Die FPÖ hat eines ihrer Lieblingsthemen - den ORF - für ihre „Aktuelle Stunde“ im Nationalrat auserkoren. Parteichef Herbert Kickl nutzte das für den Wahlkampf und versprach, als Bundeskanzler die Haushaltsabgabe abzuschaffen. Die politische Konkurrenz warf Kickl daraufhin vor, mit dem eigenen TV-Kanal „Propaganda“ zu verbreiten.
Mit der Haushaltsabgabe würden „teuerungsgeplagte“ Bürger abkassiert werden, außerdem handle es sich um eine „Massengeldstrafe“ für Jugendliche, die den ORF nicht nutzen würden, meinte Kickl während der Debatte unter dem Titel „Objektivität und Information statt ORF-Steuer, ORF-Bonzengehälter und Indoktrination“. Auch warf er dem ORF fehlende Objektivität und Unabhängigkeit sowie Propaganda gegen seine Partei vor.
Gegenangriff von Ministerin Raab
Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) rückte daraufhin zum Gegenangriff aus. Kickl habe nicht nur kein Interesse am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sondern auch an privaten Medien, habe die FPÖ doch ihre eigenen Kanäle aufgebaut. Die Freiheitlichen würden sich einen Mainstream wünschen, der durch ihre eigene Meinung bestimmt ist.
Journalisten seien nicht dafür da, Politiker glücklich zu machen, meinte SPÖ-Klubchef Philip Kucher, der unter Applaus und lautstarkem Lachen einige unkritische Fragen an FPÖ-Politiker aus FPÖ TV vorlas. „Fahndungslisten“ politischer Gegner zu erstellen und Journalisten zu beschimpfen, rücke die FPÖ in Richtung Ungarn, nahm er auf Aussagen Kickls Bezug. Das Vorbild der FPÖ sei Orban, der den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk zum Staatsfunk umgebaut habe, meinte auch die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer.
Maurer: „Pflicht“, freie Medien zu stärken
Mit dem neuen, am 1. Jänner in Kraft getretenen ORF-Gesetz müssen die Österreicher nun weniger für den ORF zahlen, so Raab. Sie wies darauf hin, dass viele Bundesländer keine Landesabgaben mehr einheben. Auch habe man den ORF transparenter gemacht und es ihm etwa ermöglicht, Inhalte „online first“ zu produzieren. Es sei eine „demokratische Pflicht“, die Unabhängigkeit der freien Medien zu stärken, so Maurer. Sie sprach sich gegen eine von der FPÖ gewünschte Budgetfinanzierung des ORF aus. Damit würde die FPÖ, so sie in einer Regierung sei, diesen von ihrem Gutdünken abhängig machen wollen.
Für NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger leidet der ORF immer noch unter zu viel Einfluss der Parteien. Sie verwies auf Freundeskreise der Parteien im Stiftungsrat und Sideletter über Personalbesetzungen. Dass sich „ausgerechnet die FPÖ“ zum „Garant der unabhängigen, ehrlichen Information“ aufschwinge, wollte sie ebenfalls nicht gelten lassen.
Amtsgeheimnis-Aus wird besiegelt
Nach der „Aktuellen Stunde“ fand eine „Europastunde“ der ÖVP mit dem Thema „Sicherheit für Österreich“ statt. Hauptthema in der ersten Plenarsitzung im neuen Jahr ist jedoch das Aus für die Amtsverschwiegenheit. Mit dem Informationsfreiheitsgesetz wird öffentlichen Stellen eine Pflicht zur Auskunftserteilung erteilt. Weiters auf der Agenda finden sich zwei Neuwahl-Anträge, einer der FPÖ, einer der Sozialdemokraten. Eine Mehrheit dafür ist nicht in Sicht.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.