Österreich räumt auf

Dramatische Unwetterserie: So sieht es im Land aus

Österreich
13.07.2024 13:48

Es war nun bereits das dritte Unwetter in Folge, welches weite Teile Österreichs unter Wasser gesetzt hatte. Schäden reichen von Vorarlberg bis ins Mostviertel. In Kärnten und der Steiermark standen am Freitag rund 1600 Feuerwehrleute im Einsatz. In den betroffenen Gemeinden heißt es jetzt weiterhin: Aufräumen. Mit den heftigen Gewittern dürfte es wohl vorerst vorbei sein ...

Im Rheintal fiel das Unwetter so heftig aus, dass Bäume knickten, Dächer abgedeckt wurden und viele Straßen wegen verstopfter Abflüsse unter Wasser standen. Innerhalb von wenigen Minuten gingen vielerorts über 30 Liter Regen pro Quadratmeter nieder. Hagelkörner färbten Straßen und Wiesen weiß, in weiterer Folge – bei anhaltendem Regen – gingen Garagen, Keller, Unterführungen und Straßen im Wasser unter.

Baum in Dornbirn auf Auto gestürzt
Am stärksten betroffen waren der Großraum Bregenz, Lustenau und das Rheindelta. Aber auch im Süden des Landes, etwa in Feldkirch, waren die Einsatzkräfte beschäftigt. 

In der Marktgemeinde im Bezirk Dornbirn stürzte ein Baum auf einen Pkw. Die Fahrzeuginsassen kamen mit einem Schock davon, wurden aber zur Sicherheit mit der Rettung in das Krankenhaus Dornbirn gebracht.

Gesamtschaden von 1,2 Millionen Euro
Die Schäden in der Vorarlberger Landwirtschaft aufgrund des Unwetters dürften jedenfalls beträchtlich sein. Man rechne mit einem Gesamtschaden im „Ländle“ in der Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. In den Bezirken Dornbirn, Bregenz und Feldkirch sei eine Agrarfläche – vor allem Mais, Kartoffeln und Grünland – von mehr als 5000 Hektar stellenweise „regelrecht verwüstet“ worden.

(Bild: APA/ÖHV)

Indes wurde am Rhein am Samstagvormittag eine Abflussspitze von rund 1000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erwartet. Die Bevölkerung wird gebeten, sich nicht in der Nähe des Rheins aufzuhalten, um mögliche Arbeiten der Einsatzkräfte nicht zu behindern. „Auch aus Gründen der persönlichen Sicherheit sollen Rheindämme, Vorland und insbesondere die Innenwuhre gemieden werden“, hieß es.

Mehrere Straßen in Tirol wieder frei
In Tirol konnten am Samstagvormittag die nach Unwettern mit Starkregen am Donnerstagabend von Muren verlegten und daher gesperrten Straßen teilweise wieder für den Verkehr freigegeben werden. So wurde etwa die Reschenstraße (B180) zwischen Pfunds und Ried im Oberinntal wieder in beide Richtungen für den Verkehr geöffnet, teilte das Land Samstagfrüh mit. Gesperrt blieben noch die Oberinntalstraße (L65) sowie die Villgratentalstraße.

Aufräumarbeiten noch im Gange
In Niederösterreich sorgten die Unwetter für 360 Einsätze. Besonders betroffen waren die Bezirke Melk, Amstetten und Scheibbs, sagte Klaus Stebal vom Landesfeuerwehrkommando. 200 Feuerwehren mit einer „Hundertschaft an Einsatzkräften“ rückten aus. In einigen Bezirken waren am Samstag noch Aufräumarbeiten im Gange.

Auch im Waldviertel bei Waidhofen an der Thaya wurden Bäume umgerissen. (Bild: BFK WT/Stefan Mayer)
Auch im Waldviertel bei Waidhofen an der Thaya wurden Bäume umgerissen.

In den Bezirken Scheibbs und Amstetten wurden einige Dächer durch Hagel zerstört. Orkanartiger Sturm und enorme Niederschlagsmengen sorgten auch im Waldviertel für Feuerwehreinsätze.

Auch die Landwirtschaft war von dem Hagelunwetter erneut betroffen. In den Bezirken Amstetten, Gmünd, Melk, Scheibbs, St. Pölten, Waidhofen an der Thaya und in Waidhofen an der Ybbs entstanden laut Hagelversicherung Schäden in der Höhe von 900.000 Euro bei Ackerkulturen und Grünland.

Katastrophenfall in der Steiermark
In der Steiermark standen seit Donnerstagnachmittag knapp 190 Feuerwehren mit rund 1500 Feuerwehrmännern und -frauen bei rund 700 Alarmierungen im Einsatz, teilte der Landesfeuerwehrverband mit. Für die weststeirischen Gemeinden Edelschrott, Maria Lankowitz, Krottendorf-Gaisfeld, St. Martin am Wöllmißberg und die Stadtgemeinde Voitsberg wurde von der Bezirkshauptmannschaft Voitsberg der Katastrophenfall festgestellt.

„Baum auf Pkw, Baum auf Dach, ...“
Eine neuerliche Unwetterfront, die allerdings relativ rasch abzog, sorgte am Freitagnachmittag wieder für massive Überflutungen in den Bereichen Voitsberg, Knittelfeld und Judenburg, punktuell auch in den Bereichen Murau und Mürzzuschlag. Der stürmische Wind entwurzelte und knickte Bäume: „Baum auf Pkw, Baum auf Dach, Baum auf Stromleitung, Dach beschädigt, lose Dachziegel“ – so lauteten die Meldungen, die im Sekundentakt in der Landesleitzentrale eingingen. Erst kurz nach 19 Uhr entspannte sich die Lage allmählich.

(Bild: APA/STADTFEUERWEHR WEIZ)

Gewitter legte auch Zugverkehr lahm
Die Überschwemmungen und umgestürzten Bäume hatten die Graz-Köflacher-Bahn (GKB) und die Südbahn blockiert. Die Bahnstrecke zwischen Söding-Mooskirchen und Köflach ist aufgrund von Unwetterschäden voraussichtlich bis einschließlich Montag (15. Juli) unterbrochen. Umgestürzte Bäume hatten auch zwischen Neumarkt in der Steiermark und dem kärntnerischen Friesach u. a. die Oberleitungen der Südbahn zerstört. In den Abendstunden waren den Bahnhöfen Unzmarkt und Friesach Züge an der Weiterfahrt gehindert. Mehr als 200 Personen wurden aus Friesach mit Bussen der ÖBB nach Unzmarkt gebracht, im Bahnhof Unzmarkt selbst warteten zusätzlich mehr als 300 Personen bis zu vier Stunden auf ihre Weiterfahrt. 

(Bild: APA/THOMAS ZEILER)

Junge Autolenkerin von Baum verletzt
Im Bereich Judenburg im obersteirischen Bezirk Murtal wurde eine junge Frau verletzt, als ein Baum auf ihren Pkw stürzte, so die Feuerwehr. Die Straße über den über 1700 Meter Seehöhe gelegenen Sölkpass war zwischen Baierdorf und St. Nikolai wegen eines Erdrutsches gesperrt. Gleiches galt für die B70 in Richtung des weststeirischen Voitsberg zwischen Gaisfeld und Krems wegen Sturmschäden und geknickter Bäume. Hier wurde am Freitag ein 27 Jahre alter Feuerwehrmann von einem umstürzenden Baum verletzt.

Gleich mehrere Personen in Seenot
In Kärnten hatten die Feuerwehren am Freitagvormittag noch die Aufräumarbeiten vom Donnerstag weiterzuführen, als am Nachmittag teils heftiger Wind erneut zahlreiche Bäume umstürzen ließ und sich weitere Gewitterzellen über dem ganzen Bundesland entluden. Besonders am Faaker See, am Wörthersee und am Keutschacher See führte der starke Sturm zu vielen Einsätzen von Wasserrettung und Feuerwehr. Viele Schwimmer, Standup-Paddler und Surfer konnten aufgrund des starken Wellengangs nicht mehr ans Ufer gelangen und wurden mit Booten in Sicherheit gebracht.

(Bild: APA/GEORG BACHHIESL)

Aufräumarbeiten am Samstag
Die Kärntner Feuerwehren hatten am Freitag rund 250 Unwettereinsätze zu bewältigen, gesamt standen 151 Wehren im Einsatz. Der Samstag werde ganz im Zeichen der Aufräumarbeiten, besonders im Lavanttal, stehen, teilte die Landesfeuerwehr mit.

(Bild: UBIMET)

Laut Experten von GeoSphere Austria hatte es am Freitag 190.000 Blitzentladungen gegeben. Zudem wurden in Zeltweg Sturmböen von 111 km/h gemessen, 97 km/h bei Graz. 

Erneut Gewittergefahr im Südosten
Samstag und Sonntag pausiert die Hitzewelle in weiten Teilen des Landes vorübergehend, meist werden 21 bis 28 Grad erreicht. Temperaturen um oder knapp über 30 Grad gibt es aber weiterhin im Süden, Südosten und Osten des Landes. Mit den Unwettern ist es glücklicherweise bis auf Weiteres vorbei, nur am Samstag besteht im Südosten des Landes ein vorerst letztes Mal die Gefahr heftiger Gewitter.

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