Vor Nationalratswahl

Kölly und Gelb: Ein bissl Rot, ein bissl Blau

Burgenland
14.08.2024 06:00

Einblicke in die neue Farbenlehre der Politik gibt Manfred Kölly, im Burgenland an der Spitze und bundesweit an zweiter Stelle der frisch aus der Taufe gehobenen Bewegung, im „Krone“-Interview.

„Krone“: Was nehmen sich die Gelben für die Nationalratswahl vor?
Manfred Kölly: Wir brauchen in einem Bundesland ein Grundmandat, dann sind wir mit acht Sitzen im Parlament vertreten. Das wird nicht einfach, das gebe ich ehrlich zu, aber möglich ist es. Im Burgenland allein müssten wir dazu zirka acht Prozent schaffen.

Wo sehen Sie die Chancen?
Die Hürde für den Einzug in den Nationalrat ist zu schaffen, da das Burgenland mit Andreas Bablers Bundes-SPÖ-Linie punkto Integration und Mindestsicherung nicht einverstanden ist und nicht alle der FPÖ-Linie folgen. Die beiden Regierungsparteien muss ich sowieso nicht kommentieren.

Warum tun Sie sich die Arbeit an der Spitze einer Bewegung mit 70 noch an?
Weil ich ein politisch denkender und handelnder Mensch bin, der fast ein ganzes Leben an Erfahrungen als Kommunalpolitiker, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter ohne Partei mitbringt. Und weil ich fit bin wie ein Turnschuh.

Welche Schwerpunkte setzen sich die Gelben?
Ich sage das, was schon einmal gesagt wurde: Das Boot ist voll. In Sachen Migration gilt für uns, dass jene, die bleiben und sich integrieren wollen, Deutschkenntnisse brauchen und sich beruflich einbringen sollen. In 110 Sparten fehlen Arbeitskräfte. Asylanten sollen eine Chance auf Ausbildung oder einen Job haben. Jene, die weiterziehen wollen, sollen die Möglichkeit bekommen. Mindestsicherung gehört jedenfalls neu diskutiert und bundesweit vereinheitlicht. Und wo ist die Kirche in allen Debatten um Migration und Islamismus?

Welche noch?
Themen gibt es genug. Nur ein Beispiel ist die Energie. Sie war Preistreiber für alles, Lebensmittel, das Wohnen und vieles mehr. Eine Folge davon ist, dass wir immer noch die höchste Inflationsrate in Europa haben. Das hat auch zu kräftigen Gehaltserhöhungen geführt, die letztlich für Arbeitnehmer notwendig waren, um sich den Wohlstand noch leisten zu können, aber auf Kosten der Arbeitgeber geht. Das wirkt sich negativ auf den Hausbau und andere Lebensbereiche aus.

Streben die Gelben einen Austritt aus der EU an, wie mitunter angemerkt wird?

Wir wollen nur aufzeigen, dass man sich überlegen sollte, was von der Politik der Präsidentin der Europäischen Kommission zu halten ist. Die Arbeit für die EU war in der Vergangenheit nicht sehr ruhmreich. Nur ein Stichwort: Ukraine-Krieg. Warum fördert die Europäische Union Waffenlieferungen in Milliardenhöhe, unternimmt aber keine Anstrengungen für echte Friedensgespräche? Ganz im Gegenteil, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán wird dafür noch verurteilt.

Wie sieht Ihre weitere politische Zukunft aus?
Ich werde mit dem Bündnis Liste Burgenland, in Kooperation mit freien Listen, bei der Landtagswahl 2025 antreten, um die Absolute der SPÖ zu brechen. Hans Peter Doskozil ist für mich ein Macher, der aber manchmal über das Ziel hinausschießt. Im Burgenland gibt es anscheinend keine Kontrollpartei, die ihm Paroli bieten kann. Daher mein Schrei nach Veränderung. In der Politik braucht es wieder mehr Hausverstand.

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