Goldgräberstimmung bei Fotovoltaik in der Steiermark: Der enorme Aufschwung löst ein regelrechtes Griss um Flächen aus. Anlagen auf freiem Feld sorgen aber auch für Kritik.
Von einigen Fotovoltaik-Panelen auf dem Dach bis zur mehreren Hektar großen Anlage auf der freien Wiese: Wo man auch hinblickt, Sonnenstrom erlebt in der Steiermark seit Jahren einen enormen Aufwind. Das Anfang Juli von der Bundesregierung beschlossene Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz verleiht dem Trend noch einmal einen ordentlichen Schub. Bis 2030 will Österreich sich zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energiequellen mit Strom versorgen - und Fotovoltaik soll bei diesem gewaltigen Vorhaben eine wesentliche Rolle spielen. Gut 430 Megawatt Leistung brachten die steirischen Fotovoltaik-Anlagen im Jahr 2020, bis 2030 sollen es schon 2200 sein! (siehe Grafik).
Bevorzugt soll der Sonnenstrom dabei auf Dächern und versiegelten Flächen erzeugt werden, wie auch Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) vehement betont. Das Land fördert daher gezielt Projekte zur Doppelnutzung - also etwa Solaranlagen auf einem Supermarktparkplatz - und hat im Leitfaden zur Standort-Auswahl bei sensiblen Flächen nachgeschärft.
Um aber die Ziele zu erreichen, wird man an großen Kollektoren-Parks im Freiland nicht herumkommen. Das größte Sonnenstrom-Projekt des Landes plant derzeit die Energie Steiermark auf einem ehemaligen Bergbau-Areal in Bärnbach-Rosental (Bezirk Voitsberg). Über 20 Hektar Kollektorenfläche sollen künftig grünen Strom für mehr als 5000 Haushalte liefern. „Wir arbeiten hier gut mit den Gemeinden zusammen. Wenn alles nach Plan läuft, kann die Anlage schon 2023 in Betrieb gehen“, sagt der Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris.
Wenn Schafe zwischen Solarpanelen grasen
Doch die Energie Steiermark ist nicht das einzige Unternehmen mit großen Plänen: Viele Investoren sind in der Steiermark auf der Suche nach freien Flächen und haben dabei vor allem Bauern im Visier. Hans Meister, Agrarjournalist und Fotovoltaik-Experte, erlebt diese Entwicklung hautnah mit und ist kritisch: „Bauern dürfen nicht nur Flächen-Geber sein, sondern sollten in die Wertschöpfung eingebunden sein.“ Meister sieht dabei auch die Landwirtschaftskammer in der Pflicht: „Es braucht ein klares Konzept damit Bauern von der Entwicklung profitieren und keine wertvollen Böden verbaut werden“.
Das zu verhindern, versucht man auch bei der Energie Steiermark: „Aus unserer Sicht sind landwirtschaftliche Doppelnutzungen sehr sinnvoll. So wie wir das etwa in Modriach umgesetzt haben, wo Schafe in der Anlage grasen“, sagt Vorstand Martin Graf.
Dass solche Projekte aber immer öfter durch Widerstand aus der Bevölkerung und der Kommunalpolitik ins Wanken geraten, zeigt sich seit Monaten in Hengsberg und Preding: Hier regt sich massiver Protest gegen eine geplante Freiflächenanlage samt Hühnerweide.
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