„Wie soll sich das bald überhaupt noch ausgehen?“, fragen sich immer mehr Menschen angesichts der neuerlichen Teuerungswelle. Etwa auch Pensionistin Anita P., der rund 440 Euro im Monat zum Leben bleiben.
Vierzig Jahre hat Anita P. gearbeitet. Als Aushilfe in der Gastronomie, als Lokalbesitzerin, bei Dienstleistungsunternehmen im Verkauf und bei der Post. Mit 59 Jahren wurde die heute 72-Jährige entlassen. Nach rund einem Jahr in der Arbeitslosen kam der Pensionsschock: 1107 Euro steht auf dem Pensionsbrief, das ist knapp über der Mindestpension.
Die Reparatur meiner Brille kostet 29 Euro. Sie ist längst fertig, aber ich kann sie erst abholen, wenn wieder Geld da ist.
Anita P. (72) muss sich ihre Pension genau einteilen.
Fixkosten schlucken Großteil der Pension
Damit muss die auf 46 Quadratmetern in einem Gemeindebau in Hietzing lebende Frau jeden Monat auskommen: „Zuerst war noch etwas Erspartes da, aber das ist längst aufgebraucht“, sagt die gelernte Büro- und Speditionskauffrau, die jeden Cent umdrehen muss, damit die Rechnung zum Monatsende stimmt. Auch angesichts der steigenden Fixkosten, die bei Frau P. bei mehr als 660 Euro im Monat liegen. In der „Krone“ wird sie in den nächsten Wochen darüber berichten, wie sich das Leben mit den verbleibenden rund 440 Euro im Monat bzw. rund 15 Euro am Tag ausgeht - oder eben auch nicht.
Kaputter Abfluss: Ein halbes Jahr ohne Dusche
Rund ein halbes Jahr konnte die sympathische Dame nicht duschen, weil der Abfluss kaputt war und sie sich die Reparatur nicht leisten konnte. „Auch die steigenden Lebensmittelpreise sind ein Wahnsinn! 2,49 Euro für eine Packung Butter, stellen Sie sich das einmal vor“, sucht sie nach Angeboten in Prospekten oder nutzt die von der Caritas in Kirchen ausgegebenen Lebensmittelpakete zum Durchkommen. „Fleisch kaufe ich nur, wenn ein Markt abgelaufene Produkte in Aktion günstig abgibt.“ Milch und Brot versucht sie immer daheim zu haben, ansonsten ist der Kühlschrank meist gähnend leer.
Auf reparierte Brille muss sie noch warten
„Ich muss schauen, dass mir immer ein bisschen etwas übrig bleibt für unvorhersehbare Kosten. Wie zuletzt etwa die Reparatur meiner Brille, die 29 Euro kostet“, erzählt die Mutter einer 40-jährigen Tochter. „Ich wurde längst angerufen, dass sie fertig ist, kann sie aber erst jetzt im Februar abholen, wenn Geld da ist.“
Haustiere und Kaffee als einziger Luxus
Die Zeit verbringt die lebensfrohe Frau am liebsten mit Spaziergängen mit Hündchen „Chanel“. Auch die beiden Katzen „Püppi“ und „Zwergibär“ verschönern den Alltag der tierliebenden Pensionistin. An ihren letzten Urlaub kann sich Frau P. gar nicht mehr erinnern: „Das ist sehr, sehr lange her. Hin und wieder geht sich eine Tagesreise mit dem Pensionisten-Klub aus, das kostet aber rund 30 Euro.“ Für Frau P. ist das bereits Luxus. Ebenso wie Kaffee und Kuchen in einer Konditorei am Sonntag.
„Mein Wunsch ist, ein, zwei Tage am Meer zu verbringen“, sagt sie. Der große Traum wäre eine Kreuzfahrt in der Südsee, „aber das wird wohl ein Traum bleiben“.
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