren.“ Welche Entscheidung Ludwig nach dem Gespräch mit den Experten treffen wird, könne man derzeit noch nicht absehen. „Das weiß wohl nur Ludwig selbst“, so Pulker, der sich über die Unterstützung des Bürgermeisters „sehr freuen“ würde.
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