Die Idee eines Nationalstadions nahe Graz sorgt weiter für Diskussionsstoff im Land und auch außerhalb der Steiermark. „Ideengeber“ Landeshauptmann Christopher Drexler bleibt freilich am Ball – aber wie stehen die anderen steirischen Parteichefs zur Arena? Wir haben uns umgehört.
Ist es bloß ein Wahlkampfgag der Steirer-ÖVP oder doch eine realistische Vision? Christopher Drexler wünscht sich ein Nationalstadion südlich von Graz. 50.000 Plätze soll die Arena haben und für große Fußballspiele genauso wie für Konzerte geeignet sein. Der in der „Krone“ präsentierte 5-Punkte-Plan wird jetzt sukzessive abgearbeitet, schon Anfang Juni hat der Landeshauptmann ein Treffen mit dem ÖFB, Termine mit der Bundesregierung sind bereits in Koordination.
Drexler: „Das lassen wir uns mit Sicherheit nicht gefallen“
Dass Grünen-Sportminister Werner Kogler, selbst Steirer, im Gegensatz zum schwarzen Kanzler Nehammer auf der Bremste steht, ärgert Drexler. „Es gibt kein Naturgesetz und keine Verfassungsbestimmung, dass alles immer in Wien sein muss.“ Die grünen Ministerien scheinen für die Bundesländer nicht viel übrigzuhaben und treffen „oft ideologisch motivierte Entscheidungen“. „Das lassen wir uns mit Sicherheit nicht gefallen“, poltert Drexler.
SPÖ-Lang hat andere Prioritäten
Beim Nationalstadion wird es innerhalb der steirischen Koalition keinen Paarlauf geben, wie es derzeit aussieht. Denn für Drexlers roten Vize Anton Lang gibt es andere Stadion-Prioritäten: „Ein Nationalstadion würde die Probleme des SK Sturm, des GAK und des TSV Hartberg nicht lösen, denn unsere steirischen Vereine brauchen zeitnahe und vor allem finanzierbare Lösungen. Hier ist insbesondere die Stadt Graz gefordert, diese vorzulegen.“ Für Lang stünden „die Herausforderungen der Vereine und die Förderung ihrer Jugend im Fokus“.
Zwei Anfragen der FPÖ
Die Blauen werden jetzt abklopfen, ob es ich nicht nur um ein „ÖVP-Luftstadion ohne substanziellen Planungshintergrund“ handelt – und zwar mit zwei Anfragen. Die erste geht an Drexler und seinen ÖVP-Sportlandesrat Karlheinz Kornhäusl. Eine der insgesamt 23 heiklen Fragen auf dem der „Krone“ vorliegenden Papier: „War der Vorstoß mit dem Koalitionspartner SPÖ akkordiert?“ Eine zweite parlamentarische Anfrage ist an Werner Kogler adressiert. „Unsere Anfrage soll nun zu einer Versachlichung der durchaus wichtigen und berechtigten Gesamtdiskussion beitragen. Wir wollen eine nachhaltige Lösung der Stadienfrage, leider hat die KPÖ-geführte Stadtregierung in Graz bisher auf ganzer Linie versagt. Zudem müsste unbedingt ein Stadiongipfel auf Landesebene etabliert werden“, fordert FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek.
Grüne: „Sportkompetenz auf den Bund zu übertragen“
Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl erwartet sich von Drexler, dass er sich um die Stadion-Infrastruktur in der Steiermark kümmert: „Mehrere Vereine haben keine für die Zukunft tauglichen Stadien. Wenn der Landeshauptmann es nicht schafft, die dafür notwendigen Landesmittel zur Verfügung zu stellen, wäre es am ehrlichsten, die Sportkompetenz von den Ländern auf den Bund zu übertragen.“ „Vor diesem Hintergrund ist die Nationalstadion-Idee ohne jedes Konzept wohl ein Ablenkungsmanöver von eigenen Versäumnissen. Von so einem Nationalstadion hätten Sturm, GAK, Hartberg oder Kapfenberg nichts.“
KPÖ: „Erst die Pflicht, dann die Kür“
„Während unser Gesundheits- und Pflegesystem an der Kippe steht, beschäftigt sich der Landeshauptmann lieber mit einem Nationalstadion. Da stelle ich mir schon die Frage der Prioritäten“, schüttelt Claudia Klimt-Weithaler, KPÖ-Klubobfrau, den Kopf. „Landesinvestitionen in Sportinfrastruktur gerne, aber bitte zuerst in die Stadien in Graz und Hartberg. Erst die Pflicht, dann die Kür.“
Neos: „Nebelgranate“
Neos-Chef Niko Swatek hält das Nationalstadion nur für eine „Nebelgranate“. Es sei klar, dass Graz ein Stadion brauche, das den internationalen Standards entspreche. „Aber dringend notwendige Arbeiten, um die Merkur-Arena Europa-tauglich zu machen, werden von der Landesregierung völlig ignoriert. Nebelgranaten fallen wohl nicht unter die Pyrotechnik-Regelung.“
Also: Alle gegen einen.
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