Vollbetrieb ab 17. Mai

Bildungspersonal: Große Teile noch ungeimpft

Österreich
11.05.2021 07:02

Wenn am 17. Mai alle Schüler wieder in den Vollbetrieb zurückkehren, wird ein guter Teil der Mitarbeiter von Schulen und Kindergärten nicht gegen eine Corona-Infektion geschützt sein, zeigt ein APA-Rundruf bei den Behörden der Bundesländer. In Kärnten, Tirol und Vorarlberg hat etwa je rund ein Drittel keine Impfung erhalten, in Oberösterreich ist derzeit noch die Hälfte ungeimpft. In einigen Bundesländern gibt es gar keine genauen Daten zur Impfquote beim Bildungspersonal. Für die SPÖ ist von der versprochenen Durchimpfung wenig übriggeblieben. Ihre Kritik galt vor allem Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte angekündigt, dass mit Ende April die Lehrer „durchgeimpft“ sein sollen. De facto wurde allerdings nicht einmal jener Teil des Bildungspersonals komplett geimpft, der zuvor Interesse an einer Immunisierung angemeldet hatte. Teilweise konnten die Betroffenen unter einem anderen Titel (etwa Mitarbeiter von Rettungsorganisationen) einen früheren Impftermin ergattern. Nachdem AstraZeneca ins Gerede gekommen ist, hat aber auch ein Teil bewusst nicht an der Sonderimpfaktion für das Bildungspersonal teilgenommen, um sich später mit einem anderen Impfstoff immunisieren zu lassen, sagt der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) gegenüber der APA. Er ist jedenfalls überzeugt, dass die Impfbereitschaft beim Bildungspersonal mit der Aussicht auf einen anderen Impfstoff noch deutlich anspringen wird.

In Kärnten haben sich laut Landespressedienst mit Stand Donnerstag der Vorwoche 10.685 Angehörige des Bildungspersonals für eine Corona-Impfung angemeldet, das sind gut 90 Prozent der insgesamt rund 11.700 Personen, die an elementaren Bildungseinrichtungen und Schulen arbeiten. Von ihnen wurden 8336 Personen (knapp 80 Prozent der impfwilligen bzw. 70 Prozent aller Kärntner Lehrer) bereits geimpft, die restlichen werden derzeit parallel zu anderen Gruppen immunisiert.

In Tirol waren von den gut 10.500 Lehrpersonen Mitte März rund 8250 an einer Impfung interessiert und merkten sich über die Bildungsdirektion vor - dies entspricht knapp 80 Prozent, teilte das Land auf APA-Anfrage mit. Rund 6600 Personen wurden bereits geimpft, hieß es. Das sind rund 80 Prozent der impfwilligen bzw. knapp zwei Drittel aller Pädagogen. Noch nicht geimpfte Lehrer, die ursprünglich ihren Bedarf eingemeldet hatten, hätten sich abgemeldet - entweder weil sie bereits bei einem niedergelassenen Arzt eine Impfung erhielten oder aus anderen Gründen nicht mehr geimpft werden möchten.

Von den rund 10.000 Lehrern und Elementarpädagogen in Vorarlberg wurden laut Impf-Dashboard des Landes bisher 6636 nach Anmeldung mit Berufsgruppencode geimpft, das sind etwa zwei Drittel. Nach Angaben der Landespressestelle ist die Möglichkeit, sich über diese Sonderschiene zur Impfung anzumelden, inzwischen abgelaufen. Pädagogen, die sich doch noch für eine Impfung entscheiden, können sich aber weiterhin über das Vormerksystem des Landes eintragen.

(Bild: APA/AFP/Joe Klamar)

In Oberösterreich wurden seit März etwa 40.000 Personen aus dem Bildungsbereich (Lehrkräfte, Kindergartenpädagogen, Tagesmütter und -väter, Sonderpädagogik etc.) zur Impfung eingeladen, von denen sich laut Bedarfserhebung rund 27.000 (etwa zwei Drittel) immunisieren lassen wollen. Das Impfangebot angenommen haben mehr als 20.600 Personen, also etwa die Hälfte des Bildungspersonals. Abseits dieser Impfaktion Ende März bzw. Mitte bis Ende April können sich die Lehrer nun im Rahmen der allgemeinen Impfmöglichkeit immunisieren lassen.

In den übrigen Bundesländern ist die Datenlage unübersichtlich: In Salzburg wurde bei einer Sonderimpfaktion für das Bildungspersonal (neben Lehrern und Kindergartenpädagogen auch Unterstützungs-, Verwaltungs- und Reinigungspersonal) rund 17.500 Personen ein Impfangebot gemacht. Nur 42 Prozent haben diese Termine in der Karwoche bzw. nach Ostern auch wahrgenommen. Im Gesundheitsressort geht man allerdings von einer höheren Impfquote aus, könnte doch ein Teil auch als Risikopersonen über den Hausarzt oder als Angehörige einer Rettungsorganisation bereits geimpft worden sein. Ob und wie viel Bildungspersonal sich abseits der Sonderimpfaktion gegen Covid-19 impfen lassen hat, wurde allerdings nicht mehr erhoben. Es fällt nun je nach Alters- oder Risikogruppe in den allgemeinen Impfplan.

In der Steiermark haben sich fast 18.000 Personen unter dem Titel „schulisches Personal“ zur Corona-Schutzimpfung angemeldet. Wie viel Prozent dieser Gruppe das ausmacht, war jedoch nicht zu erfahren. Ein erster großer Impftermin für das pädagogische Personal hat am 19./20. März stattgefunden. Insgesamt haben in der Steiermark zwei Drittel des angemeldeten Bildungspersonals (rund 11.600 Personen) die erste Dosis bereits erhalten, weitere 3100 kennen schon ihren ersten Impftermin. Der Rest - knapp ein Fünftel der Angemeldeten - wartet noch auf ein Datum für den ersten Stich, wobei manche sich auch erst später angemeldet haben.

Im Burgenland werden 6579 Personen zum Bildungspersonal gezählt, unter ihnen Lehrer an Bundes- und Landesschulen, Pädagogen und Helfer in Kinderbildungseinrichtungen oder auch die Hauswarte und Reinigungskräfte sowie das Personal an Volkshochschulen. 6287 haben sich für eine Impfung vorgemerkt und wurden zum Großteil schon mit der ersten Dosis geimpft. Am Freitag erhielten auch die verbleibenden 1441 Personen ihren ersten Stich. Einige bekamen auch schon den Zweitstich, mit weiteren Impfungen am Samstag sind nun 2073 Personen im Bildungsbereich voll immunisiert. In dieser genannten Personengruppe sind allerdings auch Lehrkräfte aus dem Burgenland, die etwa in Niederösterreich oder Wien unterrichten, mitgezählt. Im Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) geht man davon aus, dass rund 80 Prozent der im Burgenland tätigen Pädagogen geimpft sind.

(Bild: APA/EXPA/JOHANN GRODER)

In Wien wurden laut Gesundheitsdienst bei einer Sonderimpfaktion im März rund 48.000 Personen unter dem Titel „Bildungspersonal“ geimpft, allerdings war hier nach einem Kommunikationsfehler etwa auch Hochschulpersonal dabei. Betrachtet man nur Mitarbeiter von Kindergärten und Schulen, haben laut dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) damals rund 37.000 Personen aus diesem Bereich ihren ersten Stich erhalten. Das sind rund drei Viertel dieser Berufsgruppe.

In Niederösterreich haben sich laut Notruf NÖ rund 26.500 Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen (zum Beispiel Schulen, Kindergärten, Tagesbetreuungsstätten, Horte, Musikschulen) für eine Corona-Impfung angemeldet. „Wir schätzen, dass die Impfbereitschaft bei bis zu 80 Prozent liegt“, teilte die Bildungsdirektion auf Anfrage mit. Seit Anfang März bzw. Anfang April kann das Personal aus diesem Bereich einen Termin buchen. Zur Anzahl der bereits geimpften Beschäftigten liegen den Angaben zufolge keine Informationen vor.

SPÖ kritisiert „pannenreiches Versagen“
Für die SPÖ ist von der versprochenen Durchimpfung wenig übriggeblieben. Im Gegenteil: Wenn am 17. Mai die Schulen wieder zum Vollbetrieb zurückkehren, „werden viele LehrerInnen noch nicht geschützt sein“, ärgerte sich SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher, der dabei an das „pannenreiche Versagen der Bundesregierung“ in der Pandemiebekämpfung insgesamt erinnerte. „Weil der Kanzler und sein Finanzminister beim Impfen einen Kostendeckel eingezogen haben, ist das einzige Licht, das Österreich präsentiert bekommen hat, das Schlusslicht“, so Kuchers Resümee.

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