Neuer Rotkreuz-Chef:

„Wertschätzung wurde bisher nie wirklich gelebt“

Steiermark
05.06.2024 20:26

SPÖ-Urgestein Siegfried Schrittwieser hat das Duell um die Führung des Roten Kreuzes Steiermark klar für sich entschieden. Die „Krone“ hat den neuen Präsidenten nach seinen Plänen gefragt. 

„Krone“Herr Schrittwieser, haben Sie mit diesem Erdrutschsieg gerechnet?
Siegfried Schrittwieser: Ich war zwar zuversichtlich, aber mit so einem Ergebnis kann man nicht rechnen. Wir haben uns über Jahre darüber unterhalten, ob wir das machen oder nicht, letztlich haben wir uns – das waren acht Bezirksstellenleiter und ich – dafür entschieden. Und jetzt können wir das, was wir wollen, umsetzen: dem Roten Kreuz eine neue Linie geben, für mehr Wertschätzung und Transparenz sorgen. Außerdem darf es keine Zentralisierung geben, denn die würde dem Roten Kreuz gewaltig schaden, weil die Ortsstellen wichtige Funktionen haben. Und auf diese dürfen wir nicht verzichten.

Welche Pläne werden Sie zuerst in Angriff nehmen?
Die nächsten zwei, drei Monate wird es eine Orientierungsphase geben, weil wir kein Internes kennen – die Transparenz war ja bisher nicht so groß. Aber eines steht fest, die Offenheit und die stärkere Zusammenarbeit mit den Orts- und Bezirksstellen werden sicher vertieft. Man hat zwar immer wieder von Wertschätzung gesprochen, aber sie wurde nie wirklich nach außen gelebt. Ich hab bei der Generalversammlung gespürt, dass die Leute jetzt darauf warten – und das mache ich jetzt auch.

Ein strahlender Sieger (Bild: Jürgen Fuchs)
Ein strahlender Sieger

Wie tief sind die Gräben innerhalb des Roten Kreuzes nach der Kampfabstimmung?
Gleich nach meiner Wahl hab ich gesagt: Ich lade alle, die die Liste Weinhofer unterstützt haben, ins Boot zu kommen. Denn es darf nur einen Sieger geben, und der heißt „Rotes Kreuz“. Und sonst niemand. Und das wird gelingen, weil die Leute, die bei uns tätig sind, in Wirklichkeit das Wohlbefinden der Organisation im Kopf haben.

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Man hat zwar immer wieder von Wertschätzung gesprochen, aber sie wurde nie wirklich nach außen gelebt.

Siegfried Schrittwieser

Wie stehen Sie zur neuen Landesleitstelle, ein Großprojekt ihres Vorgängers, die in Graz-Puntigam gerade gebaut wird?
Die Landesleitstelle wurde vom Verbandsausschuss beschlossen, dazu stehe ich, die brauchen wir auch. Die Zweckmäßigkeit müssen wir jetzt aber überprüfen.

Zur Person

Der 71-jährige Siegfried Schrittwieser ist ein rotes Urgestein. Der gelernte Schlosser hatte zahlreiche politische Funktionen inne, 1987 zeigte er erstmals im Landtag auf, 2000 wurde er SPÖ-Klubchef. Der wortgewaltige Obersteirer avancierte schnell zum „Bullen von Thörl“ – in seiner Heimatgemeinde hatte er auch den Bürgermeistersessel inne. 2005 stieg Schrittwieser zum Landtagspräsidenten auf, 2009 wurde er 2. LH-Stellvertreter (bis 2015). Am 4. Juni wurde er zum Rotkreuz-Präsidenten gewählt.  

An vielen steirischen RK-Ortsstellen, etwa in Graz-Stadt, nagt der Zahn der Zeit. Gibt es überhaupt Geld für eine Sanierung?
Es stimmt, es gibt in der ganzen Steiermark mehrere Ortsstellen, die sanierungsbedürftig sind. Bisher war es so, dass der Landesverband nur den Bau und die Sanierung von Bezirksstellen gefördert hat, die Ortsstellen sind dabei leer ausgegangen. Mir schwebt vor, dass ich beim Landesverband einen Baufonds einrichte, aus dem auch Bau und Sanierungsprojekte der Ortsstellen gefördert werden. Die Ortsstellen haben eine so wichtige Funktion, denn sie –  und sonst niemand – lukrieren die freiwilligen Mitarbeiter. Sie stellen auch die emotionale Verbindung zum Roten Kreuz her. Die Leute sagen beim Spenden auch: „Bleibt das Geld eh bei uns? Wenn es nach Graz geht, spende ich nichts!“

Sie hatten viele politische Funktionen inne. Hat Ihnen das Präsidentenamt in Ihrem Lebenslauf noch gefehlt?
Nein! Ich hab ja geglaubt, ich hab das alles schon lange abgeschlossen. Ich bin ja 40 Jahre Rotkreuz-Funktionär, 33 Jahre Ortsstellenleiter in Thörl, acht Jahre Bezirksstellenleiter in Bruck-Mürzzuschlag. Und da gab es jetzt Bezirksstellenleiter, die mit der Transparenz und Wertschätzung im Verein nicht einverstanden waren. Ich bin jetzt für eine Periode gewählt, bin gesund und werde mein ganzes Herzblut in das Rote Kreuz stecken und dabei schauen, dass wir in der Steiermark eine verschworene Gemeinschaft werden!

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