Der eruptive Wahlsonntag in Niederösterreich hat eine erste personelle Konsequenz bei der SPÖ. Der rote Landeschef und Spitzenkandidat Franz Schnabl (64) muss nach der Schlappe weichen (siehe Video oben). Laut Partei-Insidern wehrte er sich am Montagabend in der Sitzung des Parteivorstandes vehement gegen seine Abberufung. Seine Agenden übernimmt ab sofort der niederösterreichische AMS-Chef Sven Hergovich (34).
Wo Franz Schnabl am 28. April 2017 vom damaligen SPÖ-Chef Bundeskanzler Christian Kern als neuer Landesvorsitzender der niederösterreichischen Sozialdemokratie präsentiert wurde, ist am Montagabend auch sein Ende verkündet worden. Im Landtagsklub in St. Pölten gab der 64-Jährige selbst bekannt, dass Sven Hergovich (34) für einen „Neustart“ übernimmt.
Rote Absage an die FPÖ
Schnabl berichtete bei einem Pressestatement nach dem Landesparteivorstand gemeinsam mit seinem Nachfolger, dass in den Gremien das Wahlergebnis diskutiert und analysiert wurde - „was wir richtig und was wir falsch gemacht haben“. Dabei habe man Hergovich einstimmig zum Landesparteivorsitzenden designiert. Der 34-Jährige soll auch Verhandlungen mit der Volkspartei über eine etwaige Zusammenarbeit führen. Fix ist: Die SPÖ Niederösterreich schließt eine Zusammenarbeit mit der FPÖ aus. „Wir werden Udo Landbauer nicht zum Landeshauptmann wählen“, so Schnabl und Hergovich unisono. Das Gesprächsverhältnis zu Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnete Hergovich als gut.
Hergovich will sein Team ab 14. Februar präsentieren
Der frisch designierte Landesparteivorsitzende bedankte sich für das in ihn gesetzte Vertrauen und dass Schnabl den Neustart wesentlich mitgestaltet habe. Es freue ihn auch, weil er auf keiner Wahlliste gestanden ist. Seinen Hauptwohnsitz, der derzeit in Wien liegt, werde er bis Mitte Februar nach St. Pölten transferieren. In einem Landesparteivorstand am 14. Februar will Hergovich dann sein Team präsentieren. Er werde dafür jetzt in den kommenden Wochen Gespräche führen.
Babler zieht in Bundesrat ein
Fix scheint einzig, dass der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler in den Bundesrat einziehen wird. „Ich weiß, dass Babler in den Bundesrat möchte, und ich werde das unterstützen.“ Sonst gab sich der designierte Chef der SPÖ NÖ bedeckt.
Rendi-Wagner: „Ideale Besetzung“
Als erste Gratulantin stellte sich SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner ein. Hergovich sei die „ideale Besetzung“. Ihn zeichne „großes Engagement, Können und Teamfähigkeit“ aus, zudem leite er einen Generationenwechsel in der SPÖ Niederösterreich ein: „Das ist ein richtiges und starkes Zeichen für junge Menschen.“ Auch sei er ein „ausgewiesener Arbeitsmarkt- und Sozialexperte“.
St. Pöltner Bürgermeister gilt als Strippenzieher hinter der Rochade
Der St. Pöltner Bürgermeister schaltete sich am Montagabend während der Gemeinderatssitzung in der Landeshauptstadt quasi per Handy in die Vorstandssitzung in der SPÖ-Landesparteizentrale dazu. Er gilt als Strippenzieher hinter der Rochade. Partei-Insidern zufolge setzte er vorab ein Schreiben auf, in dem er sich für Hergovich und gegen Schnabl aussprach.
Wer ist Sven Hergovich?
Die Ablöse Schnabls durch Hergovich an der Spitze der SPÖ Niederösterreich stellt auch einen Generationenwechsel dar. Schnabl ist 64 Jahre alt, Hergovich 30 Jahre jünger, er fungiert seit 1. Juli 2018 als Geschäftsführer des AMS Niederösterreich. Hergovich wurde am 22. Oktober 1988 in Korneuburg geboren. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien war er u.a. in der Arbeiterkammer Wien und als Referent im Kabinett von Doris Bures sowie später Alois Stöger (beide SPÖ) im Verkehrsministerium tätig.
2016/17 war Hergovich Arbeitsmarktexperte im Kabinett von Stöger im Sozialministerium und stellvertretender Leiter des Ministerbüros, bevor er im November 2017 stellvertretender Landesgeschäftsführer des AMS NÖ wurde. Im Verwaltungsrat des AMS Österreich hat er zahlreiche Projekte im Arbeitsmarktbereich mitverhandelt. Bei der Nationalratswahl 2019 hat Hergovich auf der Wiener Landesliste der SPÖ kandidiert. Er fand sich damals an zehnter Stelle.
Die SPÖ war laut dem vorläufigen Endergebnis (inkl. fast aller Wahlkarten) auf 20,66 Prozent (zuletzt 23,92) abgestürzt, was das schlechteste Ergebnis aller Zeiten (bisher 21,57 Prozent im Jahr 2013) und erstmals Platz 3 hinter der FPÖ bedeutet. Dadurch büßten die Roten einen Sitz im Landtag ein. Künftig stellen die Sozialdemokraten nur noch zwölf Mandatarinnen und Mandatare. Immerhin konnten die zwei Sitze in der Landesregierung gerettet werden, der Landesvize steht ihnen jedoch nicht mehr zu.
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