Was schon befürchtet wurde, ist am Mittwoch traurige Gewissheit geworden. In der Brandruine in St. Ilgen (Gemeinde Thörl) in der Steiermark wurden höchstwahrscheinlich menschliche Überreste gefunden. Dabei dürfte es sich um die beiden Bewohner handeln, Rudi Lindner, 83-jährige Bergsteiger-Legende, und dessen geliebte Frau Helga.
Was ist in der Nacht auf Montag in dem Bauernhaus am Zwainerberg am Fuße des Hochschwabs passiert? Diese Frage wird sich wohl nie restlos klären lassen. Fix ist, dass gegen Mitternacht der dreigeschoßige Holzbau in Flammen aufging und trotz intensiver Löschversuche der Feuerwehr komplett niederbrannte.
Tagelange Suche
Fast zwei Tage lang gruben sich Brandermittler des Landeskriminalamtes Steiermark mit uniformierten Kollegen und Hundeführern (samt Leichen- und Brandmittelspürhunden) teils händisch und auf allen Vieren durch Berge von verbranntem Holz - auf der Suche nach Spuren des vermissten Ehepaares.
Seit 1974, also 50 Jahre lang, soll das Paar in der abgelegenen Gegend gewohnt haben. Das alte Bauernhaus, das auf dem Grund stand, sollen sie anno dazumal angemietet und mit ihren eigenen Händen neu aufgebaut haben. „Damals ähnelte es einem Biwak“, erzählte Rudi Lindner einst.
Zwangsauszug stand im Raum
Der Bergsteiger und Buchautor galt als der „Hochschwab-Kaiser“. Mehr als 20 Erstbegehungen im Hochschwabgebiet kann Lindner für sich in Anspruch nehmen. Einige davon gemeinsam mit seiner Frau Helga, seiner Seilpartnerin.
Das Blau des Himmels lässt sich erklären und auch nicht. Ein Sonnenstrahl und die wirbelnden Schneefahnen im Sturm lassen sich erklären und auch nicht. Was ist ein Baum, was ist ein Rabenschrei? Was ist der Mensch? Was Lust und Schmerz?
Rudi Lindner in seinem Buch „Hochschwab“
Drastischer Schritt aus Verzweiflung?
Nun sollten die alten Leute offenbar ausziehen. Von großen Spannungen zwischen ihnen und dem Besitzer ist im Ort die Rede. Die Delogierung stand im Raum. Ein Zivilprozess war im Gang, zu mehr wollte sich Thörls Bürgermeister Günther Wagner aber nicht äußern. Angeblich gab es noch kein fixes Datum für den drohenden Auszug.
Möglicherweise hat sich das Ehepaar am Sonntag in seiner Verzweiflung zu einem drastischen Schritt entschieden, weil sie nicht aus ihrem Zuhause fort wollten. „Sie wurden in den Tod getrieben“, hagelt es im Ort Vorwürfe. Allerdings kennt offenbar auch niemand die andere Seite der Medaille.
Kleinste Teilchen sichergestellt
Noch ist ohnehin unklar, ob die sichergestellten Spuren (kleinste Teilchen) tatsächlich menschlichen Ursprungs sind. Und wenn, ist nicht sicher, ob eine DNA-Analyse überhaupt möglich ist. Zu stark wütete das Feuer und hat möglicherweise alle Hinweise auf das Erbgut zerstört.
Auch brandtechnische Spuren müssen analysiert werden. Das derzeitige Bild deutet aber darauf hin, dass der Brand im Inneren des Hauses ausgebrochen ist. Nächste Woche erhoffen sich die LKA-Ermittler Ergebnisse aus der Gerichtsmedizin. Inzwischen gehen die komplexen Umfelderhebungen weiter. Das Paar gilt offiziell weiter als vermisst.
Wenn Sie sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden, wenden Sie sich an: Telefonseelsorge 142, Krisentelefon PsyNot 0800 44 99 33, Männernotruf 0800 246 247.
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