Meinungsforscher und Politik-Insider Christoph Haselmayer analysiert in der krone.tv-Sendung „Vor der Wahl – die Analyse“ mit klaren Worten die aktuelle Situation kurz vor der Nationalratswahl: „Die FPÖ steht in unseren Daten mit 27 Prozent stabil auf Platz eins. Die ÖVP kommt ihr jedoch immer näher, der FPÖ-Vorsprung schrumpft von Tag zu Tag. Die SPÖ liegt mit 21 Prozent klar dahinter auf dem dritten Platz.“
Die Positionierung der ÖVP als Partei der Mitte sei generell eine gute Entscheidung gewesen. „Aber auch wenn die ÖVP Zweiter oder vielleicht sogar Erster werde: Das Wahlergebnis wird das größte Minus in der Geschichte der ÖVP werden.“
Er sehe auch niemanden, der innerhalb der Volkspartei für eine Kickl-Koalition zu finden sei. So wie die ÖVP hätten aber insgesamt fast alle großen Parteien ihr eigenes Klientel erfolgreich erreicht. Nur die Bierpartei mit Dominik Wlazny sei laut Haselmayer in den IFDD-Daten zuletzt klar abgeschmiert.
SPÖ zerstritten
Zur SPÖ analysiert Haselmayer: „Andreas Babler ist der politisch am weitesten links stehende SPÖ-Spitzenkandidat seit Jahrzehnten. Und er hätte damit auch einiges erreichen und in die Geschichte eingehen können. Aber sein Programm erscheine vielen Beobachtern als unrealistisch.“
Lakonisch formuliertes Fazit: „Es gibt auch in Liechtenstein Fußballspieler, die davon träumen, Fußball-Europameister zu werden.“
Generell wäre die SPÖ aus seiner Sicht derzeit in keiner guten Verfassung: „Die SPÖ ist keine geeinte Partei. Da gibt es zumindest fünf Gruppen. Und es wird hinter vorgehaltener Hand gestritten. Aber die Menschen wählen keine Streithansln.“ Nach dem Wahlsonntag werde bei der SPÖ vor allem eine Frage im Mittelpunkt stehen: „Hat Andreas Babler seine eigene Zukunft noch in der Hand?“ Die SPÖ sei laut IFDD-Daten auch nie in einem Kanzlerduell gewesen. Das hatten Herbert Kickl und Karl Nehammer.
NEOS Wahlzwerge?
Im Duell um Platz vier ist zwischen NEOS und den Grünen noch einiges offen. Die Pinken lägen laut Haselmayer laut unterschiedlichen Instituten bei neun bis zwölf Prozent. „Aber bei ihnen war es schon öfters so: Zuerst sind sie Umfragekaiser. Aber bei der eigentlichen Wahl sind die dann Zwerge.“
Die Grünen wiederum hätten als Juniorpartner der aktuellen Regierung das Problem, Kompromisse eingehen zu müssen – und das auch getan zu haben. Haselmayer: „Gewessler ist in der Kerngruppe der Grün-Wähler eine Heldin. Auch Zadić strahlt in SPÖ und ÖVP-Wählergruppen. Aber es wird am Sonntag schwierig werden.“
Von Bierpartei „verarscht“
Bei den Kleinparteien hat der IFDD-Geschäftsführer ein klares Bild: „Die Bierpartei stand zuletzt bei drei Prozent, die Daten sind stark fallend. Damit würden sie den Einzug knapp verfehlen. Wir Beobachter haben uns von Wlazny aber richtiggehend verarscht gefühlt. Weil: Da war nichts. Politik ist aber kein Spiel.“
Und es wäre auch ausgeschlossen, dass die Liste Madeleine Petrovic ins Parlament einzieht. Die KPÖ könnte hingegen einen Achtungserfolg erzielen. Sie stünde bei immerhin drei Prozent. Damit sei sie deutlich stärker, als bei allen letzten Wahlen. Haselmayers Fazit: „Spitzenkandidat Tobias Schweiger hat das gut gemacht.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.