Gemeinde in Finanznot

Debatte über Fusion: Wird Söchau zu Fürstenfeld?

Steiermark
28.08.2024 22:35

Hat die Steiermark im nächsten Jahr eine Gemeinde weniger? In Söchau deutet vieles darauf hin. Die verschuldete oststeirische Kommune könnte schon bald mit Fürstenfeld fusionieren. Die SPÖ ist dafür, ÖVP-Bürgermeister Josef Kapper dagegen. Am Mittwoch fand eine Bürgerversammlung statt.

Söchau könnte bald ein Teil von Fürstenfeld werden. Denn die Kommune ist verschuldet und kann ihren Einwohner nicht bieten, was der große, finanzstarke Nachbar im Angebot hat. Die SPÖ hatte deswegen im Mai die Fusion angeregt.

Was spricht für eine Zusammenlegung, was dagegen? Das sind die Gesprächsthemen am Mittwochabend im Kultursaal. Die Hälfte der Einwohner ist an diesem Tag geladen, die andere am Donnerstag, „weil wir mit sehr großem Andrang rechnen“, sagt Bürgermeister Josef Kapper. Und tatsächlich, der Kultursaal Söchau war am Mittwochabend bis in die letzte Reihe voll.

Kaum Investitionen möglich
Kapper selbst bleibt bei seiner Position: Er ist gegen die Zusammenlegung. „Ich fürchte, dass wir dann wichtige Services verlieren werden. Die Leute kommen aufs Gemeindeamt nicht nur, weil sie einen Reisepass beantragen oder eine ID Austria. Sie kommen auch zum Kopieren und für viele andere Leistungen“, sagt er vorab. Seit April habe Söchau keine eigene Bankfiliale mehr. „Es geht vieles verloren. Die Leute müssen dann extra woanders hin fahren.“

Josef Kapper hielt sich am Mittwoch kurz (Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz)
Josef Kapper hielt sich am Mittwoch kurz

Söchau sei eine von 50 Gemeinden in der Steiermark, die finanzielle Probleme habe. Man könne die Zinsen und Tilgungen der 3,5 Millionen Euro Schulden zahlen – auch das Land sieht deswegen keine Notwendigkeit zur Fusion. „Aber wir können fast nichts investieren, weil uns das Geld fehlt.“

Größeres Fürstenfeld bringt mehr Geld aus Finanzausgleich
Für die Fusion sprechen die Finanzen: Sollte Söchau fusionieren, würde Fürstenfeld von 8902 Einwohnern auf über 10.000 wachsen, was deutlich mehr Ertragsanteile aus dem Finanzausgleich bedeuten würde. Laut Bürgermeister Franz Jost (ebenfalls ÖVP) kämen aufs Budget noch 1,3 Millionen Euro drauf. „Zwölf Millionen Euro Ertragsanteile wären es dann insgesamt. Damit wäre möglicherweise auch ein neues WC am Kräutergarten drin“, sagt Jost zu den Söchauern am Ende einer 45 Minuten langen Rede.

Außerdem verspricht der Bürgermeister des großen Nachbarn die Renovierung der Kirche, neue Straßen, eine neue Hauptwasserleitung (so sie denn nötig wäre), 95 Prozent Ausbau beim Breitbandinternet und dass das Freibad offen bleibt. Als größeres, neues Fürstenfeld mit über 10.000 Einwohnern spiele man zudem „in einer anderen Liga“, was überregionalen Einfluss betrifft, weil man die 14. steirische Stadt in dieser Größe wäre. Damit ist man auch nocheinmal größer als die „(noch) Bezirkshauptstadt“ Hartberg, sagt Jost provokant.

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Was ist die Alternative? Weiterwurschteln wie bis jetzt? In fünf Jahren werden wir dann wieder diskutieren und dann wird der Ortskern vielleicht nicht mehr so schön sein.

Franz Jost, Bürgermeister von Fürstenfeld

Kapper fordert eine Befragung der Bürger zur Fusion, doch die wäre zeitlich vor dem 1.1.2025 nicht schaffbar. Wahrscheinlicher ist deshalb, dass die Gemeinderäte von Söchau und Fürstenfeld am 5. September die Fusion beschließen – oder auch nicht.

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