Ein Jahr vor der Landtagswahl ist die Steiermark Gastgeber für den SPÖ-Parteitag. Anton Lang stellt sich hinter Andreas Babler und atmet auf: „Es herrscht Aufbruchstimmung!“ Doch nicht alle Zweifel wurden unter den steirischen Genossen ausgeräumt.
Der Sitzplatz bestimmt nicht immer den Standpunkt. Linksaußen war die steirische Delegation beim SPÖ-Parteitag in Graz positioniert - eine Rolle, die Landesparteichef Anton Lang innerhalb der Sozialdemokratie mit Sicherheit nicht ausfüllt.
Tendenziell waren die steirischen Genossen beim Machtkampf im Frühjahr dem Team Doskozil zuzurechnen. Nun sicherte Lang in seiner kurzen, nicht mit übermäßig viel Applaus bedachten Rede Andreas Babler die Unterstützung der Steirer zu. Der Vize-Landeshauptmann hatte einen schwierigen Spagat zu vollziehen: Zum einen die gute Zusammenarbeit mit der ÖVP auf Landesebene zu loben („wir treten nach außen geschlossen auf“), zum anderen - wenn auch schaumgebremst - die ÖVP-geführte Bundesregierung zu geißeln („die Bevölkerung wird zu Bittstellern degradiert“).
„Endlich einmal die Pappn halten“
Die Anspannung war vielen steirischen Delegierten anzumerken. Ein starkes Ergebnis für Babler und keine Streitigkeiten, so der große Wunsch. „Wir sollten endlich einmal die Pappn halten“, formulierte es ein Parlamentarier deftig.
Nach Bablers einstündiger Rede waren nicht alle Zweifel ausgeräumt. So meinte Harald Bergmann, Bürgermeister von Knittelfeld und Doskozil-Anhänger: „Einen Parteitag begeistern kann er, aber er muss auch außerhalb der Mitglieder wirken.“
Offene Kritik an Michael Ludwig
Ähnlich äußerte sich Tieschens Bürgermeister Martin Weber - der auch Wiener Bürgermeister Michael Ludwig offen kritisierte: „Zuerst brockte er uns das ein (Doskozil wurde verhindert, Anm.), dann zieht er sich aus den Gremien zurück.“
Eine Babler-Unterstützerin der ersten Stunde war hingegen die Grazer Gemeinderätin Anna Robosch. Entsprechend euphorisch fiel ihr Redebeitrag aus: „Ich bin so stolz“, begrüßte sich auch ihre Mutter als neues Parteimitglied.
Mehr als 97 Prozent Zustimmung für Lang
Lang erhielt als Mitglied des Bundesparteipräsidiums mehr als 97 Prozent Zustimmung - und zeigte sich am Ende erleichtert: „Diese Aufbruchstimmung ist für die SPÖ so wichtig. Andreas Babler kann die Menschen begeistern und spricht die Themen direkt an.“ Diese Geschlossenheit habe es unter Pamela Rendi-Wagner nie gegeben hatte, so eine Spitze des Steirers.
Generell spielten die Steirer als Gastgeber trotz Wahl im nächsten Jahr keine herausragende Rolle. Jörg Leichtfried etwa, unter Rendi-Wagner noch Sprachrohr des Parlamentsklubs, nahm diesmal inmitten der steirischen Abgeordneten Platz. Seine neue Rolle als einfacher Abgeordneter nimmt er nach außen hin gelassen.
Einen Karrieresprung schaffte hingegen Josef Muchitsch als neuer oberster roter Gewerkschafter. Weitere Aufstiegspläne hegt er nicht mehr: „Ich bin am Höhepunkt angelangt“, sagte er bescheiden.
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