Das tödliche Drama um einen fünfjährigen Buben in St. Marein bei Graz führt auf tragische Weise vor Augen, wie hoch nach den riesigen Regenfällen die Gefahr in Wäldern und an Ufern von Fließgewässern ist. Der eindringliche Appell der Landesspitze: „Seien Sie äußerst vorsichtig!“
Eigentlich wollten Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP), sein Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) und Vertreter diverses Landesbehörden am Donnerstag Zwischenbilanz über die Unwetterkatastrophe in Graz-Umgebung und Hartberg-Fürstenfeld ziehen. Doch der Termin wurde überschattet vom Todes eines Fünfjährigen, der im Wald bei einem Erdrutsch verschüttet wurde und starb.
„Wir bitten alle Steirerinnen und Steirer, in nächster Zeit äußerst vorsichtig zu sein“, betont Drexler. Die Böden sind nach den rekordverdächtigen Niederschlägen noch völlig durchnässt. Der Leiter des Katastrophenschutzes, Harald Eitner, warnte insbesondere vor Aufenthalten im Wald („Bäume können schön bei geringer Windgeschwindigkeit umstürzen“) und an Ufern von Fließgewässern („hohe Rutschungsgefahr“).
Zwei Superzellen in der Steiermark
Eitner führte vor Augen, was sich am vergangenen Samstagabend abgespielt hat: Zwei getrennt voneinander agierende Superzellen waren in der Steiermark unterwegs. Die erste Zelle zog südlich der Gleinalm bis nach Weiz und weiter in die Südoststeiermark – betroffen waren unter anderem Deutschfeistritz und eben St. Marein. Die zweite Zelle sorgte für Verwüstungen im ganzen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld und zog dann weiter ins Burgenland.
Eitner: „Es gab Regenmengen von mehr als 100 Millimeter pro Quadratmeter.“ Nach einem der niederschlagsreichsten Mai-Monate in der Geschichte waren die Böden aber bereits vorbelastet und konnten das Wasser nicht aufnehmen. „Wir haben eine hervorragende Schutzwasserverbauung in der Steiermark, hier stößt man aber an die Grenzen des Möglichen“, sagt Eitner.
Ein Hochwasser wie alle 300 Jahre
Das bestätigt Christoph Schlacher von der Wasserwirtschaftsabteilung des Landes. In der Oststeiermark waren beispielsweise 28 von 45 Rückhaltebecken „voll eingestaut“, wie es im Fachjargon heißt. Steiermarkweit musste in zwei Fällen das Wasser kontrolliert abgelassen werden: am Schöcklbach in Weinitzen und am Lebingbach in Vorau. Der Pegel beim Übelbach überschritt übrigens die Marke eines Hochwassers, das nur alle 300 Jahre vorkommt! Beim Voraubach und beim Rohrbach wurde die 100-Jahre-Marke erreicht.
Mehr Unwettereinsätze als im Vorjahr
Für die Feuerwehren zog der stellvertretende Landesbranddirektor Christian Leitgeb Bilanz: 421 Feuerwehren mit knapp 8000 Mitgliedern packten bisher an, es gab mehr als 1700 Unwettereinsätze – zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr, wo es in der Südsteiermark auch Hochwasser gab, waren es 1200. Mehr als 70 Menschen konnten gerettet werden. Leitgeb: „Die Investitionen der vergangenen Jahre waren wichtig, damit wir effizient helfen konnten.“ Laut Drexler wird an einem neuen Paket für die Feuerwehren gearbeitet.
Wir sehen ein starkes Zeichen des Zusammenhalts in einer Zeit, in der so viel über Spaltung und Gräben geschrieben wird.
Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP)
Schon am Donnerstag von der Landesregierung beschlossen wurden fünf Millionen Euro an Soforthilfen aus Landesmitteln. Sie sollen laut Finanzreferent Anton Lang (SPÖ) „unbürokratisch und schnell“ als Akonto-Zahlungen an Betroffene ausbezahlt werden – ähnlich wie nach der Flutkatastrophe im August des Vorjahres.
45 Haushalte abgeschnitten
Noch sind die Einsatzkräfte voll gefordert. Laut Günter Hohenberger, Leiter der Landeswarnzentrale, gibt es 81 aufrechte Evakuierungen (darunter 40 Bewohner des Pflegeheims Neudau), 45 Haushalte – insbesondere abgelegene Gehöfte – sind von der Außenwelt abgeschnitten. 22 Straßen sind gesperrt und bleiben es teils vielleicht bis Jahresende. Bisher wurden 116 Hangrutschungen gemeldet – „und es langen nach wie vor Schadensmeldungen ein“.
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