FPÖ unter Druck

Maurer gegen Kickl: „Schüler, kein Volkskanzler“

Politik
17.04.2024 11:42

Der aktuelle Spionage-Skandal um den ehemaligen BVT-Beamten Egisto Ott sorgte am Mittwoch für erhitzte Gemüter im Nationalrat. Vor allem die FPÖ bekam dabei ihr Fett ab – vor allem auch wegen des angeblich stornierten Freundschaftsvertrags mit Putins Partei Einiges Russland. Aber auch die Volkspartei musste sich in der Debatte massiven Angriffen stellen.

Die ÖVP nutzte die von ihr beantragte „Aktuelle Stunde“ zum Thema Staatsschutz zum Auftakt der Nationalratssitzung für einen neuerlichen Frontalangriff auf die FPÖ und deren Chef Herbert Kickl. Im Gleichklang mit den Grünen warfen sie Kickl die mutwillige Zerschlagung des Staatsschutzes vor. FPÖ, SPÖ und NEOS sahen dagegen auch die ÖVP in der Verantwortung.

ÖVP: „FPÖ ist Russland-Trojaner“
Zu einem Rundumschlag gegen die Freiheitlichen holte zu Beginn der Debatte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker aus. Er warf Kickl einmal mehr vor, den Staatsschutz in seiner Amtszeit als Innenminister zerstört zu haben. Heute sei klar, dass ein Netzwerk rund um den mutmaßlichen Spion Egisto Ott die Grundlagen für die Razzia im BVT geliefert habe und dieses Netzwerk enge Verbindungen zur FPÖ gehabt habe.

„Die FPÖ ist in Wirklichkeit der Russland-Trojaner in Österreich“, formulierte Stocker. Der EU-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka (ÖVP) warnte davor, dass die Affäre dem Ansehen Österreichs enorm schade.

„Wir müssen dafür sorgen, dass Sie nie wieder in so eine Position kommen“, wetterte Maurer gegen den ehemaligen Innenminister Kickl. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
„Wir müssen dafür sorgen, dass Sie nie wieder in so eine Position kommen“, wetterte Maurer gegen den ehemaligen Innenminister Kickl.

Maurer: „FPÖ kann Vertrag leider, leider nimmer finden“
Auch die Grüne Klubchefin Sigrid Maurer kritisierte die „mutwillige Zerschlagung des Staatsschutz“ durch die überfallsartigen Razzia unter Kickl als Innenminister. Der FPÖ hielt sie einmal mehr enge Verbindungen nach Russland vor und verwies auf den Freundschaftsvertrag mit Putins Partei Einiges Russland.

Die FPÖ könne nun den Vertrag aber „leider, leider in den eigenen Unterlagen nimmer finden“, so Maurer: „Kickl wär so gern „Volkskanzler“, hier im Parlament geriert er sich vielmehr wie ein Volksschüler, der treuherzig erklärt, der Hund hat die Hausübung gefressen.“

Meinl-Reisinger: „Kickl steht das russische Wasser bis zum Hals“
Eine ähnliche Tonlage stimmte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger an: „Kickl plärrt im Parlament rum, weil ihm das russische Wasser bis zum Hals steht. Im Grunde ganz einfach: entweder haben die FPÖ und er sich wissentlich darauf eingelassen, Russland zu Diensten zu sein oder sich naiv instrumentalisieren lassen.“

Kickl will „desaströsen Zustand“ aufgeräumt haben
FPÖ-Chef Herbert Kickl, der sich kurzfristig auf die Rednerliste setzen ließ, wies aufgebracht sämtliche Vorwürfe zurück und bezeichnete die Debatte als „Stunde der Desinformation und der Fake News“. Das BVT sei zum Zeitpunkt seines Amtsantritts als Innenminister eine „verwahrloste, heruntergekommene Einrichtung“ gewesen, geprägt von Schlampereien.

Kickl wetterte, dass die ÖVP erst den Nährboden für den Informationsabfluss bereitete. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Kickl wetterte, dass die ÖVP erst den Nährboden für den Informationsabfluss bereitete.

Dieser „desaströse Zustand“ sei das Ergebnis der jahrzehntelangen ÖVP-Verantwortung in diesem Bereich gewesen, die damit den „Nährboden“ für den Informationsabfluss aufbereitet habe.

Krisper: ÖVP betreibt „Kindesweglegung“
Aber nicht nur die FPÖ war Ziel der Angriffe, auch die ÖVP musste sich von SPÖ und NEOS einiges gefallen lassen. SPÖ-Abgeordnete Reinhold Einwallner sprach von einem „unwürdigen Schauspiel“, dass FPÖ und ÖVP, welche seit 24 Jahren das Innenministerium führen, nun die Verantwortung hin und her schieben würden. Wie auch NEOS und FPÖ erinnerte die SPÖ daran, dass die ÖVP die BVT-Razzia damals im Nachhinein öffentlich unterstützt hatte.

„Es ist unfassbar, wie sie die Geschichte umschreiben und sich aus der Verantwortung stehlen“, sagte die NEOS-Mandatarin Stephanie Krisper und warf der ÖVP „Kindesweglegung“ vor. Schließlich sei es die ÖVP gewesen, die die FPÖ an die Regierung gebracht und auch zugelassen habe, dass Kickl Innenminister wurde.

Karner sieht Staatsschutz wieder intakt
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) versuchte indes zu beruhigen. Der Staatsschutz in Form der BVT-Nachfolgeorganisation Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) würde „jetzt wieder funktionieren“, bekräftigte er. Auch die Verbindungen zu internationalen Partnern seien nach der internationalen Isolierung wegen der rechtswidrigen Hausdurchsuchung beim BVT unter Innenminister Kickl wieder intakt, so Karner.

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