609 Delegierte der SPÖ werden am 3. Juni in Linz entscheiden, wer künftig an der Spitze ihrer Partei stehen soll - und selbige vermutlich auch in die nächste Nationalratswahl gegen Endgegner und Umfragen-Leader FPÖ führen wird. Als Kandidaten treten der Sieger der Mitgliederbefragung Hans Peter Doskozil und der knapp unterlegene Zweite Andreas Babler an. Rückhalt aus den eigenen Bundesländern Burgenland (Doskozil) und Niederösterreich (Babler) dürfte wohl gegeben sein, das Zünglein an der Waage werden jedoch die Delegierten aus Wien sein.
Nach mehr als hitzigen Gremiensitzungen am Dienstagnachmittag entschieden sich die Sozialdemokraten, beim ursprünglichen Plan zu bleiben und über den Vorsitz bei einem außerordentlichen Parteitag in Linz zu entscheiden.
Harte Bandagen in den Gremien
Bis zu diesem an sich logischen Ergebnis der Gremien war es aber ein langer Weg, der Doskozil schon zeigte, was ihn in Zukunft erwarten könnte. Denn die Wiener Landespartei, die mit dem burgenländischen Landeshauptmann in inniger Feindschaft verbunden ist, zeigte sich selbst für ihre Verhältnisse erstaunlich flexibel.
Waren es doch die Hauptstadt-Roten, die an sich stets jeglicher Mitgliederbefragung gegenüber skeptisch gegenüber standen und bisher in den Gremien auch eine Stichwahl abgelehnt hatten, die nun nach dem Ausscheiden der von ihnen favorisierten Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner plötzlich Gefallen an einer zweiten Basis-Runde gefunden hatten. Angeführt von Bürgermeister Michael Ludwig machte man sich im Präsidium für eine Stichwahl stark und stellte sich mehr oder weniger offen hinter den Traiskirchener Bürgermeister Babler, der den linken Flügel der Partei repräsentiert.
Die Wiener werden es entscheiden
Auch in Linz dürften vom Stimmverhalten der Wiener Genossen und der Gewerkschafter maßgeblich abhängen, ob Babler gegen den von den allermeisten Bundesländern unterstützten Doskozil am Parteitag eine Chance hat. Denn in Wien leben die meisten Parteibuchbesitzer, ergo haben die Wiener auch die meisten Delegierten. Bürgermeister Ludwig legte sich am Dienstag jedenfalls (noch) nicht fest, wen man in Wien unterstützen wird.
Insgesamt werden 609 Delegierte zur Stimmabgabe aufgerufen sein, alleine 350 davon kommen aus Bezirksorganisationen, dazu 30 aus den Landesorganisationen. Immerhin 50 Delegierte haben die Gewerkschafter, 30 die Frauen - beides Lager, die zumindest an ihrer Spitze Babler zuneigen. Der Rest ist wild verteilt, unter anderem kommen sieben Delegierte des Parlamentsklubs dazu, zehn Delegierte der Arbeitsgemeinschaft Sechzig Plus, sechs Delegierte der Kinderfreunde oder auch drei Delegierte vom Verband Sozialistischer Student_innen Österreichs (VSStÖ) oder der Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS). Zwei Delegierte kommen übrigens aus den Reihen der Red-Biker, dem sozialdemokratischen Motorradclub.
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