Neues Zahlenmaterial

Trotz Widerstand: Steirischer Luft-100er bleibt!

Steiermark
09.09.2024 14:13

In der Steiermark bleibt in Sachen Feinstaub-100er alles beim Alten. Trotz besserer Luftgüte denkt Umweltlandesrätin Ursula Lackner nicht daran, das Tempo-Limit auf Autobahnen zu lockern. Begründet wird dies mit einer neuen Studie. Jedoch: Auf einer Strecke muss künftig weniger oft gebremst werden.

Das politische Gerangel ist vorprogrammiert: Die steirische Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) gab am Montag bekannt, dass der Luft-100er bis auf Weiteres auf steirischen Autobahnen aufrecht bleibt. Und das, trotz deutlich verbesserter Luftqualität sowie stetig steigendem Druck vom politischen Mitbewerber (allen voran der FPÖ) und den Interessensvertretern der Pendler. 

Bessere Luftgüte als „Errungenschaft“
Lackner begründet ihre eiserne Haltung mit den Ergebnissen einer druckfrischen TU-Studie, die auf 155 Seiten die Notwendigkeit der Tempo-Bremse darlegt: „Vor 15 Jahren trug Graz noch den unrühmlichen Titel ,Feinstaub-Hochburg´. Nun sehen wir, dass unsere konsequente Maßnahmensetzung Wirkung zeigt. Das ist eine Errungenschaft, die wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen!“

Die Kurve geht endlich konstant in die richtige Richtung. (Bild: Krone KREATIV, stock.adobe.com)
Die Kurve geht endlich konstant in die richtige Richtung.

Vor nunmehr 20 Jahren wurde der sogenannte IG-Luft-100er in der Steiermark eingeführt. Die Tempobegrenzung greift flexibel bei schlechter Luftgüte bzw. hohem Verkehrsaufkommen.

Vergleich mit Salzburg hinkt
Nachdem in Salzburg diese Maßnahme zur Feinstaubreduzierung im Vorjahr abgeschafft wurde, nahm die Diskussion um deren Notwendigkeit auch hierzulande wieder Fahrt auf. Deshalb wurde die Grazer Uni mit der Erstellung einer Expertise beauftragt, die die Auswirkung der Tempo-Begrenzung auf die Luftgüte nach wissenschaftlichen Parametern abklopfen sollte.

Landesrätin Ursula Lackner und Thomas Pongratz, Leiter des Referats Luftreinhaltung, präsentierten am Montag die TU-Studie. (Bild: Land Stmk./Christoph Purgstaller)
Landesrätin Ursula Lackner und Thomas Pongratz, Leiter des Referats Luftreinhaltung, präsentierten am Montag die TU-Studie.

Thomas Pongratz, Leiter des Referats Luftreinhaltung beim Land, erklärt den Unterschied zwischen den beiden Bundesländern: „Die Ausbreitungsmöglichkeit von Feinstaub und Stickoxiden ist in Salzburg einfach eine andere als im Grazer Becken und im Leibnitzer Feld. Zudem wurden die Werte in Salzburg punktuell an verschiedenen Messstellen genommen. In der Steiermark wurden die Messungen an jeweils 100 Meter langen Korridoren, rechts und links entlang der Autobahnen, gemacht.“

Durchwachsene Bilanz
Dabei hätte sich gezeigt, dass die Grenzwerte nach wie vor nicht durchgehend eingehalten werden. „Da gibt es noch Verbesserungspotenzial“, weiß der Experte.

Insgesamt sind die Tempobeschränkungen nach IG-L in der Steiermark auf vier Teilkorridore aufgeteilt.

  •  Ost erstreckt sich von Graz bis Sinabelkirchen.
  •  West von Graz bis Lieboch.
  • Nord von Graz bis zum Gratkorntunnel Nord.
  • Süd von Graz bis Leibnitz.

Die gesamte Studie der TU Graz umfasst 155 Seiten und soll laut Land Steiermark in den kommenden Tagen online zur Einsicht zur Verfügung stehen.

Im Vergleich zum letzten Evaluierungszeitraum 2022 kam es übrigens auch zu einer Steigerung des Verkehrs: „Im Teilkorridor Ost hat die Frequenz um sechs Prozent, im Teilkorridor Süd um vier Prozent sowie im Teilkorridor West um ca. drei Prozent zugenommen“, heißt es in der Studie.

Strengere Grenzwerte ab 2030
„Das Gesamtpaket zeigt Wirkung. Um die Gesundheit der Steirer nicht zu gefährden, werden der Ausbau des öffentlichen Verkehrs oder etwa der Heizungstausch weiter vorangetrieben – aber eben auch der Feinstaub-100er muss aufrecht bleiben“, führte Lackner aus.

Dies sei auch in Hinblick auf die Einführung weit strengere Grenzwerte durch die EU notwendig. „Die Auswertungen der Daten der steirischen Messstellen zeigen, dass auch unter Berücksichtigung geringerer Emissionen die zu erwartenden Grenzwerte ab dem Jahr 2030 ohne zusätzliche Maßnahmen zur Emissionsreduktion nicht eingehalten werden können“, so Pongratz.

A9 als positiver Ausreißer
Immerhin einen Lichtblick für Schnellfahrer gibt es: Am Korridor Süd – sprich, auf der A9 zwischen Graz und Spielfeld – wird der Luft-100er wegen der verbesserten Luftgüte ab sofort weniger oft aufscheinen.

FPÖ schäumt
Kritik an der Beibehaltung des bewährten Kurses ließ nicht lange auf sich warten: „Dabei handelt es sich primär um eine im Klima-Alarmismus begründete Autofahrerschikane. Unserer Auffassung nach hätte angesichts der deutlich besseren Luftgütewerte vieles für eine rasche Abschaffung gesprochen“, preschte der steirische FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek in einer Aussendung als Erstes nach vor.

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