Das Kontrollorgan der Energie Steiermark fordert wegen der aktuellen Krise eine Vertragsverlängerung des Vorstands - und droht ansonsten mit dem kollektiven Rücktritt. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer gerät damit unter Druck.
Zuerst die Pandemie, und dann auch noch der Krieg: Die Rechnung dieser giftigen Mischung bekommt die Bevölkerung nun mit explodierenden Energiekosten präsentiert. Immer mehr Steirer, Private wie Unternehmer, können sich Strom und Wärme nicht mehr leisten.
Eine zentrale Rolle in dieser vielfach existenzgefährdenden Situation spielen Energieversorgungsunternehmen. Sie befinden sich im Ausnahmezustand: Zu extrem hohen Preisen müssen sie beispielsweise Gas einkaufen - bei der Energie Steiermark führte dies kürzlich sogar zu einem kurzfristigen Finanzierungsengpass (der rasch gemeistert wurde).
Pension aufgeschoben?
Da braucht es international vernetzte und erfahrene Top-Manager. Einer ist Christian Purrer, Vorstandsvorsitzender der Energie Steiermark, der im März nächsten Jahres altersbedingt in Pension gehen sollte. Doch hinter den Kulissen bahnt sich um den 67-Jährigen gerade ein veritabler Konflikt an.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen wurde Purrer von einflussreichen Aufsichtsräten der Energie Steiermark gebeten, seine Funktion um ein Jahr zu verlängern. „Wir brauchen in dieser Krise, die zumindest weit in das nächste Jahr hineinreichen wird, Stabilität und Kontinuität - und keinen neuen Manager, der sich zuerst einmal einarbeiten muss“, erklärt ein Mitglied des Kontrollorgans im Gespräch mit der „Krone“.
Wir brauchen in dieser Krise, die zumindest weit in das nächste Jahr hineinreichen wird, Stabilität und Kontinuität.
Ein Mitglied des Aufsichtsrats
Ausschreibung auf Eis gelegt
Dem Vernehmen nach soll Purrer für die kurze Verlängerung bereit sein. Und so hat der Aufsichtsrat in einer Sitzung am Mittwoch die Ausschreibung für seine Nachfolge vorerst auf Eis gelegt (dies gilt auch für den zweiten Vorstand Martin Graf, dessen Funktionsperiode ebenfalls im März 2023 auslaufen wird).
Was den Haupteigentümer, das Land Steiermark, massiv unter Druck setzt. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) als Eigentümervertreter wird am Montag die beiden Aufsichtsratschefs Josef Mülner und Karl Rose treffen. Die beiden ausgewiesenen Experten sollen laut Insider-Informationen bis zum Äußersten bereit sein: Stimmt Schützenhöfer der Vertragsverlängerung Purrers nicht zu, würden sie mit sofortiger Wirkung ihre Aufsichtsratsmandate zurücklegen. Und: Sollte es dazu kommen, will auch der gesamte restliche Aufsichtsrat abtreten, inklusive Betriebsratsvertreter.
„Management-Wechsel gefährdet Unternehmen“
Die Argumentation des Kontrollorgans, bei der nicht öffentlichen Sitzung am Mittwoch klar abgesprochen, lautet: Der Aufsichtsrat sei nicht dem politischen Willen verpflichtet, sondern dem Unternehmen. „Wenn der Eigentümer jetzt das Management auswechselt, ist das unternehmensschädigend und gefährdet die bestmögliche Energieversorgung der Steirer in Zeiten der Krise“, so ein Mitglied des Kontrollorgans.
Rückfall in „Steinzeit“ befürchtet
Zudem befürchten Aufsichtsräte, dass Schützenhöfer einen ihm und der ÖVP genehmen Vorstandschef installieren will, der nicht die Expertise Purrers hat. Es ist von einem „Rückfall in die Steinzeit“ die Rede - im Sumpf politischer Einflussnahme verluderte der Energieversorger (damals ESTAG) einst vom Energie- zum Skandal-Lieferanten.
Der Landeshauptmann vermeldet, dass mit ihm zum Thema Vertragsverlängerung - offiziell - noch nicht gesprochen wurde. Fortsetzung folgt
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