Nach den Querelen in der Causa Steyregg startet die Bundesbetreuungsagentur eine neue Aktion: Flüchtlinge sollen bei den Einsatzkräften nachgeschult und zur Integration motiviert werden. Ein erster Schritt, der bereits auf breite Zustimmung trifft.
Fassungslosigkeit und Schockstarre herrschte nach den Krawallen kurz vor dem letztjährigen Silvester im oberösterreichischen Steyregg. Ein Löscheinsatz der Feuerwehr bei einem Asylheim für Jugendliche eskalierte völlig, als Freiwillige bedrängt und grob angepöbelt wurden. Dem vorangegangen war zudem eine Vielzahl an Fehlalarmen, die die freiwilligen Feuerwehrkameraden naturgemäß verärgerten und die Stimmung zusätzlich aufheizten.
Die Bundesbetreuungsagentur (BBU) als Betreiber solcher Flüchtlingsheime geht nach dem Skandal einen neuen Weg, um solche Vorkommnisse künftig zu verhindern: Zwölf Asylwerber wurden in Finkenstein am Faaker See (Ktn.) zum Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr Latschach eingeladen.
Die Teilnehmer erhielten Anfang Mai eine Führung durch das Rüsthaus, bei der sie die Feuerwehrautos und die gesamte Ausrüstung besichtigten. Danach folgte ein Vortrag über das heimische Freiwilligenwesen. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Umgang mit Bränden und den Herausforderungen, die diese mit sich bringen.
Im Rahmen einer Diskussionsrunde konnten die Jugendlichen dann auch brennende Fragen stellen und weitere Details über die Feuerwehrarbeit erfahren. Abraham Hailu Berha (17) aus Äthiopien erzählt begeistert: „Es hat mich sehr beeindruckt, wie alle hier zusammenarbeiten, um Katastrophen zu verhindern und der Gesellschaft zu helfen. Ich hoffe, ich kann hier eines Tages auch meinen Beitrag leisten.“
Mithilfe ermöglichen und die Gefahren minimieren
Der Dienst am Nächsten ist aber natürlich erst mit entsprechenden Deutschkenntnissen und Aufenthaltstitel möglich. Immerhin braucht es im Einsatzfall das nötige Know-how, und Handgriffe sowie Kommandos müssen sitzen.
Für Bürgermeister Christian Poglitsch und Feuerwehrkommandant Jürgen Nessmann ist dieses Projekt aber trotzdem eine schöne Willensbekundung: „Bei der Feuerwehr ist jeder willkommen. Sobald man hier durch die Tür geht, sind wir alle gleich – ganz egal, woher man kommt. Wir sind stolz auf unser Freiwilligenwesen und zeigen jedem gerne, was wir hier machen“, so Nessmann. Ein Konzept, das sich Flüchtlingskoordinator Andreas Achrainer nun für ganz Österreich vorstellen kann.
Man kann nur etwas respektieren, das man auch kennengelernt hat. Mir ist es wichtig, den Burschen zu zeigen, wie das System funktioniert.
Andreas Achrainer, Flüchtlingskoordinator (BBU)
Bild: APA/HELMUT FOHRINGER
Die Gemeinschaft der Feuerwehr akzeptiert das Engagement des Einzelnen in besonderem Maß. Nur Vorteile daraus zu ziehen geht aber sicher nicht.
Robert Mayer, heimischer Feuerwehrpräsident
Bild: Alexander Schwarzl
Unterstützung kommt dabei auch vom Bundesfeuerwehrverband. Präsident Robert Mayer sagt: „Mit Bewusstseinsbildung und Prävention etwaige Gefahren oder sogar Ablehnung zu minimieren, ist sicher der richtige Weg. Finkenstein und Latschach sind ein Anfang.“
Großes Vorbild für künftige Integration
Mehr als 4300 Kilometer – genau so viel Distanz liegt zwischen Burkina Faso und Österreich. Geboren und aufgewachsen ist Salfo Nikiema nämlich in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Seit 20 Jahren lebt der 36-Jährige jedoch schon in Waidhofen an der Thaya, einer beschaulichen Bezirkshauptstadt im niederösterreichischen Waldviertel. Dort fühlt er sich mittlerweile nicht nur zu Hause, sondern auch als fester Bestandteil der Gesellschaft. Kurzum: Er ist jetzt ein „waschechter Waldviertler mit afrikanischen Wurzeln“.
Der ehemalige Zuwanderer hat vor allem über die Feuerwehr rasch Einblick in die heimische Kultur erlangt. Mittlerweile ist der engagierte Bankangestellte samt seiner Familie ein mehr als vollwertiges Mitglied der Gemeinde und sogar engagierter Lokalpolitiker geworden.
„Meine Kindheit in Afrika war sehr hart und von Arbeit geprägt. Ich kam mit 16 Jahren für eine wichtige medizinische Behandlung nach Österreich, die Ärzte hier haben mir das Leben gerettet. Jetzt will ich diesem Land natürlich auch etwas Sinnvolles zurückgeben. Für mich ist klar, als Migrant oder Flüchtling muss man oft große Herausforderungen überwinden. Gleichzeitig ergeben sich auch Chancen, die meine Familie und ich nutzen wollen“, erklärt Nikiema im Gespräch mit der „Krone“.
Aus seiner Sicht ist das offene Zugehen auf oftmals zurückhaltende Einheimische und das Erlernen der Sprache das beste Mittel zum langfristigen Erfolg.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.