Auch die Steiermark erlebte am EU-Wahlsonntag ihr „blaues Wunder“. Die Freiheitlichen siegen mit 28,1 Prozent und sind somit noch stärker als im Bundesschnitt. Die ÖVP verliert deutlich, bleibt aber fünf Prozentpunkte vor der SPÖ – ein kleiner Lichtblick für Landeshauptmann Drexler.
Dass Blau am Sonntag auch in der Steiermark die Trendfarbe werden würde, hatte Mario Kunasek schon bei der Kleiderwahl geahnt: In Bluejeans und blauem Hemd ging es zur Stimmabgabe. Die Umfragen hatten den steirischen FPÖ-Obmann zuversichtlich gestimmt, am Abend konnte der 48-jährige Grazer jubeln.
Die FPÖ erreichte bei der EU-Wahl in der Steiermark mit 28,1 Prozent den ersten Platz, konnte massive Stimmengewinne verbuchen (plus 7,3 Prozentpunkte). 2019, nach dem Ibiza-Skandal, musste man sich noch mit Platz 3 begnügen. Es ist das zweite Mal nach der Nationalratswahl 2013, dass die Freiheitlichen die meisten Stimmen in der Steiermark erringen konnten.
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Der Steirer Georg Mayer wird wieder ins EU-Parlament einziehen. Für Kunasek ist das Ergebnis am Sonntag Rückenwind für die Landtagswahl, die voraussichtlich im November stattfinden wird. Umfragen sehen die FPÖ auch in der Steiermark an der Spitze, teilweise sogar deutlich. Die Finanzaffäre in der Grazer FPÖ scheint den Blauen kaum etwas anzuhaben.
SPÖ verliert weiter an Boden
Das Ticket nach Brüssel und Straßburg ebenfalls in der Tasche hat Elisabeth Grossmann, die steirische SPÖ-Spitzenkandidatin. Sie hatte sich im Vorjahr intern gegen Landtagsabgeordnete Cornelia Schweiner durchgesetzt. Schweiner zieht sich nun aus der Politik zurück. Das Duell hat durchaus auch für Verwundungen innerhalb der Partei geführt.
Die SPÖ holte in der Steiermark letztlich nur 20,6 Prozent und unterbot damit sogar das ohnehin schon bescheidene Wahlergebnis aus dem Jahr 2019 (21,4 Prozent). Anton Langs Ambitionen auf den Landeshauptmannsessel haben jedenfalls einen Dämpfer erhalten.
ÖVP: Kaltenegger verpasst Sitz im EU-Parlament
Dass der Steirer Reinhold Lopatka für die ÖVP ins EU-Parlament einziehen wird, ist ein schwacher Trost für die Landesschwarzen. Denn für die Landeshauptmann-Partei setzte es eine herbe Niederlage, gut zehn Prozentpunkte ging es nach unten auf 25,6 Prozent. Dass die ÖVP damit über dem Bundesschnitt und deutlich vor dem SPÖ-Koalitionspartner auf Landesebene liegt, ist ein kleiner Lichtblick für Christopher Drexler.
Nicht ins EU-Parlament einziehen wird die obersteirische Bäuerin Isabella Kaltenegger. Sie lag auf Platz 6 der ÖVP-Liste – die Partei holte aber nur fünf Mandate.
Neos: Nicht so gut wie in den Umfragen
Zufrieden gaben sich die Neos, deren Parteichef Niko Swatek zur Wahlparty nach Graz geladen hatte – auch wenn man sich insgeheim doch bessere Zahlen gewünscht hatte. 9,1 Prozent sind zwar ein Zugewinn (2019: 7,9 Prozent), die Umfragen hatten aber auf weit mehr hoffen lassen.
Schaumgebremst begingen die Grünen den Wahltag, ihnen hatte die vermeintliche Affäre um Spitzenkandidatin Lena Schilling ein gutes Ergebnis verhagelt: Nach 13,3 Prozent vor fünf Jahren rutschten sie nun in der Steiermark auf 9,5 Prozent ab. Immerhin bleibt ihr EU-Mann Thomas Waitz weiterhin im EU-Parlament und könnte eine gewichtige Rolle innerhalb der grünen Fraktion spielen.
Die KPÖ mit Spitzenkandidat Lubomir Surnev freut sich über ihre 3,6 Prozent. Das ist – auf niedrigem Niveau – eine Verdreifachung des Ergebnisses von 2019. Die Stunde der Wahrheit schlägt für die Kommunisten aber im Herbst bei der Nationalratswahl (Schafft man den Einzug ins Parlament?) und bei der Landtagswahl (Bestätigen sich die guten Umfrageergebnisse?).
Gutes Ergebnis für Corona-Maßnahmen-Kritikerin
Mit 3,6 Prozent sogar noch etwas stärker als die KPÖ war die neue Liste DNA der Steirerin Maria Hubmer-Mogg. Die ehemalige Ärztin war eine der prominentesten Kritikerinnen der Corona-Maßnahmen. Das Thema polarisiert in Teilen der Bevölkerung nach wie vor.
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