„Nicht herumeiern“

SPÖ-Klubchef Kucher: Der neue mächtige Mann in Rot

Politik
15.06.2023 22:17

Der neue geschäftsführende Klubobmann der SPÖ, Philip Kucher, stellte sich am Mittwoch in seiner Rede dem Nationalrat in seiner neuen Rolle vor. Ein Porträt über den neuen mächtiger Mann in Rot - hemdsärmelig mit Lausbubencharme.

Montagnachmittag. Philip Kucher ist auf dem Weg von Klagenfurt nach Wien. Der neue SPÖ-Chef Andreas Babler hat gerufen. Er will den Kärntner in wichtiger Funktion einbinden. Es war kein Selbstläufer. „Die Entscheidung hab ich mir nicht leicht gemacht. Aber Andi Babler hat mich im persönlichen Gespräch menschlich überzeugt. Vor allem versteht er die Sorgen der Menschen.“

Kucher war im Team Doskozil
Nun ist der 41-jährige Gesundheitssprecher Kucher auch geschäftsführender Klubobmann. Dabei war er im Ringen um den Vorsitz im Team Doskozil. „Ich schätze ihn sehr. Er wird aus dem Burgenland die Partei im Bund unterstützen“, glaubt Kucher, Kärntner aus Leidenschaft.

(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

So oft wie möglich ist er in Klagenfurt, wo er auch SPÖ-Chef ist. Man sagt ihm nach, sein größter Wunsch sei es, dort Bürgermeister zu sein. „Das habe ich selber nie so gesagt, das wurde mir zugewiesen“, sagt der gebürtige Klagenfurter. Aktuell haben er und Babler ohnehin andere Sorgen. Die so schwer angeschlagene Partei wieder auf die Beine bringen. Kucher ist ein Verbinder, hört man von Parteifreunden. Aber auch aus anderen Fraktionen oder von Experten wie Peter Plaikner, der Kucher als kluges Investment sieht.

Philip Kucher mit Julia Herr, Eva-Maria Holzleitner und Andreas Babler (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Philip Kucher mit Julia Herr, Eva-Maria Holzleitner und Andreas Babler

Bodenständiger Typ mit hohen Ansprüchen
Ein hemdsärmeliger Typ mit Lausbubencharme - er könnte als fideler Hüttenwirt reüssieren. Er sucht das Gemeinsame. „Ich gehe auf andere zu. Versuche, Differenzen zu beseitigen. Und man darf nicht mehr herumeiern. Sondern muss Klartext reden.“ Damit hat er schon die beste Voraussetzung für seinen neuen Job. Der ist kraftraubend.

Philip Kucher als Faschingsprinz (Bild: Uta Rojsek-Wiedergut)
Philip Kucher als Faschingsprinz

Er muss die Knochenarbeit im Parlament verrichten. Speerspitze sein im parlamentarischen Diskurs. Vor allem gegen Kickls FPÖ und Nehammers ÖVP. Seine erste Rede in neuem Gewand hielt Kucher, der seit 2004 für die SPÖ und seit 2013 im Nationalrat tätig ist, am Mittwoch. „Ich bekam viel Zuspruch auch aus anderen Parteien. Das freut mich besonders.“

Philip Kucher mit Ex-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Kärntens Landeschef Peter Kaiser (Bild: Uta Rojsek-Wiedergut)
Philip Kucher mit Ex-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Kärntens Landeschef Peter Kaiser

Wie viele Gagen bekommt Babler?
Zentrales Thema ist der Kampf gegen die Teuerung. Eva-Maria Holzleitner und Julia Herr unterstützen als Stellvertreterinnen. „Der Anspruch muss sein, dass die SPÖ wieder Nummer 1 wird.“

Hauptverantwortlich dafür ist Chef Babler. Bürgermeister von Traiskirchen darf er bleiben, auch Bundesrat. Hier spendet er sein Gehalt, heißt es. Doch ist er nun auch Parteichef und Klubobmann, der von außen gestaltet. Wie viele Gagen bekommt er? Und wie hoch sind die? Auf zweifache Anfrage kam dazu noch keine Antwort.

Kucher stellt Ende der Zweidrittelblockade in Aussicht 
Übrigens: Die SPÖ-Blockade von Gesetzesvorhaben, die eine Zweidrittelmehrheit und damit die Unterstützung der Sozialdemokraten brauchen, soll nicht weiter fortgesetzt werden. „Wir sind jetzt gesprächsbereit“, sagte Kucher Donnerstagabend in der „ZiB 2“. 

Die Linie, der Koalition von ÖVP und Grünen keine Stimmen mehr zur Verfügung zu stellen, weder für einfache noch für Zweidrittelmehrheiten, hatte die SPÖ unter der Rendi-Wagner bzw. deren Klubvize Jörg Leichtfried Mitte Mai ausgegeben. Am Höhepunkt des SPÖ-internen Führungskonflikts sollten damit weitere Antiteuerungsmaßnahmen erzwungen werden. Das Energieeffizienzgesetz scheiterte deshalb, es musste von der Koalition in einer stark abgespeckten Version durchs Hohe Haus gebracht werden. Nun soll sich das wieder ändern. „Wir werden einen völlig neuen Weg gehen“, sagte Kucher.

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