Die Debatte um die Corona-Tests geht weiter, nun sprach sich auch Niederösterreichs Landesobfrau Johanna Mikl-Leitner für ein Ende der Gratis-Tests aus. In Wien will man nicht so weit gehen, einige Neuerungen gibt es bei den Teststraßen in der Bundeshauptstadt dennoch: Da Verträge auslaufen, Standorte zurückgegeben werden müssen und die Stadt künftig verstärkt auf PCR- statt Antigen-Tests setzt, wird so manche Teststraße geschlossen. Im Gegenzug würden jedoch neue geschaffen, betont man im Rathaus. Die angekündigte Reduzierung der Gültigkeitsdauer der Corona-Tests in Wien ist seit Mittwoch in Kraft.
Immer wieder wurde das Thema Corona-Test in den letzten Wochen debattiert, eine einheitliche Linie hat man jedoch noch nicht gefunden. Selbst Experten sind sich nicht einig. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat allerdings, wie er am Dienstag kundtat, bereits einen „sehr konkreten Plan“. So soll es bereits kommende Woche ein Comeback der Bund-Länder-Treffen unter Einbindung von Experten geben.
Gratis-Tests spalten die Gemüter
Besonders das Thema (Gratis-)Tests spaltet momentan die Gemüter. Wien verkürzte zwar die Gültigkeitsdauer der Tests, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sprach sich aber bereits Anfang August für „kostenlose Tests, bis die Pandemie vorbei ist“ aus. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bekräftigte ebenfalls wiederholt, dass vorerst kein Ende des Gratisangebots abzusehen ist. Ein Aus würde nicht unbedingt die Impfbereitschaft erhöhen, sondern vor allem die Testbereitschaft schwächen, so sein Argument.
Niederösterreichs Landeshauptfrau Mikl-Leitner (ÖVP) meinte hingegen, man sollte „andenken“, die Tests kostenpflichtig zu machen. „Ich halte es für vernünftig, die Strategie der Gratis-Testungen für Impfunwillige auch tatsächlich zu diskutieren“, erklärte sie am Dienstag im ORF. Für eine Kostenpflichtigkeit des Testangebots für Ungeimpfte sprach sich auch ihr Landeshauptmann-Kollege Hermann Schützenhöfer (ÖVP) aus der Steiermark aus. Er ist ebenfalls für eine bundesweite Einführung und einen einheitlichen Kostenbeitrag zumindest in der Höhe der Rezeptgebühr (6,50 Euro). Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) meinte erneut, dass es sich nicht ausgehen werde, dass die Corona-Tests auf Dauer gratis sind.
Vorsichtiger zeigte man sich in Oberösterreich. „Bei den ansteigenden Infektionszahlen und zur Sicherung des Starts in das neue Schul- und Kindergartenjahr ist ein öffentliches Testangebot zum aktuellen Zeitpunkt kostenfrei wichtig“, stellte Gesundheitsreferentin und LHStv. Christine Haberlander (ÖVP) fest. Bei der SPÖ bleibt man skeptisch. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sieht noch die Chance, die Impfquote durch freiwillige Teilnahme so zu erhöhen, dass die Pandemie durch Erreichen einer Herdenimmunität tatsächlich wirksam zurückgedrängt werden könne. Und auch im Burgenland ist ein Ende der Gratis-Tests derzeit nicht in Sicht, hieß es aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).
Wien setzt verstärkt auf PCR-Tests
Mit Stichtag Mittwoch gelten bei den Tests in Wien nun auch kürzere Gültigkeitszeiträume: Konkret ist ein Antigen-Schnelltest, der in einer Teststraße oder in einer Apotheke durchgeführt wird, künftig nur mehr 24 statt bisher 48 Stunden gültig. Bei PCR-Tests wird die Frist von 72 auf 48 Stunden verkürzt. Nur bei Kindern unter zwölf Jahren bleiben bei den beiden Varianten die bisherigen Zeitspannen bestehen. Auch einige Teststraßen schließen.
Hier die Neuerungen in Wien im Detail:
G-Regeln statt Total-Lockdown
Um den Impf-Fortschritt voranzutreiben, wird kontroversiell über eine 1- oder 2G-Regel diskutiert. Erster Anwärter dafür ist wohl die Nachtgastronomie, für die dann Tests keine Eintrittskarte mehr wären. Selbst Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat diese Option zuletzt öffentlich erwogen. Ein echter Lockdown, wie ihn zuletzt die Virologin und Regierungsberaterin Dorothee von Laer prophezeit hatte, wird in Regierungskreisen fast ausgeschlossen, sollte die Entwicklung nicht katastrophal sein.
Experten erwarten nochmaligen Anstieg
Schon jetzt liegen die Zahlen freilich deutlich höher als vor einem Jahr. Fachleute gehen davon aus, dass der Schulbeginn plus die letzten Reiserückkehrer die Infektionen noch einmal kräftig in die Höhe schnellen lassen. Als weitere Faktoren gelten ein nachlassender Impfschutz der früh Immunisierten, der schon in Israel zu beobachten war, der wegfallende Schutz jener, die im vorigen Herbst erkrankt waren, und dass sich das öffentliche Leben wieder verstärkt in die Innenräume verlegt. Auch Homeoffice wird bei Weitem nicht mehr so oft genutzt wie noch vor einigen Monaten.
Der Höhepunkt der vierten Welle wird dann im Oktober oder November erwartet. Sie dürfte zumindest von den Infektionszahlen her deutlich kräftiger ausfallen als die bisherigen. Auch mit den Spitalskapazitäten könnte es dann trotz der Impfungen wieder eng werden, vermutet man in einigen Ländern. Einen 100-prozentigen Schutz bieten die Immunisierungen nämlich bekanntlich nicht.
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